7. Februar 2015 3 Likes

Der Block geht unter

Ben Wheatley verfilmt Ballards „High Rise“

Lesezeit: 2 min.

Zwei jeweils thematisch lose zusammenhängende „Trilogien“ haben sehr früh das Werk des britischen Schriftstellers J.G. Ballard geprägt: Erst „The Drowned World“ (1962; dt. Karneval der Alligatoren), „The Burning World“ (1964; dt. Die Dürre) und „The Crystal World“ (1966; dt. Kristallwelt); drei schmale Romane über zunehmend bizarrere Katastrophen, die die Bewusstseinszustände betroffenener Menschen verändern. Dann „Crash“ (1973), „Concrete Island“ (1974; dt. Betoninsel) und „High Rise“ (dt. 1975; dt. Der Block), drei schmale Romane, in denen die Katastrophen sich auf eng begrenzten, urbanen Räumen abspielen, die Beteiligten aber nicht weniger in psychische Zustände versetzen, die mit dem Verhalten in herkömmlichen Desaster-Szenarien so gar nichts zu tun haben.

Vier Filme haben gereicht, um Ben Wheatley zu einer Größe im britischen Film zu machen. „Down Terrace“ (2009), „Kill List“ (2011), „Sightseers“ (2012) und „A Field in England“ (2013). Alles keine massiven Hits, aber Filme, die Aufmerksamkeit erregten, provozierten, die verortet waren in Literatur, Film und Kunst, ohne banale Homage zu sein. Hier war jemand, der nicht um Anpassung bemüht war, der dem Publikum mehr geben wollte, als es gewohnt war. Hier war eine „Stimme“.

Als Wheatley vor einigen Jahren ankündigte, dass er Ballards „High Rise“ verfilmen wollte, ging ein Raunen durch die Filmpresse. In dem Roman geht es um ein modernes Hochhaus, dessen gut betuchte Bewohner in eine „slow explosion“ geraten, die in totaler Anarchie mündet.

Man fühlte sich an 1996 erinnert, als David Cronenberg „Crash“ in die Kinos brachte – und einen Teil des (sehr überschaubaren) Publikums vor den Kopf stieß. Ballard und Wheatley, das schien eine vielversprechende, ja kühne Kombination zu sein. Aber irgendwie konnte man kaum glauben, dass der Film wirklich realisiert wird.

Doch Wheatley trieb sein Projekt voran, begleitete es im Internet, schuf Interesse. Dann kam ein Plakat und ein Name: Tom Hiddleston. (Richtig: Loki.) Mehr Namen kamen hinzu: Jeremy Irons, Sienna Miller, Luke Evans, Elisabeth Moss, James Purefoy.

Und jetzt: Ein erstes Bild.

Am 17. September soll der Film in die deutschen Kinos kommen.

Und die Romane von Ballard? In Deutschland seit langem verschollen. Praktisch vergessen. Unfassbar. Wird Zeit, dass sich das ändert.

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