8. August 2017 2 Likes

Before the Storm

Preview: Das Prequel zum grandiosen „Life is Strange“

Lesezeit: 3 min.

Keine Frage: Wer von der kontemporären Blüte des Indie-Adventures spricht, kommt an Dontnods Epos Life is Strange definitiv nicht vorbei. Die fünf Episoden der ersten Staffel rund um Teenagerin Max, die in der verschlafenen Kleinstadt Arcadia Bay an der Highschool mit den Wirren des Alltages zurechtkommen muss und dazu über die mysteriöse Kraft der Zeitmanipulation verfügt, gehören zu den größten Überraschungshits der letzten Jahre. Diesen Erfolg verdankt das Adventure nicht allein der wendungsreichen Story voller schwelender, sich mit verschiedenen temporalen Abzweigungen stets wunderbar undurchschaubar anfühlenden Konflikten und den tiefgründig geskripteten Charakteren. Der melodische Soundtrack und ein leicht kritzeliger Comiclook unterstrichen das in jeder Hinsicht perfekte Coming-of-Age-Feeling diese Teendramas, das sich in kürzester Zeit zu einem echten Fankult entwickelte. 

Nun steht uns ab dem 31. August für PC, PS4, Xbox One und Switch endlich eine neue Staffel ins Haus, die allerdings vor einer waschechten Fortsetzung den nicht untypischen Weg eines Prequels wählt, um einige der anzitierten Hintergründe und Schicksale stärker zu kontextualisieren und uns noch mehr an beliebte Figuren wie Chloe (die beste Freundin von Heldin Max aus Teil 1) zu binden. Aber auch bisher nicht in Persona erschienene Figuren wie Rachel Amber sind nun - aus Storysicht logischerweise - mit von der Partie. Wir erleben in Gestalt der rebellischen Chloe, was sich vor der Rückkehr von Max nach Arcadia Bay ereignet hat.

Das hat gameplaytechnisch zur Folge, dass wir auf die in vielerlei Hinsicht fantastische Fähigkeit der Zeitmanipulation gänzlich verzichten und nicht mehr jeden unserer Schritte zurückspulen und neu ausprobieren dürfen. Dadurch verändert sich die gesamte Ausrichtung des Titels, der auch nicht mehr in fünf, sondern nur noch in drei Episoden erzählt wird. Ansonsten hat sich allerdings weder am Design noch an der Ausrichtung des Soundtracks, der höchstens zweckmäßigen Point-and-Click-Steuerung, dem eher niedrigen Schwierigkeitsgrad der Rätsel oder der Charakterzeichnung Wesentliches verändert. Kurz: Die Story ist und bleibt das Zentrum dieses Adventures.

Chloes Leben als Teenagerin, das neben dem Einzug ihres verhassten Stiefvaters (ebenfalls bekannt aus Teil 1) unter anderem mit ihrer Liebe zu Rachel Amber mehr als problembelastet scheint, gerät zunehmend in eine Verkettung gleich mehrerer weiterer Krisenherde. Die haben wiederum mit einigen Bewohnern der Stadt zu tun, die in kriminelle Machenschaften ebenso verwickelt scheinen wie in einige der Ereignisse, die erst mit Max im zeitlich darauffolgenden Kapitel virulent werden. Das Gesetz der Serie gewinnt in Before the Storm an Gewicht: Jede getroffene Entscheidung zieht Konsequenzen nach sich, die sich - laut den Entwicklern - entsprechend des Konzeptes noch stärker als im Vorgänger auf die Handlung auswirken sollen. 

Genau darin besteht letztlich vielleicht die größte Schwierigkeit von Before the Storm, denn wer Teil 1 kennt, weiß schließlich, in welche Grundrichtung das Ganze zwangsläufig gehen muss. Trotzdem Entscheidungssituationen zu kreieren, die uns ähnlich aufwühlen wie im Vorgänger, darf man den Entwicklern von Deck Nine Games allerdings nach dem bisher gezeigten Material durchaus zutrauen. Before the Storm zehrt und atmet inszenatorisch an jeder Stelle den Geist des Vorgängers und bietet gerade aufgrund der fehlenden Zeitmanipulationsfähigkeit die Möglichkeit, dem Gesamtuniversum einen narrativ oder motivisch anderen Einschlag zu verpassen. Ob dies gelingt und wie sich Chloes Leben zu einer ähnlichen Dramatik wie im Vorgänger zuspitzt, sollten nicht nur alle Fans bald selbst herausfinden. 

Und um auch das noch in aller Deutlichkeit anzumerken: Dontnod, also die Macher der ersten Staffel, arbeiten bereits an einer Fortsetzung der Story ihres Erstlings. Im Guten wie Schlechten muss sich also Before the Storm nicht nur im Kontext der Serie, sondern gerade auch für sich selbst beweisen. 

Life is Strange: Before the Storm • Deck Nine Games/Square Enix • Adventure

Abb. © Deck Nine Games/Square Enix

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