21. September 2017

Die Zukunft saust davon

Technologischer Fortschritt im Hinterzimmer der Automobilmesse IAA

Lesezeit: 3 min.

Die internationale Automobil-Austellung, kurz IAA, in Frankfurt am Main stellt eine der größten Automobilmessen der Welt dar. Technologischer Fortschritt wird groß geschrieben, während sich die Fahrzeughersteller in den über 16 gigantischen Messehallen ballen und der Welt offenbaren, woran in den Hinterzimmern getüftelt wurde. Neben zahllosen sogenannten „Studien“-Fahrzeugen, von denen es über 95% nicht in die Serie schaffen, lässt sich wahrliche Innovation und technologischer Fortschritt jedoch vermissen. Dafür muss man schon zwischen die Fugen geraten, oder wie Alice dem weißen Hasen folgen. Nämlich still und heimlich in Messehalle 3 im Obergeschoss (3.1), direkt über dem Showfloor von Audi. Denn dort befand sich noch bis Sonntag die „New Mobility World“-Ausstellung. Dort trafen sich die Tüftler und Denker mit Nachhaltigkeit um ihre Neuheiten zu veröffentlichen, fernab vom Trubel der Großkonzerne.

Nachhaltigkeit und ein Weg in die urbanisierte Zukunft sind die großen Stichworte der „New Mobility World“ und die Motive denen sich die Automobilhersteller hier verschrieben haben. Neben neuen Elektrofahrzeugen wird ebenfalls der Aspekt des öffentlichen Transports und urbanen Nutzung beleuchtet. Allen voran sind hier die Berliner von Ubitricity, die aus jeder Straßenlaterne eine Ladestation machen wollen. Wieso überall Ladestationen aufstellen, wenn man bestehende Infrastrukturen einfach nutzen kann? Hierzu wurde der „SimpleSocket“ entworfen, der sich in jede Straßenlaterne einbauen lässt. Die clevere Technik verbirgt sich jedoch im „SmartCable“, das von Ubitricity an die Kunden geliefert wird, das eine Sendeeinheit in sich integriert. Diese überprüft mit Hilfe des Smartphones und einer Internetverbindung die „Sauberkeit“ der Steckdosenlaterne, und liefert uns auch den genutzten Stromverbrauch direkt per Rechnung elektronisch nach Hause. Und selbst für das Ausland gibt es sogenanntes „E-Roaming“, das an über 25.000 Stationen in Europa genutzt werden kann.


Ubitricity Smart Cable

Wer sich in Großbritanien-Urlaub befindet, wird über kurz oder lang wohl auf ein Prachtstück der LEVC (ehemals London Taxi Company) stoßen. Das neueste Elektro-Hybrid Model „TX“ bietet sechs Sitze und fährt eine Strecke von über 120 km per Akku-Ladung. Danach springt der sogenannte Range Extender ein, hinter dem sich ein Benzinmotor verbirgt. Dieser gibt Strom für weitere 600 km her. Das Taxi verbirgt im Inneren weiterhin USB-Ports und ist ein fahrender W-LAN Hotspot. Ab Oktober sollen die Taxis in Großbritanniens Hauptstadt zu sehen sein, wie auf dem Bild bereits zu sehen ist. Auch weitere europäische Städte haben bereits Interesse bekundet und Einheiten geordert.


LEVC Electric Taxi

Und wenn wir schon bei Taxis sind, zeigt ein kleines technisches Wunder, wie es auch ganz groß geht: Das „City-E-Taxi“ des ACM (Adaptive City Mobility). Der gerade mal 550 Kilogramm schwere Dreisitzer (von denen die acht Akkus knapp ein Fünftel des Gewichts beanschlagen) kann als Minilaster oder Shuttle genutzt werden. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt will besonders ressourcenschonend und platzsparend sein, mit maximaler Nutzung des gebotenen Raumes. Mit dem ACM-Projekt geht neben der Nutzung des „City-E-Taxis“ auch eine ganze Kommunikationsplattform (IKT) einher, die den Usern den Umgang erleichtern soll, samt Carsharing. Die Software steuert und konfiguriert neben der Steuereinheit auch den Akkuwechsel, der kinderleicht von der Hand geht. Die insgesamt acht Akkus befinden sich in einer ausziehbaren Schublade direkt unter dem Auto. Die ersten „City-E-Taxis“ sollen noch Ende diesen Jahres auf Münchens Straßen vorzufinden sein.


ACM City-E-Taxi

Dass es aber sogar noch nutzungsfreundlicher gehen kann, das zeigt das dänische Lasten-Rad „Tripl“ des Herstellers EWII Mobility. Das elektrische Dreirad fährt beinahe geräuschlos mit einer Akkuladung bis zu 120 km und bietet trotz seiner kleinen Größe einen Laderaum von 750 Litern einer Zuladung bis zu 210 kg.


EWII Tripl

Zu guter Letzt bekommt aber auch noch BMWs klassischer Fanliebling Isetta einen inoffiziellen elektrischen Nachfolger, das Microlino. Hinter dem schnuckligen E-Auto steckt kein anderer als Kickboard-Erfinder Wim Ouboter. Die ersten hundert Modelle des Microlino gehen Frühjahr 2018 an den Start, jedoch öffnet bereits im November 2017 der erste „Urban Mobility Store“ in Zürich seine Pforten. Der schweizer Mini-Tesla soll zwischen 12.000 und 13.000 Euro kosten.


Microlino

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