11. August 2015 3 Likes

Aller guten Dinge sind drei?

Der nächste Versuch, die „Fantastic Four“ zum Erfolg zu bringen

Lesezeit: 3 min.

Im Moment gibt es für ein Filmstudio kaum wertvolleres, als ein gut funktionierendes Superhelden-Franchise. Besonders die Marvel/ Disney-Connection hat bewiesen, dass Superheldenfilme trotz ihrer enormen Kosten fast hundertprozentig sichere Gelddruckmaschinen sein können.

Andere Studios tun sich da schwerer, vor allem FOX, die mit den „X-Men“ und den „Fantastic Four“ die Rechte an zwei wertvollen Marvel-Charakteren halten. Doch während die „X-Men“ inzwischen Selbstläufer sind will es mit den „Fantastic Four“ einfach nicht so recht klappen, zumindest nicht nach heutigen Blockbuster-Maßstäben. Und vor allem diese enormen Erwartungen könnten der Hauptgrund dafür sein, dass auch der nun ins Kino kommende Reboot unter der Regie von Josh Trank wohl nicht der Startschuss für eine Erfolgsreihe ist. Dabei ist der Film selbst gar nicht schlecht, doch das spielt heutzutage kaum noch eine Rolle.

Noch interessanter als der Films selbst ist das ganze Drumherum, die Produktionsgeschichte, die viralen Diskussionen, die Tweets und Gerüchte, die einen eigenen Film wert wären, wenn man denn einmal erfahren könnte, was wirklich hinter den Kulissen passiert ist. Dieser 23minütige YouTube Clip fasst das Theater ganz gut zusammen und führt zu einem der großem Probleme des modernen Filmgeschäfts: Der Einfluss der so genannten Fans einer Marke, die auf oft ungesunde Weise besessen von einer Geschichte, einem Charakter oder eben einer Superheldengruppe sind und ganz genau zu wissen meinen, was „richtig“ ist. Dass diese Hardcore-Fans nur einen Bruchteil des notwendigen Publikums für einen teuren Mainstream-Films sind, scheinen die Produzenten immer wieder zu vergessen. Und nehmen empörte Tweets oft in einem Maße ernst, der es Filmemachern kaum noch möglich macht, eine bekannte Marke auf eigene, auf originelle Weise zu verfilmen.

Ob es Josh Trank nun gelungen wäre, einen wirklich eigenen Superhelden-Film zu drehen, der nicht den gigantomanischen Mustern folgt, die die Disney/ Marvel-Film perfektioniert haben, wird man wohl nie wissen. Seine Hollywood-Karriere hat der Regisseur mit seinem bizarr anmutenden Verhalten in den letzten Tagen erst einmal ohnehin gegen die Wand gefahren. In einem schnell gelöschten Tweet distanzierte er sich vom fertigen Film und behauptete, die bösen Studiobosse seien an allem Schuld. Die Wahrehit mag wohl in der Mitte liegen, doch der Schaden durch die offen ausgetragenen Konflikte ist groß, am ersten Wochenende wurden nur enttäuschende 26 Millionen Dollar eingespielt, was in erster Linie eine Folge des negativen Word of Mouths ist.

Dabei kann sich die nun ins Kino kommende Version der „Fantastic Four“ durchaus sehen lassen, gerade weil sie deutlich weniger aufgeblasen ist, als die meisten anderen Superheldenfilme der letzten Jahre. Nach heutigen Maßstäben geradezu ein B-Picture ist dieser Film, kaum 100 Minuten lang, mit einem kurzen, knackigen Ende, aber vor allem vielen Momenten der Interaktion der Figuren. Mit Miles Teller, Michael B. Jordan, Kate Mara und Jamie Bell in den Rollen von Supergenie Reed Richards, Johnny und Sue Storm und Ben Grimm, steht ein talentiertes Schauspiel-Quartett im Mittelpunkt. Die bekannten Unwägbarkeiten verwandeln die jungen Studenten in Wesen mit Superkraft, die es mit dem schurkischen Victor von Doom (Toby Kebbell) aufnehmen müssen.

Gradlinig erzählt ist das, ohne Schnickschnack und vor allem ohne das Bemühen jede Minute mit einer betont witzigen, betont selbstirionischen Pointe zu punkten. Gerade dieser ernsthafte Tonfall lässt dann das Finale – bei dem es natürlich wie immer um die Zerstörung der Welt geht – viel überzeugender wirken als in anderen Filmen in denen oft im Sekundentakt zwischen Ironie und Katastrophenstimmung geschnitten wird.

Gerade das Fehlen dieser Elemente, gerade der Vergleich zu den „großen“ Superheldenfilmen, lässt „Fantastic Four“ klein wirken. Aber in einer Zeit, in der es sonst immer um noch größere Explosionen, noch aufwändigere Setpieces, noch mehr Exzess geht, ist Josh Tranks Film eine angenehme Abwechslung. Dass dieses quasi B-Picture dann aber doch deutlich über 100 Millionen Dollar gekostet hat, macht ihn für das produzierende Studio dann eben zu einem Problem. Nichts Halbes und nichts Ganzes sind diese „Fantastic Four“ und so darf man gespannt sein, ob FOX in die nun eingeschlagene Richtung weitergeht oder es gleich noch mal von vorne versucht, zum dann vierten Versuch die Marke zum großen Erfolg zu puschen.

„Fantastic Four“ startet am 13. August im Kino.

Fantastic Four • USA 2015 • Regie: Josh Trank • Darsteller: Miles Teller, Michael B. Jordan, Kate Mara und Jamie Bell

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