22. April 2015 3

Mars is Coming

Die Heyne Science-Fiction steht diesen Herbst ganz im Zeichen des roten Planeten – eine Vorschau

Lesezeit: 1 min.

Dieser Herbst wird staubig. Kalt. Einsam, sehr einsam sogar. Und äußerst rötlich – denn Der Marsianer kommt ins Kino! Wir bei Heyne können den Starttermin für die Verfilmung des besten Marsromans der letzten Jahre kaum abwarten (es ist der 26.11.2015, by the way), und deshalb bringt Heyne pünktlich die Filmausgabe von Andy Weirs „Der Marsianer“ heraus: 

Andy Weir: Der Marsianer (Filmausgabe)

Aber das ist noch längst nicht alles – denn warum bei einem Marsroman aufhören, wenn es noch so viel mehr über den roten Planeten zu erzählen gibt? Eben. Und deshalb haben wir die monumentale Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson ausgegraben, die jahrelang nicht mehr lieferbar war, und publizieren sie ab Herbst 2015 in überarbeiteter und üppig ausgestatteter Form neu. Ein Muss für jeden Raumfahrt-Fan!

Kim Stanley Robinson: Roter Mars Kim Stanley Robinson: Grüner Mars Kim Stanely Robinson: Blauer Mars

Wie weit sind wir eigentlich in der Planung für einen tatsächlichen Marsbesuch? Was brauchen wir, um einen oder mehrere Astronauten zum Mars zu schicken? Antworten auf diese Fragen und einen Überblick über den Stand von Forschung und Technik gibt das Sachbuch „Der Weg zum Mars“, das ebenfalls diesen Herbst erscheint:

Sascha Mamczak, Sebastian Pirling: Der Weg zum Mars

Moment mal, sagen jetzt manche, das ist doch nicht das einzige filmische Science-Fiction-Highlight im kommenden Winter? Richtig. Infos zum ultimativen Star-Wars-Begleitbuch bei Heyne folgen in Kürze. Stay tuned …

Kommentare

Bild des Benutzers Alexander Seibold

Seit der Erstauflage des Opus magnum von Kim Stanley Robinson sind schon ein paar Jährchen vergangen. Seit dem Terraforming des Mars ist schon so mancher regennasse Herbst über unseren Nachbarplaneten hinweg gezogen. Und jetzt gibt Heyne noch einmal Vollgas und überschüttet seine Leser mit roter Literatur.
Manch einer sagt schon, es reicht: Nun ist es aber genug. Zu allem Überdruss ist der Mars zuletzt auch noch auf gut 55 Millionen Kilometer an die Erde herangekommen. So nahe ist er den Menschen seit 57.539 Jahren nicht mehr gekommen. Damals lebte noch der Neandertaler auf der Erde.
Der Mars wurde noch nie von einem Menschen betreten. Deshalb ist man auf Spekulationen oder die Daten angewiesen, die von unbemannten Mars-Missionen gewonnen wurden. Und auch damit werden wir bombardiert: in der Tagespresse, Fachliteratur, TV-Dokus… Aber trotz einer geradezu massiven Invasion durch technisches Gerät aus Menschenhand wissen wir noch erschreckend wenig über den kleinen Bruder der Erde. Vor allem wissen wir nicht, ob es denn nun Leben auf ihm gibt oder nicht, und wie dieses Leben beschaffen sein könnte. Dennoch hat kein anderer Himmelskörper die Phantasie der Menschen so sehr bewegt wie der Mars.
In vielen Kulturen wurde er wohl wegen seiner Farbe mit Blut und Feuer in Verbindung gebracht. Die Babylonier hielten ihn für den

