1. Mai 2017 1 Likes

Top 5 SF-Drogen-Romane

Soma, Spice und Substanz D: Fünf Drogen aus der Zukunft zur Einstimmung auf "Junktown"

Lesezeit: 5 min.

In Matthias Odens Roman Junktown (ab 9. Mai in unserem Shop) ist Rauschmittelkonsum Pflicht: allerlei Muntermacher werden vom Staat verteilt, um die Menschen bei Laune zu halten. Der Pflichtkonsum hat den praktischen Nebeneffekt, dass die Einwohner im Drogenwahn auch leicht zu manipulieren sind, wie Inspektor Solomon Caine im Laufe des Romans herausfinden wird.

Ein ganzes Volk im Drogenrausch kommt Ihnen bekannt vor? Junktown ist der neuste in einer ganzen Reihe von SF-Romanen, in denen gewisse Substanzen missbraucht werden. Tatsächlich ist die Verbindung zwischen Rauschmitteln und Science-Fiction so alt wie das Genre selbst. In Mary Shelleys Story The Mortal Immortal von 1833 erfindet ein Wissenschaftler ein Unsterblichkeitselixir, das ihn wahnsinnig macht. 1886 gelingt es einem gewissen Dr. Jekyll, sich mittels einer Wunderdroge von moralischen Zwängen zu befreien – mit fatalen Folgen. Angeblich soll Robert Louis Stevenson auf seine eigenen Erfahrungen mit Kokain zurückgegriffen haben, als er Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde schrieb. H.G. Wells Der Unsichtbare von 1897 folgt einem ähnlichen Plot wie Shelleys Roman, nur dass Wissenschaftler Griffin erst wahnsinnig und dann von einem wütenden Mob totgeprügelt wird. Der typischen Drogen-Roman-Plot folgte lange diesem einfachen Schema: verrückter Wissenschaftler erfindet Wunderdroge in einem (unterirdischen) Geheimlabor, testet die Droge an sich selbst und wird verrückt/deformiert/stirbt. Diese frühen Drogen-Romane entstanden zu einer Zeit, in der die Pharmazie als Wissenschaft gerade erst aufkam, und fallen dementsprechend düster aus. Die Arzneimittellehre schenkt uns jede Menge nützliche Drogen zum Heilen von Krankheiten, aber auch allerhand Rauschmittel, die mehr als 200.000 Tote pro Jahr fordern. Shelley, Stevenson und Wells schildern die Ängste, die bis heute mit dem Thema Drogen verbunden sind, aber auch das Versprechen der Drogen an ihre Konsumenten.

Bis dahin beeinflussen die fiktionalen Drogen allerdings nur den jeweiligen verrückten Wissenschaftler. 1932 ändert sich das mit einem Roman, in dem tatsächlich Opium an ein ganzes Volk ausgeteilt wird. Mit der Hippie-Bewegung in den Sechzigern veränderte sich die Sicht auf das Thema Drogen (auch) in der Science-Fiction erneut: plötzlich besteht die Möglichkeit, dass entsprechende Substanzen den Menschen ermöglichen, neue geistige Kräfte zu entwickeln und so Zugang zu einer höheren Seins-Ebene zu erlangen, die die Menschheit ultimativ verbessert. Kein Wunder, dass einige der Romane, die einem als erstes einfallen, wenn man über Drogen in der SF nachdenkt, aus dieser Zeit stammen.

Ob man sie nun in einem negativen oder einem positiven Licht darstellt: Drogen gehören zur Science-Fiction wie Raumschiffe und Laserwaffen. Die folgenden fünf fiktionalen Drogen sind nur die Spitze des Eisbergs – wer mehr über dieses Thema erfahren möchte, sollte Robert Silverbergs (im Shop) Abhandlung zum Thema aus den Siebzigerjahren lesen. Aber Vorsicht: Lesen kann süchtig machen!

