27. Mai 2016

Biopunk in Berlin, Okkultismus in London

„James Bond“ und „Hellblazer“ von Warren Ellis

Lesezeit: 3 min.

Bei Splitter ist unter dem kryptischen Titel „Vargr“ gerade der erste Band der neuen „James Bond“-Comics auf Deutsch erschienen. Autor der Panel-Mission ist der englische Superstar Warren Ellis, der seit Jahren zu den Besten der Besten gehört, wenn es um Comics im Allgemeinen und SF-Comics im Besonderen geht – „The Authority“, „Planetary“, „Fell“ und „Transmetropolitan“ gehören in jede gut sortierte Comic-Bibliothek, und „Trees“ und „Injection“ bereiten allen Ellis-Followern in jüngerer Vergangenheit eine Menge Freude. Das gilt auch für „James Bond: Vargr“, das Zeichner Jason Masters („Batman Incorporated“) zu Papier gebracht hat, während diezukunft.de-Kollege Kronsbein die Eindeutschung des Ellis’schen Sounds oblag.

Der ist gewohnt ironisch, bissig und witzig, kann und soll jedoch keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass Ellis und Masters da ein sehr guter Bond-Comic gelungen ist. „Vargr“ spielt in der Gegenwart, ist dem originalen, harten Bond von 007-Schöpfer Ian Fleming absolut treu ergeben und führt den Agenten unter anderem nach Berlin, wo Ellis in den letzten Jahren vor Ort spürbar viele Impressionen sammelte. Es geht um synthetische Drogen, die noch schlimmer sind als befürchtet, und Bionik und Genetik, die alles andere denn zum Wohl der Menschheit eingesetzt werden. „Vargr“ ist cool und blutig, und die wortlosen Action-Sequenzen sind durch und durch Ellis. Beeindruckend, dass er einer so strikt überwachten Marke wie Bond seinen Stempel aufdrücken und sogar Science-Fiction-Elemente einbringen kann. Das alles ergibt am Ende einen Bond für jeden, ob MI6-Veteran oder Gelegenheits-Agent. Splitter präsentiert den starken Auftakt als reguläre Hardcover-Edition und als limitierte Ausgabe mit Variant-Cover und zusätzlichem Skizzen-Anhang.

Beim englischen DC-Imprint Vertigo wurde parallel „John Constantine – Hellblazer Vol. 14: Haunted“ veröffentlicht. Damit setzt man nicht nur den lückenlosen Sammelband-Nachdruck von Vertigos Signatur-Serie um den kettenrauchenden Okkultisten fort, sondern fasst erstmals alle Constantine-Geschichten aus der Feder von Warren Ellis in einem praktischen Band mit einem hübschen Cover von Francis Manapul zusammen: Den titelgebenden Sechsteiler mit Artwork von John Higgins, in dem Ellis seine ambivalenten Gefühle für London in eine krasse Rache-Story packt; und eine Handvoll überzeugender Einzelgeschichten, die u. a. Tim Bradstreet und Javier Pulido illustrierten. Dazu kommen das lange ins Archiv verbannte „Shoot“ (dessen Publikation DC wegen der thematisierten Schulschießereien lange verweigerte, weshalb der 1999 angetretene Ellis „Hellblazer“ noch im selben Jahr viel zu früh verließ) und ein paar Storys von Garth Ennis, Dave Gibbons, Paul Jenkins und Darko Macan.

Zwei tolle Comics – es gibt definitiv schlechtere Momente, um ein Fan von James Bond, John Constantine oder Warren Ellis zu sein.

Warren Ellis, Jason Masters: James Bond Bd. 1: Vargr • Splitter, Bielefeld 2016 • 148 Seiten • Hardcover: 19,80 Euro

Warren Ellis, John Higgins u. a.: John Constantine – Hellblazer Vol. 13: Haunted • Vertigo, Burbank 2016 • 336 Seiten • Paperback: $ 24,99


James Bond and 007 are registered trademarks of Danjaq LLC, used under licence by Ian Fleming Publications Ltd.
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