Alien-Gewächse

Gerade hat Warren Ellis („Planetary“, „Transmetropolitan“) Marvels Antihelden „Moon Knight“ mit gerade mal sechs sensationellen Standalone-Heften neu justiert. Noch bevor er sich im Juli in Rob Liefelds „Supreme“-Universum austoben wird, erschien nun überdies die erste US-Ausgabe von „Trees“, der neuen Science-Fiction-Comicserie, die Ellis mit Zeichner Jason Howard („Super Dinosaur“) geschaffen hat, nachdem die beiden bereits am Webcomic „Scatterlands“ zusammengearbeitet haben.

In „Trees“ zeigen Ellis und Howard, wie die Welt der nahen Zukunft sich verändert, wenn gigantische Alien-Bäume auf die Erde kommen und sich dort einpflanzen – und sich kein bisschen für die Menschen interessieren, während ihre gigantische, stumme, nichtsdestotrotz erdrückende Präsenz dennoch für ordentliche ökologische, urbane und soziale Veränderungen und teilweise geradezu kataklystische Zustände sorgt.

Die erste viel versprechende US-Ausgabe von „Trees“ trägt unverkennbar Ellis’ Handschrift als Chef-Futurologe und konstante SF-Größe der englischsprachigen Comic-Szene. Allerdings ist die Auftaktnummer aus der Feder des bärtigen Briten auch ganz schön arrogant – Ellis setzt einem letztlich das erste Kapitel einer großen, langen Geschichte vor, in dem er kaum etwas erklärt und dem Leser lediglich diverse Einblicke in die Welt von „Trees“ gestattet, während er mehrere Hauptfiguren in Position bringt, u. a. in einer arktischen Forschungsstation, einer neuen Stadt in China und im Büro eines jungen Bürgermeisterkandidaten in New York City – auf genau die Art und Weise, wie er das wohl auch in einer Graphic Novel oder einem Roman tun würde. Mit dem Ellis-Fanboy-Bonus geht das gerade noch klar und genügt, um den nächsten Heften gespannt und neugierig entgegenzublicken – die feine englische Art ist das trotzdem nicht.

Vielleicht noch etwas zum beliebten Thema US-Auflagen und Creator-Owned-Comics, also Comics, bei denen die Kreativen die volle inhaltliche und rechtliche Kontrolle, jedoch auch das komplette finanzielle Risiko tragen: In seinem Newsletter verriet Ellis, dass er und Howard dem Image Verlag erlaubt haben, 50.000 Hefte zu drucken, obwohl es „nur“ rund 38.500 Vorbestellungen der #1 gegeben hat und Ellis und Howard den theoretischen Overprint-Verlust der Debütausgabe ihrer Serie selbst tragen müssten. Kürzlich updatete Ellis diese sehr offene Aussage mit der Info, dass noch 6.000 Hefte der ersten Ausgabe vorliegen würden (wobei die Zahl für den Gewinn der Künstler am Ende noch etwas relativ ist, da z. B. die digitalen Verkäufe noch nicht gesichtet wurden).

Trees #2 erscheint am 25. Juni auf Englisch.