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Wohnsitz von Nergal, dem Gott der Seuchen und des Untergangs. Leuchtete er besonders hell am nächtlichen Himmel, war großes Unglück zu erwarten. Als Gott des Krieges wurde der Mars von den Römern verehrt, als Unglücksbringer galt er den Menschen des Mittelalters. Mit der Aufklärung wandelte sich die Art der Bedrohung, die vermeintlich von ihm ausging. An die Stelle von Kriegsgöttern und unheilvollen Kräften traten überlegene und kriegslüsterne Wesen, die den Mars bevölkern sollen. Vor etwas über einhundert Jahren schien der Nachweis einer marsianischen Zivilisation unmittelbar bevorzustehen. Der Mailänder Astronom Giovanni Virginio Schiaparelli entdeckte 1877 seltsame Linien auf dem Mars, die er „canali“ nannte. Sein bald darauf veröffentlichter Mars-Atlas wurde zur Weltsensation.
Angela und Karlheinz Steinmüller haben in ihrer Chronik der Zukunft „Visionen 1900 - 2000 - 2100“ darauf hingewiesen, dass „canali“ genau übersetzt eigentlich „Rillen“ bedeutet. Aber „Kanäle“ klingt nun einmal viel bedeutender als „Rille“. Marskanäle, das erweckt die Vorstellung von funkelnden Wasserläufen, und Schiaparelli träumte auch tatsächlich von Flüssen, die auf dem ausgetrockneten Planeten weite Ebenen bewässern und sich in Kaskaden in die Täler ergießen.
Keine drei Jahre nach der Entdeckung von Schiaparelli erscheint 1880 eine äußerst phantasievolle Erzählung: „Jenseits des Zodiakus“ von Percy Gregg. Gregg sprengt die bisherigen Grenzen der belletristischen Bühne. Bei ihm treten nicht nur Erdbewohner auf, sondern auch Marsianer. Und diese haben, was wichtig zu bemerken ist, ein recht gütliches Auskommen miteinander. Das gleiche gilt auch für den Roman „Das Ende der Welt“ des französischen

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Astronomen Camille Flammarion aus dem Jahr 1896. Seine Marsianer warnen die Erdmenschen sogar durch eine Lichtdepesche vor einem Kometen auf Kollisionskurs. Wir haben also auf der einen Seite „die Schwester Erde“, auf der anderen „den Bruder Mars“. Die jeweiligen Bewohner sehen sich als Geschwister, Kinder der einen Sonne.
In Steinmüllers „Chronik der Zukunft“ wird ein Wendepunkt in diesen guten Beziehungen zwischen Marsbevölkerung und Erdbevölkerung herausgestellt: 1897 ist das Jahr der Invasion, das Jahr, in dem die Bewohner des Mars über die Menschen herfallen. Und diesen Schrecken erlebt die Erde gleich mehrfach.
In den Texten von Kurd Laßwitz, dem Philosophen und Naturforscher aus Breslau, sind die Martier brave Anhänger der Lehre Kants samt kategorischem Imperativ. Freie Selbstbestimmung ist auf dem Mars oberste Richtlinie. Politisches Handeln ist für den Marsbürger Pflicht, Eifersucht gibt es nicht, und jeder Martier soll täglich zwei Zeitungen unterschiedlicher politischer Richtung lesen.
In Laßwitz´ Roman „Auf zwei Planeten“ erobern die Martier zwar die Erde, doch nur, um unter den kriegführenden Menschen Frieden zu stiften. Sie wollen die Menschheit mit ihrer überlegenen Kultur und synthetischen Nahrungsmitteln beglücken und nebenbei - nach dem bekannten Muster der irdischen Kolonialisten - die von der Erde empfangene Sonnenenergie für sich ausbeuten. Mit diesem Werk über den Erstkontakt zu den Martiern wurde Kurd Laßwitz zu einem der wichtigsten Wegbereiter der Science-Fiction in Europa.
- Jetzt aber genug davon. Sonst wird das noch eine Kulturgeschichte des Roten Planeten. Ceterum censeo: Wenn der Verlag schon ältere Texte wieder in die Regale bringt, frage ich mich, wo denn die Gesamtausgabe von William Voltz bleibt?

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