5. Februar 2017 2 Likes 1

Vorstadt-Zombies

Lebe dein bestes Leben: Die erste Staffel der Horror-Sitcom „Santa Clarita Diet“

Lesezeit: 3 min.

Sheila Hammond (Drew Barrymore aus „50 erste Dates“ und „Roller Girl“) ist Maklerin im sonnigen kalifornischen Städtchen Santa Clarita. Hier lebt sie mit ihren kiffenden Ehemann Joel (Timothy Olyphant aus „Justified“) und ihrer genervten Teenager-Tochter Abby (Liv Hewson). Eines Morgens kotzt sich Sheila dann jedoch im wahrsten Sinne des Wortes ihre Menschlichkeit aus dem Leib. Fortan ist sie ein Zombie und verliert einen Großteil ihrer Impulskontrolle, was ihr Lebensgefühl und ihr Liebesleben als emanzipierte Frau deutlich aufwertet, ein paar Dinge allerdings zugleich gehörig verkompliziert. Dass sie z. B. nur noch Menschenfleisch essen kann, stellt Sheila und Joel vor gewaltige Probleme. Zwar geben sie sich alle Mühe, bei der Jagd nach Sheilas zombiegerechter Nahrung ausschließlich kriminelle Drecksäcke zu erwischen, die es verdient haben, doch das sichere Identifizieren und anschließende Erlegen ist gar nicht so easy. Zumal rechts und links der Hammonds zwei Polizisten wohnen, und zumindest einer der beiden (Ricardo Chavira aus „Desperate Housewives“) ist ein ziemlich scharfer, misstrauischer Hund und obendrein ein echter Mistkerl. Sein Stiefsohn Eric (Skyler Gisondo), der für Abby schwärmt, ist den Hammonds mit seinem Nerd-Wissen über Untote dagegen eine große Hilfe. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf: Trotz der Zombie-Diät und der Morde wollen Sheila und Joel weiterhin ein gutes Paar, gute Eltern und gute Nachbarn sein. Oh, und wenn’s irgendwie geht, würden sie es gerne vermeiden, als diejenigen in die Geschichte einzugehen, die das mit der Zombie-Apokalypse ins Rollen gebracht haben …

„Santa Clarita Diet“ von Serienerfinder Victor Fresco, der mehrere Jahre Autor von „My Name Is Earl“ war, ist eine richtig fiese, schräge suburbane Sitcom mit „Dexter“-Allüren und Zombie-Twist, in der zwischendurch heftig gesplattert wird. Barrymore und Olyphant, die eine tolle Chemie haben, legen sich jederzeit mächtig ins Zeug, wobei sie hier und da die Grenze zum Overacting überschreiten, was durch die deutsche Synchronisation sogar noch etwas verstärkt wird. Aber man gewöhnt sich relativ schnell dran und lässt sich den schwarzhumorigen, zynischen Zombie-Spaß aus der amerikanischen Vorstadt von ein bisschen zu viel Einsatz hier und da nicht verderben. Und während Nathan Fillion („Firefly“), Patton Oswalt („King of Queens“) und Ryan Hansen („Veronica Mars“) Fans serialisierter Geek-Stoffe durch ihre Nebenrollen erfreuen und die handwerkliche Inszenierung der Folgen jederzeit überzeugt, gibt „Santa Clarita Diet“ noch ein bisschen mehr her als die übliche Zombie-Horror-Comedy. Was sich am Besten an den Parallelen zu „The Walking Dead“ (im Shop) – dem Zombie-Franchise schlechthin – aufzeigen lässt.

Denn wie in Robert Kirkmans multimediale postapokalyptische Zombie-Seifenoper, wird auch in der ersten Season von „Santa Clarita Diet“ zum einen nicht verraten, warum Sheila zum Zombie wurde – und zum anderen stehen die Menschen jederzeit klar im Vordergrund der Handlung. Menschen, die einander mit voller Absicht betrügen und schikanieren; und Menschen in der alltäglichen Hölle als typische, moderne Vorstadt-Zombies mit all den unterdrückten Bedürfnissen hinter der lächelnd aufrechterhaltenen bürgerlichen Fassade, die kurioserweise erst durch die Verwandlung eines Familienmitglieds bzw. Nachbars in einen echten untoten Vorstadt-Zombie verändert wird. Das macht „Santa Clarita Diet“ zu einer satirischen Kritik am Lifestyle unserer Tage, und so überrascht es nicht weiter, dass die lebensbejahende Weisheit ‚Lebe dein bestes Leben’ von unserer energiegeladenen untoten Gattin und Mutter kommt.

Zehn größtenteils sehr gute und lustige halbstündige Happen reichen, um großen Hunger auf die zweite Staffel zu kriegen. Bis dahin ist die erste Season von „Santa Clarita Diet“ seit 3. Februar komplett auf Netflix abrufbar.

Abb.: © Saeed Adyani / Netflix

Santa Clarita Diet – Staffel 1 • (USA/2017) • Regie: Ruben Fleischer, Marc Buckland u. a. • Drehbuch: Victor Fresco u. a. • Darsteller: Drew Barrymore, Timothy Olyphant, Liv Hewson, Skyler Gisondo, Ricardo Chavira, Nathan Fillion, Patton Oswalt • Laufzeit: 10 Episoden mit je ca. 30 Min.

Kommentare

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Erinnert ein wenig an iZombie, oder? Sieht aber lustig aus.

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