 

5. Soma

Die Wohlfühldroge aus Schöne Neue Welt von Aldous Huxley (1932) dient dazu, den Londoner der Zukunft ruhigzustellen. Soma wird vom Staat als Heilmittel gegen Unruhe und Stimmungsschwankungen, die zu Aggression führen können, verteilt. Außerdem dient die Droge als Aphrodisiakum und benebelt Sterbende beim langsamen Dahinscheiden im Hospital. Die Wirkung gleicht also in etwa der von Antidepressiva. Zwar wird selbst in der schönen neuen Welt niemand direkt gezwungen, Soma einzunehmen, aber getreu dem Motto Ein Gramm versuchen ist besser als fluchen werden alle zum Konsum angehalten, weil Soma so „glücklich“ macht, dass man nicht allzu genau über sich und die Welt, in der man lebt, nachdenkt …

 

4. Moloko Plus

Moloko Plus ist eine Spezialität, die bekanntlich in der Korova Milchbar aus Anthony Burgess‘ Roman Uhrwerk Orange (1962) serviert wird. Weil statt Alkohol Milch als Basis für die Cocktails genommen wird, darf auch an Minderjährige wie Anti-Held Alex ausgeschenkt werden. Der bringt sich für seine ultrabrutalen Überfälle bevorzugt mit Moloko Plus Dencrom in Stimmung: Milch mit Adenochrom, einem Adrenalin-Derivat mit ähnlich halluzinogener Wirkung wie LSD oder Meskalin. Der Milch-Highball ist zwar nicht die Ursache für Alex‘ gewalttätiges Verhalten, aber er dürfte dafür sorgen, dass der ohnehin schon recht ungehemmte Soziopath auch noch den letzten Rest eventuell vorhandener Hemmungen verliert. Die Autoritäten sehen als einzigen Ausweg nur eine totale Gehirnwäsche, bei der Alex so konditioniert wird, dass Gewalt (und klassische Musik) ihm Übelkeit bereiten …

 

3. Spice

Frank Herberts Spice, hierzulande auch Gewürz genannt, ist die wohl bekannteste SF-Droge. Um sie dreht sich alles in Herberts Der Wüstenplanet (1965) (im Shop), denn Spice ermöglicht es, die Raumzeit zu krümmen, sodass interstellares Reisen ebenso möglich ist wie prophetische Visionen. Der Handel mit dem Gewürz ist so lukrativ, dass man ein ganzes galaktisches Imperium damit finanzieren kann, und im wahrsten Sinne des Wortes der Schlüssel zum Universum. Protagonist Paul Atreides muss sich einem Kult von Wüstennomaden anschließen und die Droge regelmäßig konsumieren, ehe er zum geweissagten Kwisatz Haderach werden und die Harkonnen besiegen kann. Klingt trippy? Ist es wahrscheinlich auch: dem Mykologen Paul Stamets erzählte Herbert, dass er bem Schreiben von Der Wüstenplanet mit halluzinogenen Pilzen experimentiert hätte (nachzulesen in Stamets Mycelium Running).

 

2. Die Telepathie-Droge

Robert Silverbergs Roman Zeit der Wandlungen (1971) rückt die Drogen in ein noch positiveres Licht. Protagonist Kinnall Darival, ein Prinz im Exil, trifft den Erdenmenschen Schweiz, der ihm von einer Wunderdroge erzählt, die auf dem südlichen Kontinent des Planeten hergestellt wird. In einem sozio-magischen Ritual konsumieren die beiden die Droge, die ihnen telepathische Fähigkeiten verleiht. Kinnall ist so begeistert, dass er sie auf seinen Kontinent schmuggelt und verteilt, wodurch er zum Anführer eines Kultes friedfertiger Aliens wird, die die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse dauerhaft zu verändern beginnen. Kinnall wird jedoch verraten und gefangen genommen, und am Ende ist unklar, ob das alles wirklich passiert ist oder nur der drogenverstärkte Wunschtraum einer gequälten Seele war – einer der großen Nachteile an halluzinogen Substanzen.

 

1. Substanz D

Das wusste auch Philip K. Dick nur zu gut: viele seiner fiktionalen Drogen sind Halluzinogene, die dafür sorgen, dass die Grenzen zwischen Realität und Traum scheinbar verschwimmen. Es wäre problemlos möglich gewesen, diese Liste allein mit PKD-Romanen zu füllen, aber beschränken wir uns auf Der dunkle Schirm (1977): Undercoveragent Bob Arctor wird beim Infiltrieren eines Drogenrings abhängig von Substanz D. Die Droge bewirkt, dass seine beiden Gehirnhälften unabhängig voneinander agieren – Arctor wird sozusagen Schizophren und lebt ein Doppelleben als Abhängiger und Ermittler, was unter anderem zur Folge hat, dass er sich selbst beschatten muss. Von dem, was während des ziemlich schmerzhaften Entzugs passiert, ganz zu schweigen … 

 

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