19. Januar 2015 3 Likes

Knautschheld

„Baymax“ – Zwischen Kontemplation und Konvention

Lesezeit: 3 min.

Disney und Marvel. Auf den ersten Blick gibt es da wenig Gemeinsamkeiten, auf den zweiten ergibt sich aber viel Potenzial für allerlei Synergien – und die lieben Konglomerate ja sehr. Das absurd erfolgreiche Marvel Studio produziert seine Filme wie „Iron Man“, „The Avengers“ etc etc, zwar noch selber, gehört inzwischen aber zum Disney-Konzern. Und damit erwarb Disney auch das Recht, sich im Marvel-Archiv umzusehen und nach vermarktbaren Charakteren zu suchen. Dort stieß man auch auf eine kaum bekannte Serie namens „Big Hero 6“, die seit den späten 90er Jahren sporadisch erscheint.

Held dieser Gruppe ist der junge Hiro (ein Name, der nicht umsonst wie Hero ausgesprochen wird), der in der Filmversion nicht mehr in Tokio lebt, sondern in einer futuristischen Mega-Metropole namens San Fransokyo. Nichts liebt Hiro mehr als Roboter zu basteln, doch bislang nutzt er sein Talent nur für Roboterkämpfe. Sein älterer Bruder Tadashi dagegen studiert an der Universität unter Leitung des brillanten Professors Callaghan – eine Mischung aus Bill Gates und Steve Jobs – Robotertechnik. Nachdem Hiro Tadashi in seinem Labor besucht hat und auch dessen Freunde GoGo Tomago, Wasabi, Honey Lemon und Fred kennen gelernt hat, will er unbedingt auch auf die Uni gehen.

Für die Aufnahmeprüfung entwickelt er kleine Mikrobots, winzige Teilchen, die sich per Gedankenkraft in jegliche Form verwandeln können. Die Einsatzmöglichkeiten sind endlos – auch für sinistre Zwecke, wie sich bald herausstellt. Denn nach einer Explosion im Labor, bei dem Tadashi und Professor Callaghan ums Leben kommen, taucht bald ein in Kabuki-Maske gehüllter Bösewicht auf, der dunkle Rachepläne schmiedet.

Zu diesem Zeitpunkt trauert Hiro noch um seinen Bruder, Trost verschafft ihm allein Baymax, ein von Tadashi entworfener Kranken-Roboter, der wie eine Mischung aus Michelin-Männchen und Marshmallow-Monster wirkt. Gemeinsam mit Tadashis Freunden macht sich Hiro bald auf die Jagd nach dem Bösewicht und formt die ungewöhnliche Superhelden-Truppe Big Hero 6.

Teils klassisches Disney-Familienkino ist „Baymax – Riesiges Robowabohu“, inklusive an Figuren wie Wall-e, Wreck-It Ralph oder die Helden der Pixar-Filme erinnernde Roboter. Dann wieder ist Hiros Abenteuer typische Origin-Geschichte, an deren Ende sich ein neues Team geformt hat, dass in der absehbaren Fortsetzung weiterleben wird. Und so fällt auch der Film in zwei Teile: Einen ruhigeren, fast nachdenklichen ersten Teil, in dem vor allem die tolle Figur von Baymax begeistert, und einen zweiten, von Action geprägten. Hier können die Animationskünstler zwar zeigen was sie können, doch wenn da Hiro und Baymax minutenlang über die Stadt fliegen und sich an ihren Fähigkeiten erfreuen oder der maskierte Bösewicht ganze Häuserreihen verwüstet wird „Baymax“ zum konventionellen Superheldenfilm.

Doch über weite Strecken macht „Baymax“ viel Spaß und öffnet das Feld für potentiell höchst originelle Filme: Vielleicht hat Disney ja den Mut eine Art Superhelden-Version von „Roger Rabbit“ zu drehen und die animierten Baymax-Helden mit realen Schauspielern aus den zahlreichen anderen Disney-Marvel-Franchises gemeinsam gegen das Böse kämpfen zu lassen. Na ja, man wird ja noch träumen dürfen…

Baymax – Riesiges Robowabohu • USA 2014 •  Regie: Don Hall & Chris Williams • Kinostart 22. Januar

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