4. Februar 2015 3 Likes

Der Hacker als Actionheld

Michael Manns „Blackhat“ tut sich schwer

Lesezeit: 3 min.

Viel ist darüber geschrieben worden, dass Chris Hemsworth – besser bekannt als Thor – als Hacker wenig überzeugend ist. Und auch wenn es oberflächlich ist, alle Hacker in einen Topf zu schmeißen und zu vermuten, dass jeder Computernerd ein verpickelter, bleicher Junge ist, der garantiert nicht so einen Körper wie Hemsworth hat und auch nicht Sex mit schönen Frauen bekommt, so führt die Besetzung von Hemsworth doch zum Grundproblem von „Blackhat.“

Dabei beginnt der erste Michael Mann-Film seit sechs Jahren vielversprechend: Irgendwo drückt jemand auf Enter und in rasender, atemberaubender Visualisierung schießen Daten durch die Netze, durch Router und Server, über die ganze Welt, bis sie in einem Kraftwerk in China für eine Katastrophe sorgen. Wer hinter diesem Anschlag steckt gilt es nun für den chinesischen Agenten Dawai (Wang Leehom) herauszufinden, der im beim Anschlag verwendeten Code einen alten Bekannten erkennt: Hathaway (Hemsworth), einen brillanten Hacker mit dem er einst auf dem College war. Dummerweise sitzt Hathaway gerade im Gefängnis, doch um den Kontakt mit den Chinesen zu stärken erlaubt das FBI seine vorübergehende Freilassung. Eine Agentin (Viola Davis) wird dem Duo als Aufpasserin zur Seite gestellt, mit dabei auch Dawais Schwester Lien (Tang Wei), die bald ihre einstige Affäre mit Hathaway wieder aufnimmt. Was folgt ist eine an „24“ erinnernde Schnitzeljagd mit dem Unterschied, dass diese um die Welt führt, vor allem durch asiatische Metropolen von Hong Kong bis Jakarta.

Doch so authentisch der Tech-Sprech auch ist – und glaubt man Hackern und Computerexperten, denen der Film gezeigt wurde, dann ist „Blackhat“ in dieser Hinsicht so präzise wie kein anderer Hollywoodfilm es bislang war – am Ende sitzen die Helden weniger vor dem Computer, als in atemlosen Verfolgungsjagden durch die Straßen zu jagen oder sich wilde Shootouts mit den enigmatischen Gegnern zu liefern. Und so brillant diese Szenen auch gefilmt sind, so perfekt Mann solche Momente purer kinetischer Energie beherrscht, mit dem eigentlichen Thema Cyber-Kriminalität haben sie nur wenig zu tun.

Manchmal macht die Verlagerung der Handlung weg von den virtuellen Welten hin zur physischen Realität durchaus Sinn. Wenn etwa Lien ihren weiblichen Charme nutzt, um den Angestellten einer Bank dazu zu bewegen, einen USB-Stick in einen internen Computer zu stecken und damit die Tür für Hathaway zu öffnen, dann wird sehr schön deutlich, welche physischen Schutzbarrieren zwar existieren, doch wie fahrlässig diese im Gegensatz zu den virtuellen oft nur bewacht werden. Doch solche Momente sind rar in einem Film, der als Cyber-Thriller nur bedingt funktioniert.

Und auch als Michael Mann-Film eher zweitklassig ist. Was aber immer noch bedeutet, dass es viele Gründe gibt, sich „Blackhat“ im Kino anzuschauen: Immer weiter führt Mann seine Experimente mit Digitalen Kameras, filmt teilweise roh und eckig, verzichtet bewusst auf technische Perfektion, auch und gerade beim Ton. Kaum verständlich sind die Dialoge bisweilen, was ihnen aber eine Unmittelbarkeit, eine dahingeworfene Qualität verleiht, die ideal zu den typischen Nahaufnahmen passt, mit denen Mann immer wieder die Gesichter seiner Charaktere in den Mittelpunkt stellt. Dass die Dramen, die sich auf diesen jungen, vielleicht etwas zu schönen Gesichtern abspielen, nicht mit denen vergleichbar sind, die in den Gesichtern eines Robert DeNiro, Al Pacinos oder Russell Crowes zu lesen waren: Das sollte nicht daran hindern die vielfältigen Qualitäten eines Films zu würdigen, der zwar nicht zu den besten Michael Mann-Filmen zählt, aber fraglos das Werk eines Auteurs ist.

Blackhat • USA 2014 • Regie: Michael Mann • Darsteller: Chris Hemsworth, Wang Leehom, Tang Wei, Viola Davis

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