19. Oktober 2016 1 Likes

Internet-TV-Tipp heute, 17:44 Uhr: ExoMars-Landung

Die Landung der ESA-Sonde Schiaparelli wird heute Nachmittag im Livestream übertragen

Lesezeit: 3 min.

Nach sieben Monaten Flugzeit soll heute Nachmittag das Landemodul Schiaparelli der Raumfahrtagenturen ESA und ROSKOSMOS auf dem Mars aufsetzen – und wir können live bei der ersten europäisch-russischen Marslandung dabei sein, denn die ESA streamt die Landung aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt ab 17:44 Uhr. Begleitet und kommentiert werden die Ereignisse von ESA-Chef Jan Woerner und Astronaut Alexander Gerst.

ExoMars war eigentlich in Kooperation mit der NASA geplant, doch die Amerikaner mussten sich aus finanziellen Gründen aus dem Projekt zurückziehen. In ROSKOSMOS konnte ein neuer Partner gefunden werden, der die Mission, die nach Leben auf dem Mars suchen soll, mitfinanziert – aller politscher Differenzen zum Trotz. Die erste Phase von ExoMars startete am 14. März vom Weltraumbahnhof Baikonur und besteht aus zwei Modulen: dem Trace Gas Orbiter (TGO) und dem Testmodul Schiaparelli, das am Montag erfolgreich vom TGO abgetrennt wurde.

TGO soll nach Methan in der Mars-Atmosphäre suchen, denn Spuren dieses Gases könnten ein Hinweis auf biologische Aktivität sein. Ende 2017 soll der Orbiter seine Zielumlaufbahn in rund 400 Kilometern Höhe erreichen. Dazu sind allerdings noch mehrere Bremsmanöver nötig. Schiaparelli hingegen ist ein Testmodul, mit dem die Landung eines Mars-Rovers, die für 2020 geplant ist, vorbereitet werden soll. Das Modul wird nur wenige Tage aktiv sein, ehe seine Energiereserven aufgebraucht sind. In dieser Zeit wird es den Forschern auf der Erde Daten vom Landevorgang sowie Umgebungsdaten übermitteln.

Schiaparelli wird in einer Höhe von 121 Kilometern in die Mars-Atmosphäre eindringen und dabei rund 21 000 km/h schnell sein. In den nächsten drei bis vier Minuten wird die Reibung dafür sorgen, dass das Modul auf 1 700 km/h abgebremst wird. In 11 Kilometern Höhe entfaltet sich dann ein Bremsfallschirm, und der Hitzeschild wird abgesprengt. So wird die Geschwindigkeit des Moduls auf lauschige 250 km/h reduziert, ehe der Bremsfallschirm ebenfalls abgesprengt wird. Danach wird Schiaparelli Hydrazin-Bremsraketen zünden, bis die Flughöhe nur noch zwei Meter beträgt. Diese Restdistanz wird dann mit Hilfe der Marsschwerkraft überwunden – lies: Der Lander fällt vom Himmel. Da die Gravitation auf dem Mars nur etwa ein Drittel der Erdanziehungskraft beträgt, wird Schiaparelli so langsam fallen, dass die Knautschzone an der Unterseite des Landers den Einschlag auffangen und kompensieren können wird, sodass die Instrumente im Inneren den Sturz unbeschadet überstehen. Funksignale brauchen rund zehn Minuten, bis sie die Distanz zwischen Erde und Mars zurückgelegt haben – das Kontrollteam in Darmstadt wird also bei der Landung nicht eingreifen können.


Die tiefliegendsten Gebiete sind hier grün markiert, die höchsten in einem dunklen Braun. Die eingezeichnete Ellipse markiert die Landezone, ihre Hauptachse misst etwa 100 Kilometer.

Die Landezone liegt im Meridiani Planum, einer relativ flachen Tiefebene am Äquator. So wollen die Wissenschaftler sicherstellen, dass die Mars-Atmosphäre dicht genug ist, um den Lander in der ersten Phase ausreichend abzubremsen. Der große Krater rechts im Bild hat einen Durchmesser von rund 22 Kilometern und heißt Endeavour. Der Mars-Rover Opportunity studiert seine Westrand seit 2011 - Schiaparelli wird also nicht allein in Meridiani Planum sein.
Wenn alles klappt, soll der ExoMars-Rover 2020 auf dem roten Planeten landen. Er wird unter anderem mit einem zwei Meter langen Bohrer ausgestattet sein, der den Forschern einen Blick unter die Marsoberfläche und damit hoffentlich Hinweise auf Leben liefern soll.

Das Livestream-Programm heute besteht, wie die ExoMars-Mission, aus zwei Teilen. Um 17:44 geht’s los, zwischen 19 Uhr und 20:25 h wird Pause gemacht, dann geht es weiter bis 22:03 Uhr. Übertragen wird auf dem ESA-Facebook-Kanal und hier: http://livestream.com/ESA/marsarrival. Morgen um 10 Uhr findet dann eine Pressekonferenz statt, die ebenfalls live im Netz übertragen wird. Dabei sollen auch die Bilder von Schiaparellis Descent-Kamera gezeigt werden.
Mehr Informationen zur ExoMars-Mission finden Sie unter exploration.esa.int.

Alle Bilder © ESA

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