1. Juli 2015 2 Likes

Gelb und lustig

Das „Ich, einfach unverbesserlich“-Spinoff „Minions“ ist ebenso bunt wie bizarr

Lesezeit: 2 min.

Als in Deutschland sozialisierter Mensch dachte man bei diesen gelben, ovalen Gestalten, die vor ein paar Jahren die heimlichen Stars des Überraschungserfolgs „Ich, einfach unverbesserlich“ waren, unvermeidlich an Überraschungseier. In Heerscharen traten sie auf, huldigten ihrem Anführer, dem Schurken Gru, und agierten dabei ebenso wirr wie komisch. Sprechen konnten die Minions nicht, unverständliches Kauderwelsch gaben sie von sich, in dem nur gelegentlich mal ein Wort aus diversen Sprachen zu verstehen war.

Der Erfolg von „Ich, einfach unverbesserlich“ zog eine Fortsetzung nach sich, doch bevor in zwei Jahren der dritte Teil der Hauptreihe ins Kino kommt, erlebt man nun eine konsequent moderne Vermarktungsstrategie: Einen eigenen Minions-Film, der gleichermaßen Spinoff ist, aber auch die Vorgeschichte erzählt, nämlich wie die Minions zu ihrem bösen Anführer kamen. Vor zwei Problemen standen die Drehbuchautoren dabei, die nur bedingt gelöst werden konnten: Zum einen sind die Minions wie gesagt praktisch sprachlos, zum anderen sind sie naiv und chaotisch und agieren eher wie Lemminge, was jede halbwegs sinnvolle, auf überlegten Entscheidungen basierende Handlung praktisch unmöglich macht.

Das erste Problem wird durch eine allwissende Erzählerstimme gelöst, die Anfangs den Werdegang der Minions von den Anfängen der Zeit, als sie zum Aussterben der Dinosaurier beitrugen, bis heute nacherzählt, wobei heute das Jahr 1968 ist. Zu diesem Zeitpunkt leben die Minions in einer Höhle in der Antarktis, zwar sicher von der Außenwelt, aber in zunehmende Depression verfallend. Was fehlt ist ein böser Anführer, der ihnen sagt, wo es langgeht.

Um diesen zu finden macht sich ein Minion namens Kevin auf die Suche. Assistiert wird ihm vom kindlichen Bob und Möchtegern-Gitarrengott Stuart, die nach diversen Zufällen schließlich in Orlando landen, wo ein Superschurkenkongress stattfindet. Dort sucht die erste weibliche Superschurkin Scarlett Overkill (im Original gesprochen von Sandra Bullock) nach willigen Helfern, die ihr bei einem finsteren Plan helfen: Die Krone der englischen Königin zu stehlen. Genau der richtige Job für die Minions also, die dabei halb London in Schutt und Asche zerlegen.

Allerdings eher zufällig, da die Minions nun einmal chaotische, instinktgesteuerte Wesen sind, die kaum einen klaren Gedanken fassen können. Die Folge ist somit, dass „Minions“ kaum mehr ist als eine Nummernrevue, in der ein Setpiece das nächste jagt. Erstaunlicherweise funktioniert dieses Erzählprinzip über weite Strecken ziemlich gut, was vor allem an den grotesken Wesen selbst liegt. Obwohl sie nur Kauderwelsch sprechen und zum verwechseln ähnlich aussehen, entwickeln die drei Minions viel Charakter und dürfen ausgiebig ihrer Lieblingsbeschäftigung frönen: Singen und Tanzen. Ein halbes Musical ist der Minions-Film, und die Handlung bleibt oft einfach stehen, um Raum für ausgelassene, hübsch bizarre Songs zu geben. Diese sind auch nötig, um den Film so gerade auf Spielfilmlänge auszudehnen, wobei der schönste Songmoment erst nach den Credits stattfindet, also unbedingt sitzen bleiben!

„Minions“ startet am 2. Juli im Kino.

Minions • USA 2015 • Regie: Pierre Coffin & Kyle Balda

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