23. September 2014 1 Likes

Teurer Spaß!

„Destiny“, das neue Spiel der Halo-Macher

Lesezeit: 5 min.

Seit knapp zwei Wochen ist es da! Das teuerste Spiel aller Zeiten. 500 Millionen Dollar an Entwicklungskosten. Das langersehnte Spiel „Destiny“ der Halo-Maschine Bungie ist erschienen und stellt jedermann, wie auch uns, vor die Frage: Ist der gigantische Hype gerechtfertigt?

Bei „Destiny“ handelt es sich um einen ungewöhnlichen Cocktail von Spiel. Stets als das Traumprojekt Bungies gepriesen, wurde – nach viel Geheimniskrämerei - bekannt, dass es sich um ein MMOrpg (Massively Multiplayer Online Role Playing Game) a lá World of Warcraft oder Guild Wars, handeln würde. In seinem Kern bleibt das Spiel jedoch ein Ego-Shooter, wie man es bereits vom Bungie des letzten Jahrzehnts gewohnt war.

„Destiny“ versetzt den Spieler in ein neues Science-Fiction-Setting, das eigens vom Entwicklerteam entworfen wurde. Zu Beginn des Spiels darf zwischen drei Klassen gewählt werden, den „Wächtern“: Titan, Jäger oder Warlock. Die Erste ist ein typischer Tank: Der Titan hält viel aus und kann seine Teamgefährten mit Schilden unterstützen. Der Hunter ist leise und blitzschnell und hat als einzige Klasse ein Messer zur Verstärkung des wuchtigen Nahkampfangriffs. Sie bietet sich daher gut als unterstützende Sniper-Klasse an, die sich aber auch in Bedrängnis durchaus zu wehren weiß. Die letzte Klasse ist der Warlock - der „Damagedealer“ der drei, der dank gewaltiger Nova-Bomben gleich mehrere Gegner auf einen Schlag ausschalten kann.

Was sich auf dem Papier nach großer Abwechslung anhört, ist sich letztlich aber ähnlicher als es wohl Bungie selbst dachte. Alle drei Klassen können auf das gesamte Waffenrepertoire zurückgreifen, und jeder Spieler kann seinen Charakter so spielen, wie es ihr oder ihm beliebt. Egal ob es sich dabei um einen im Hinterhalt wartenden Titanen handelt, der nur per Fernrohr seine Gegner zu Gesicht bekommt, oder um einen mit Raketenwerfer ausgerüsteten Warlock. Jeder Wächter hat eine Spezialfähigkeit, die sie grundlegend von den anderen unterscheidet, wie die bereits erwähnten Nova-Bomben oder der Schild. Zum Schluss spielen sich alle Klassen jedoch leider so ähnlich, dass es keinen nennenswerten Unterschied macht.

Egal für welche Klasse (oder auch wählbare Rasse, ebenfalls drei an der Zahl) man sich am Anfang des Spiels entscheidet, begonnen wird die Kampagne stets im alten Russland unseres Planeten. Der Spieler wird dann von einem Geist erweckt, einer kleinen schwebenden Drohne, im Englischen gesprochen vom Lieblins-Kleinwüchsigen jedes Game of Thrones-Fans: Peter „Tyrion“ Dinklage. Nach einer handvoll stets ähnlich strukturierter Aufgaben führt es den Wächter dann auch auf den Mond, zum Mars und letztlich zur Venus.

Die Missionen laufen meist nach Schema F ab: Gehe zu Punkt A, aktiviere Gerät B und schlachte alle anstürmenden Gegner ab. Auch mit Länge protzt die Kampagne von „Destiny“ nicht gerade, denn der Abspann flimmerte bereits nach etwa sieben Stunden über den Bildschirm. Hier beginnt der eigentliche Spaß jedoch erst. Denn die Kampagne dient eigentlich nur als Einübung für alles Weitere im Spiel.

Der Spieler kann sich dann ab Level 5 in den Schmelztiegel begeben, dem PvP(Player versus Player)-Bereich „Destinys“ und sein Können gegen andere menschliche Spieler austesten. Oder jedoch mit anderen Spielern gemeinsam Missionen abschließen.

