18. Oktober 2017 1 Likes

Politik und Poesie

John Crowleys Roman „Die Übersetzerin“

Lesezeit: 1 min.

Im Schaffen des 1942 geborenen Amerikaners John Crowley (im Shop) finden sich neben Drehbüchern für viele historische TV-Dokus u. a. das Science-Fiction-Meisterwerk „Maschinensommer“ über eine außergewöhnliche postapokalyptische Welt ohne Technik; und der 1982 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnete, nicht allein von Ursula K. Le Guin (im Shop) hoch gelobte Genre-Meilenstein „Little, Big oder Das Parlament der Feen“, in dem Crowley die Verbindung eines amerikanischen Familienclans mit dem Reich der Feen beschreibt, die aus dem späten 19. Jahrhundert bis in eine dystopische Zukunft der Vereinigten Staaten reicht.

Bei Golkonda ist soeben Mr. Crowleys subtiler Roman „The Translator“ aus dem Jahre 2002 als deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von André Taggeselle erschienen. Was man als Coming-of-Age-Story oder gar als Spionagethriller zur Zeit des Kalten Krieges bezeichnen mag, wehrt sich in Wahrheit erfolgreich gegen jedwede Klassifizierung, trotz aller Politik, Lyrik, Geschichte und Liebe. Reißerisch ist das zu keinem Zeitpunkt, doch sprachlich immer ausgesprochen schön, während es zugleich um die Nuancenhaftigkeit, die Dehnbarkeit und die Macht der Worte geht. Und wie wir wissen, muss man heute wieder verstärkt über das nachdenken, was gesagt und geschrieben wird, oder eben nicht.

Auf Englisch erscheint Ende Oktober mit „Ka – Dar Oakley in the Ruin of Ymr“ indessen Crowleys neuester Roman, in dem er die Abenteuer einer Krähe schildert, die noch zur Zeit der Druiden und Römer einsetzen und bis in die Unterwelt führen. 

John Crowley: Die Übersetzerin • Golkonda, München 2017 • 348 Seiten • Hardcover: 22,90 Euro

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