26. Juli 2017 1 Likes

SimCity meets Anno

Das gelungene Aufbaustrategie-Game „Aven Colony“

Lesezeit: 3 min.

Das betagte, aber für viele Gamer mit wahnsinnig vielen Jugenderinnerungen belegte Genre der Aufbaustrategie hat es in Zeiten immer actiongeladenerer Titel nicht immer ganz leicht, sich außerhalb der unverwüstlichen Großmarken wie Civilization zu behaupten. Mit Aven Colony ist nun mal wieder ein frischer Sci-Fi-Ableger für PC, PS4 und Xbox One erschienen, der als gekonnter Mix aus Anno und SimCity das Zeug hat, sich langfristig in die Herzen aller Weltraumsiedler zu vergraben. Aven Colony schickt uns in den Weltraum, um den fremden Planenten Aven Prime mitsamt seiner Wüsten, Tundren und Dschungel zu kolonisieren und dabei ein umfassendes Stadtsystem mit verschiedenen Forschungs- und Wirtschaftszweigen zu errichten. Nichts weniger als die langfristige Sicherung der Zukunft einer neuen Civilisation steht schließlich auf dem Spiel.

Wie für das Genre üblich bauen wir immer mehr Wohnraum und versuchen es den Siedlern so angenehm wie möglich zu machen. Faktoren wie die Zufriedenheit (und natürlich das Überleben!) der Kolonisten gehen innerhalb des Gameplays Hand in Hand mit den zunächst nicht leicht vorhersehbaren Bedingungen auf der neuen Heimat. Harte Winter, die uns die zuvor mühsam aufgebauten Nahrungsmitteldepots mangels Nachschub kosten, stellen uns ebenso vor mittel- bis langfristige Probleme wie Unwetter, giftige Gaswolken, unbekannte Krankheiten oder angriffslustige Raketenwürmer, gegen die wir Verteidigungsanlagen und entsprechende weitere Schutzmaßnahmen einrichten müssen. Der Kern hinter all diesen (und vielen weiteren) Problemen definiert einen der größten Reize des Games, nämlich das Überleben in einer unbekannten Welt mit ihren ganz eigenen Anforderungen.

Der Umgang mit allen Widrigkeiten führt nur nur über geschicktes Ressourcenfounding und ein entsprechendes Management in Verbindung mit gezielter Forschung und Entwicklung. Das Konzept fällt angenehm komplex aus und verlangt von uns, die Stadt nicht nur infrastrukturell möglichst genau auf weitere Anbauoptionen auszulegen, um beispielsweise ein valides Gesundheitssystem stabil am Laufen halten zu können. Denn bei zu extremen Problemen schlagen die Bürger Alarm und zeigen ihren Unmut überdeutlich. Das wiederum kann zu neuen Problemen führen, denn schlecht motivierte Arbeiter (etwa auch mangels Freizeitmöglichkeiten) sind naturgemäß weniger leistungswillig und stören so das gesamte System. 

Angenehmerweise können wir Aven Colony sowohl in einer Einzelspieler-Kampagne unter leichter Missionsanleitung der KI angehen als auch einen Sandbox-Modus auswählen, in dem uns verschiedene Optionen wie zum Beispiel die Anpassung der begrenzten Startressourcen oder der Umweltfaktoren zur Verfügung stehen. Auch nicht zu verachten: Technisch gibt sich das Ganze keine Blöße und gefällt insgesamt mit einem schönen Grunddesign der einzelnen Setting-Bestandteile.

Fazit

Viel Dramatik kann man schon aufgrund des Genres nicht erwarten, doch richtig gute Aufbaustrategie besticht ohnehin vordergründig durch ihre Ausgewogenheit an der Aufgaben- und Managementfront, anstatt mit aufgeblasenen Pseudo-Stories zu blenden. Da Aven Colony die Grundtugenden genau im Blick behält und damit über Wochen eine gute Balance zwischen Anspruch, Handling und dem befriedigenden Gefühl einer aufblühenden Gesellschaft hinbekommt, sollten Strategie-Fans unbedingt einen Abstecher nach Aven Prime riskieren. Aber Achtung: Im Grunde braucht man einen Probedurchlauf, um sich mit den vielen, in ihren Auswirkungen kaum unvorhersehbaren Faktoren vertraut zu machen und dem kleinen Frust zu entgehen, immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, wie schlecht man seine Stadt geplant hat. 

Aven Colony • Mothership Entertainment/Team 17 • Aufbaustrategie

Abb. © Mothership Entertainment/Team 17

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.