Alle Umgebungen der Planeten sind offen und mehr oder weniger weitläufig und überall tummeln sich andere menschliche Spieler. Es bleibt dem Spieler offen, den anderen zur Hand zu gehen oder gar sofort per Knopfdruck einen eigenen Angriffstrupp zu bilden, um sich dann zusammen auf Monsterhatz und Lootjagd zu begeben.

Womit wir beim nächsten Punkt angelangt sind: Die suchterzeugende Suche nach immer besseren Ausrüstungsgegenständen und Waffen. Gegner lassen hin und wieder grüne, blaue oder gar sehr seltene lilafarbene Engramme fallen. Diese müssen im Turm, dem Sammelknoten aller menschlichen Spieler, entschlüsselt werden und geben erst dann ihren Inhalt preis. Ob es sich dabei um eine begehrte Rüstung oder nur um unbrauchbaren Schnickschnack handelt, erfährt man demnach also nicht sofort. Wahrlich heiße Beute wird jedoch äußerst selten von Gegnern fallen gelassen, wodurch das Gefühl aufkommt, dass Bungie das Spielerlebnis strecken will.

Laut Bungie selbst beginnt „Destiny“ aber erst wenn man das Maximallevel von 20 erreicht hat, was gut und gerne nach acht Stunden der Fall sein kann. Dann eröffnen sich dem Spieler „völlig neue Welten“, und es wird möglich Strike-Missionen durchzuführen, die dem Spieler höhere Chancen auf seltene Items eröffnen. Und diese werden bitter nötig, denn ab Level 20 ist es dennoch möglich den Charakter höher zu leveln. Dies geschieht jedoch nur durch legendäre Items, die das Attribut „Licht“ besitzen - bislang hin zu Level 29.

Seit letzter Woche ist auch ein sogenannter Raid verfügbar, welcher den „Destiny“-Spielern alles abverlangen soll und auch nur mit fünf weiteren Spielern zu meistern sei. Dafür bietet er aber ungeahnte Reichtümer und garantiert legendäre und exotische Items. Der Raid ist erst ab Level 26 betretbar und stellt selbst dann die passioniertesten Spieler vor eine harte Zerreißprobe. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Nach mehreren Tagen des Spielens mit denselben fünf Leuten kamen wir nach etwa 15 Stunden vor den letzten Endboss und beließen es erstmal dabei – bis wir alle irgendwann bessere Ausrüstungen besitzen und es auf ein Neues versuchen werden. Die schlauen Köpfe hinter der Halo-Spielreihe gaben zu, dass dieser Raid die schwierigste Mission war, die sie jemals entwickelt haben.

Bereits jetzt machen sich aber Ermüdungserscheinungen breit: Zu lange dauert die Hatz bis dann mal vernünftige Items fallen, und selbst der PvP-Modus macht nach längerer Zeit nicht mehr so viel Spaß wie zu Beginn. Und was ist erstmal, wenn man das große Ziel, der Raid, gemeistert hat? Immerhin bietet Bungie mehrmals im Monat neuen Content an. Alles in Form von neuen kurzzeitigen Modi, besonderen Missionen oder anderen Schmankerln – bis dann im Dezember die erste offizielle Erweiterung erscheint: The Dark Below, welche sogar zeitexklusiv erst nur auf Sonys Konsolen, der Playstation 3 und 4, erscheinen wird.

Fazit: Destiny stellt eine gelungene Variante zu anderen Spielen wie World of Warcraft dar. Es macht gewaltig Spaß die ganzen Horden an Gegnern zu plätten und auf neue Ausrüstung zu hoffen, am besten gemeinsam mit Freunden. Jedoch wird das ganze schnell ermüdend und es stellt sich oft die Frage: Wo steckt denn die halbe Milliarde (!) an Kosten drin? Sind es etwa die ganzen bekannten Promi-Sprecher? Besonders viele Modi bietet „Destiny“ nicht, und auch die Maps könnten lebendiger sein. Alles sieht schön aus, aber das schaffen doch auch andere Spiele mit einem Bruchteil der Kosten.

Ist der Hype um das Spiel also letztlich gerechtfertigt? Nein, es sei denn man will Bungie nicht auf 500 Millionen Dollar Unkosten sitzen lassen. Aber selbst das sollte jetzt wieder drin sein, denn es wurden bereits Spiele im Wert von 500 Millionen an den Handel ausgeliefert. Mal sehen, was die Zukunft bringen wird.

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