1. Dezember 2015 2 Likes 3

Frühaufsteher aufgepasst!

Morgen früh um 5:15 Uhr wird der Start der Sonde LISA Pathfinder im ESA-Livestream übertragen

Lesezeit: 3 min.

+++ Update: Der Start von LISA Pathfinder wurde verschoben. Die ESA-Pressemitteilung hierzu: „Der ursprünglich für den 2. Dezember 2015 angesetzte Start VV06 muss aufgrund eines während der letzten Phase der Startkampagne aufgetretenen technischen Problems bei der Vega-Trägerrakete, das weitere Analysen erfordert, verschoben werden.
Das LISA-Pathfinder-Raumfahrzeug der ESA befindet sich in einem stabilen und sicheren Zustand. Die für den Raumfahrzeugträger zuständigen Teams befassen sich gegenwärtig mit der Lösung des technischen Problems.
Für morgen ist eine Überprüfung der Ergebnisse geplant, woraufhin eine Entscheidung über einen möglichen Start am 3. Dezember gefasst werden soll. +++

LISA Pathfinder ist nicht etwa, wie ihr Name vielleicht vermuten lässt, zu ihrem Namensvetter auf dem Mars unterwegs, sondern zum ersten Erde-Sonne-Lagrangepunkt (L1), einem virtuellen Punkt im All, der sich in einer Entfernung von 1,5 Millionen Kilometer von der Erde befindet. Dort testet die High-Tech-Sonde der ESA 180 Tage lang das Equipment, mit dem wir eines Tages nach Wellen in der Raumzeit – dem Stoff, aus dem unser Universum besteht – suchen werden. Dass solche Gravitationswellen bei massiven Ereignissen im Weltraum, etwa bei der Entstehung schwarzer Löcher, entstehen müssten, sagte Albert Einstein seinerzeit voraus. LISA Pathfinder ist der nächste Schritt auf unserem Weg zum besseren Verständnis des Universums. Wenn sie Gravitationswellen aufspüren kann, wäre das ein weiterer Beweis für die Allgemeine Relativitätstheorie.

Morgen früh um 5:15 Uhr bringt eine Vega-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou aus die Sonde ins All. Wenn der Start gut verläuft, wird sie nach 105 Minuten Flug den Weltraum erreichen, sich dort gegen 7 Uhr von der Rakete lösen und kurz darauf mit der Übertragung der ersten Signale zur Erde beginnen. Diese erste Übertragung sowie das Abtrennen von der Trägerrakete sind kritische Augenblicke für die Ingenieure. In LISAs Fall kommt noch erschwerend hinzu, dass die Sonde sogenannte X-Band-Funksignale in einem höheren Frequenzbereich sendet. Das ist für Raumfahrzeuge, die sich in mehreren Millionen Kilometern von der Erde befinden, nicht ungewöhnlich, aber der im Vergleich zu den normalerweise im Orbit eingesetzten S-Band-Funkwellen ist der Strahl wesentlich schmaler, sodass LISAs Kontaktaufnahme im Erdorbit schwieriger sein könnte, als gedacht. Ab dem Empfang der ersten Signale übernehmen dann die Flugteams die Sonde, leiten erste Checks ein und bringen LISA Pathfinder auf Kurs. „LISA Pathfinder ist eine komplexe Mission. Selbst wenn wir schon sicher im Weltraum angekommen sind, müssen wir in den ersten zehn Tagen eine Serie von sieben bis acht Triebwerkszündungen  durchführen, um die Sonde so sicher wie möglich durch den Strahlungsgürtel der Erde zu leiten und sie auf die korrekte Flugbahn zu bringen”, so Flugdirektor Andreas Rudolph.

Der Flug zum L1 wird etwa sechs Monate dauern, die Sonde erreicht ihr Ziel also Ende Januar. Danach wird LISA Pathfinder das Navigationsmodul abstoßen und drei Monate lang Tests durchführen. Im März 2016 beginnt dann die eigentliche Wissenschaftsmission. In zwei Vakuumkammern im Inneren der Sonde befinden sich zwei Würfel, die durch Steuerbewegungen der Sonde im Zustand eines nahezu perfekten freien Falls gehalten werden. Ein Lasermessgerät misst die Entfernung der Würfel zueinander, sodass genau festgestellt werden kann, wenn etwas die Sonde stört – zum Beispiel eine Gravitationswelle. LISA Pathfinder soll nicht nach diesen Wellen suchen, sondern das Gerät testen, mit dem wir sie eines Tages aufspüren können, und beweisen, dass wir zwei Testmassen – die Würfel – in einen kontinuierlichen freien Fall bringen können. Die Energie für die Messungen erhält LISA Pathfinder aus Solarzellen, die auch als Hitzeschild fungieren.

Ab 4.55 Uhr überträgt die ESA den Start (der Liftoff ist für 5.15 Uhr angesetzt) im Livestream. Ab 6.45 folgen die ersten Pressekonferenzen zum Start. Weitere Informationen zum Start und eine Timeline finden Sie hier.

Quellen: ESA; Infografik und Titelbild © ESA/ATG medialab

Kommentare

Bild des Benutzers Sebastian Pirling

Wahnsinn. Wenn man bedenkt, dass bereits Henry Cavendish 1798 ein Gravitationsexperiment mit zwei Holzkugeln durchgeführt hat (https://de.wikipedia.org/wiki/Gravitationswaage) -- und jetzt schicken wir freischwebende Goldkuben ins All. #PhysicsfortheWin

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

... oder auch nicht: Der Start wurde wegen eines technischen Problems an der Trägerrakete verschoben.

Bild des Benutzers Sebastian Pirling

Ha. Mein Unterbewusstsein hat mir offenbar derartiges bereits übermittelt und mich um fünf Uhr selig weiterschlafen lassen. Na dann, auf ein Neues!

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