27. Mai 2015 3 Likes

Die Legenden des Kriegs der Sterne

Die neuen Star Wars-Romane von James S. A. Corey und Martha Wells

Lesezeit: 3 min.

Dass es trotz der offiziellen Vereinfachung ein wenig kompliziert ist, was den Kanon der Star Wars-Romane angeht, wurde hier bereits erörtert. Kurz gesagt: Die beiden Romane „Auf Messers Schneide“ und „Ehre unter Dieben“, die im März und im Mai unter dem Banner „Imperium und Rebellen“ auf Deutsch veröffentlicht wurden, sind Teil der „Legends“-Kontinuität mit allen SW-Beiträgen aus Romanen, Comics und sonst woher, aber nicht des Kanons, der seit April 2014 lediglich noch aus den sechs bzw. bald sieben Filmen und „Star Wars: The Clone Wars“ – dem Film und der Serie – besteht. Das soll als Continuity-Crashskurs jedoch genügen für diese Besprechung der beiden neuesten auf Deutsch erhältlichen Star Wars-Romane, die nach der Zerstörung des Todessterns spielen und einsteigerfreundliches Lesefutter mit den Helden aus den klassischen drei Filmen darstellen.

Die Prinzessin der Piraten: Selbst Gelegenheits-Jedis und Rebellen-Neulingen wird bei der Lektüre von „Auf Messers Schneide“ allerdings schnell auffallen, dass Martha Wells (im Shop) in ihrem ersten Star Wars-Roman eher an der Oberfläche bleibt – Tiefgang steht zu keinem Zeitpunkt auf dem Programm. Dafür gelingt es der Texanerin mit wenigen Zeilen Dialog zwischen Prinzessin Leia und Han Solo, klassisches Star Wars-Feeling zu erzeugen. Ihr mit stilistischem Pragmatismus abgefasster Roman hat Leia als Protagonistin und gewährt den Empfindungen und Gedanken der Rebellen-Prinzessin den meisten Raum, während Luke, Chewbacca und das Droiden-Duo R2-D2 und C-3PO z. B. nur ein paar Nebenszenen am Rande der eigentlichen Handlung bekommen.

Ihren Anfang nimmt die Geschichte derweil mit dem Beschuss eines Rebellenschiffes durch die Kräfte des Imperiums. Anschließend integriert Wells, die Star Wars in der Danksagung des Romans als ihre erste Nerd-Liebe bezeichnet, recht schnell noch Verräter und Piraten aus Leias vernichteter Heimat in die recht simple Handlung. Am Ende reicht es für einen etwas hölzernen, aber allemal lesbaren Star Wars-Roman, der vor allem von der zeitlichen Ansiedelung inmitten der originalen Film-Trilogie profitiert – da fühlt man sich, unabhängig von der Expertise oder dem Fanatismus in Sachen Krieg der Sterne, einfach so wohl wie ein Ewok im Wald. „Auf Messers Schneide“ ist Star Wars-Fast-Food für alle, die lange nicht mehr oder gar noch nie am galaktischen Drive-In-Schalter hielten.

Eine Solo-Mission für Zwei: Hinter James S. A. Corey ‚verbergen’ sich bekanntlich die Genre-Autoren Daniel Abraham und Ty Franck, die mit den SF-Romanen aus ihrem Expense-Universum (im Shop) zuletzt einige Erfolge feierten – dieses Jahr soll die TV-Serien-Umsetzung folgen. In seinem ersten Star Wars-Roman widmet sich das schreibende Duo Han Solo, der mit Chewbacca im Millennium Falken ins Herz des Imperiums eindringt, um die verschwundene Rebellen-Spionin Scarlet Hark zu retten. Da Captain Solo unter seinesgleichen genug „alte Freunde“ hat und es auf Cioran obendrein vor Imperialen bloß so wimmelt, ist das Auffinden und Evakuieren der Allianz-Agentin schon schwierig genug. Nichtsdestotrotz spannt Hark den Corellianer und den Wookie sogar noch für eine waghalsige Geheimagenten-Nummer ein, auf die sich der Outlaw und Schmuggler nur einlässt, weil eine Konferenz der Rebellen in großer Gefahr schwebt – allen voran Prinzessin Leia …

Der zweite Band der zweiteiligen Reihe „Imperium und Rebellen“, der noch eine Kurzgeschichte über Scarlet Hark im Gepäck hat, spielt auf der Zeitachse kurioserweise vor dem ersten eigenständigen Roman von Martha Wells, direkt nach der Schlacht von Yavin. Ansonsten stellen Abraham und Franck ihren populären Protagonisten als coolen Antihelden dar – typisch charakterisiert, doch auch mit interessanten Nuancen, etwa wenn Han seinen eigenen Heldenmut und seine Loyalität zu Leia und Luke verwundert hinterfragt, oder wenn er das Imperium und die Allianz letztlich beide als erdrückendes Übel bezeichnet. Außerdem kann man letztlich gar nicht viel falsch machen, wenn man den launigen Dialog-Ball immer schön zwischen Han und dem von ihm übersetzten Chewie oder zwischen Han und einer attraktiven, toughen Frau hin und her wandern und den Millennium Falken in einem Gefecht ab und zu fast auseinanderfallen lässt. Klare Sache: Wenn ein Star Wars-Roman keine Lichtschwerter enthält, dann braucht er eine große Dosis Han Solo – so, wie im kurzweiligen Doppel-Solo in „Ehre unter Dieben“, worin das Rad zwar auch nicht neu erfunden, rasante Unterhaltung aber groß geschrieben wird.

Martha Wells: Star Wars: Imperium und Rebellen 1 – Auf Messers Schneide • Blanvalet, München 2015 • 416 Seiten • € 9,99

James S. A. Corey: Star Wars: Imperium und Rebellen 2 – Ehre unter Dieben • Blanvalet, München 2015 • 432 Seiten • € 9,99

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