10. Februar 2017 1 Likes

Neues Spiel, neues Kino-Glück?

Oskarpreisträger Stephen Gaghan schreibt das Drehbuch und führt Regie bei Ubisofts „Tom Clancy’s The Division“-Verfilmung

Lesezeit: 3 min.

Nur zwei Tage, bevor ihre jüngste Videospielverfilmung Assassin’s Creed in amerikanischen Kinos anlief, hat Ubisoft Motion Pictures in einer Pressemitteilung einen weiteren Namen für ihre nächste große Leinwandadaption bekanntgegeben: Stephen Gaghan, der mit seinem Drehbuch für Traffic bereits einen Oscar einheimsen konnte und dieses Jahr sein Regiedebüt mit dem Gaunerdrama Gold gibt.

Böse Zungen könnten behaupten, Ubisoft hätte bereits vor Veröffentlichung ihres Meuchelmörderfilms erkannt, dass die Anwesenheit von Hollywoodstars allein (Michael Fassbender und Marion Cotillard) nicht reicht, um ein Videospiel gelungen auf die Leinwand zu übertragen: Das Assassinendrama wurde von der Kritik nicht zu Unrecht ziemlich rückhaltlos als überfrachtete Plot-Maloche abgetan. Lesson learned, könnte man sagen, wenn für das nächste Projekt nun ein bekannterer Drehbuchautor sowohl kamera- als auch federführend zeichnen soll. Denn Gaghan ist nicht nur in der Film-, sondern auch in der Videospielbranche kein unbekanntes Gesicht. Auch wenn sich seine Referenzen für gewöhnlich auf sein oskargekröntes Drehbuch für Traffic und seine Mitarbeit am Politthriller Syriana beschränken – Arbeiten, die bereits zehn bis fünfzehn Jahre zurückliegen – findet man ihn in jüngerer Vergangenheit interessanterweise unter anderem als Co-Autor des 2013 erschienenen Ablegers der Call of Duty-Reihe von Activision, Ghosts. Trotz vieler kritischer Stimmen wurde gerade diese Kampagne des Shooters für seinen vergleichsweise anspruchsvollen Plot gelobt. Dass Gaghans Erfolg mit dem Medium an sich verzeichnen kann, gereicht ihm daher hoffentlich auch bei der Übertragung auf die Leinwand zum Vorteil.

Stephen Gaghan
Stephen Gaghan

Mit der dystopischen Welt von Tom Clancy’s: The Division betritt der Amerikaner dementsprechend auch inhaltlich nicht völlig unbekanntes Terrain (CoD:Ghosts hatte ebenfalls ein kriegsgebeuteltes Amerika zum Schauplatz). Die Entscheidung der Ubisoft-Studios, Gaghan nicht nur das Drehbuch, sondern auch den Regiestuhl zu überlassen, mutet zwar auf den ersten Blick wie ein riskantes Manöver an – wäre da nicht sein gerade vor zwei Wochen vom Stapel gelaufenes Regiedebüt Gold.

Je nachdem, ob der mit Matthew McConaughey in der Hauptrolle und einem explosiven Bergbauskandal aus den Neunzigern als historischem Hintergrund aufwartende Gangsterstreifen so große Wellen schlagen kann wie Martin Scorseses Wolf of Wall Street drei Jahre zuvor, woran Gaghans Film stark erinnert, wird sich wohl auch deutlicher abzeichnen, mit welcher Erfolgserwartung die Ubisoft-Köpfe ihrem nächsten Eintrag in der Game-to-Screen-Sparte entgegensehen dürfen.

An dem Konzept, große und bekannte Namen an ihre Produktionen zu binden, scheinen die Kanadier nämlich vorerst festzuhalten. Für die Hauptrollen des The Division-Films wurden – wie berichtet – bereits die Oskarpreisträgerin Jessica Chastain sowie Jake Gyllenhaal an Bord geholt. Letzterer kommt nach seinem Auftritt als Prince of Persia im Jahr 2010 ebenfalls nicht zum ersten Mal in Kontakt mit der Videospielbranche.

Ob es bei der erwachsenen Cineastik, die Videospiele wie The Last of Us oder The Guardian inzwischen aufweisen, überhaupt noch notwendig ist, komplexe Spieleplots auf Teufel komm raus in ein Neunzig-Minuten-Hollywood-Korsett zu pressen, ist eine ganz andere Frage. Solange Hollywood es aber weiterhin versucht, wünschen wir den Filmemachern natürlich, dass sie irgendwann den Jackpot knacken. Vielleicht klappt es ja mit The Division. Wir warten schließlich immer noch.

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