8. Juni 2023

„Transformers – Aufstieg der Bestien“ – Politisch korrekte Roboter-Action

Ohne Michael Bay wird die Transformers-Reihe zunehmend handzahm

Lesezeit: 3 min.

Nichts liebt Hollywood so sehr wie eine Franchise, wie eine IP, eine Intellectual Property, grob übersetzt eine bekannte Marke, die ein möglichst breites, eingebautes Publikum besitzt, das nach Variationen des Bekannten lechzt. Kein Wunder also, das verehrende Kritiken für den fünften und letzten der von Michael Bay inszenierten „Transformers“-Filme und einem nur noch akzeptablen Einspielergebnis keineswegs das Ende der Reihe bedeutete.

Statt jedoch einen neuen Regisseur eine klassische Fortsetzung drehen zu lassen oder alles bisher Geschehene zu den Akten zu legen und einen Reboot zu wagen, entstand mit „Bumblebee“ ein Prequel, das wie eine Art familienfreundliche Vorabend-Version eines „Transformers-Film“ wirkte. Nun geht die Reihe mit dem von Steven Caple Jr. inszenierten „Transformers – Aufstieg der Bestien“ in die siebte Runde, der keine wirkliche Fortsetzung von „Bumblebee“ ist (auch wenn das beliebte gelbe Auto, das inzwischen wieder eine Corvette ist, eine Nebenrolle spielt) sondern einige Jahre vor dem originalen „Transformers“ von 2007 spielt.

In mancherlei Hinsicht mutet dieser siebte „Transformers“-Film nun wie eine bewusste Reaktion auf manche Kritik an den früheren Filmen an, besonders an manch fragwürdigen ethnischen Stereotypen. Damals, vor 15 Jahren, waren die Zeiten andere, Michael Bays Fetischisierung weiblicher Körper, seine augenscheinliche Begeisterung für alles militärische wurden zwar schon damals bisweilen hinterfragt, aber noch akzeptiert. Zumal sie einhergingen mit einer atemlosen Erzählweise, die in den immer ausufernden Finalen, zu atemberaubenden Actionszenen führten.

Zu behaupten, dass eine würde es nicht ohne das andere geben würde wohl zu weit gehen, andererseits gibt es nun „Transformers – Aufstieg der Bestien“, einen „Transformers“-Film, der politisch korrekt wirkt, aber auch ohne den visuellen Exzess der Michael Bay-Filme. Erzählt wird von zwei POCs, die im New York des Jahres 1994 leben und von der weißen Mehrheitsgesellschaft unterdrückt werden. Der Latino Noah (Anthony Ramos) ist zwar ein Ex-Militär, bekommt aber keinen Job, die Schwarze Elena (Dominique Fishback) ist brillante Wissenschaftlerin, aber zu mehr als einem Praktikum im Labor reicht es nicht. Während Noah mit dem „Transformers“-Porsche Mirage Bekanntschaft macht, findet Elena ein antikes Relikt, das eine Art Schlüssel zu einem Zeitportal darstellt. Mit Hilfe dessen könnten einerseits Optimus Prime und die Autobots zurück auf ihren Heimatplaneten kehren, anderseits die finsteren Terrorcons die Erde erreichen und möglicherweise vernichten.

Eine typische hanebüchene „Transformers“-Story also, die bei Michael Bay Ausgangspunkt für jene exzessive Action wäre, die ihn gleichermaßen verhasst wie verehrt machte. Nun ist Steven Caple Jr. jedoch kein Michael Bay, nutzt zwar bisweilen die digitale Vorarbeit von sechs „Transformers“-Filmen, doch einen eigenen Stil zu entwickeln, gelingt ihm nicht. Behelfsmäßig mutet die Action an, vor allem wird erstaunlich wenig transformed: Die Terrorcons sind dauerhaft Roboter und auch die später auftretenden Maximals sind hier keineswegs Tiere, die sich in Roboter verwandeln können, sondern hybride Wesen, die seltsamerweise offenbar seit Jahrtausenden unentdeckt auf der Erde leben.

Ohnehin fragt man sich ein wenig, wie die Ereignisse diesen Films zur Timeline der Bay-„Transformers“ passen, warum vor allem offenbar kein Mensch der früher entstandenen Filme sich an Kämpfe von „Transformers“ erinnert, die in diesem Film, also zeitlich früher, zutragen. Am Ende eines trägen, mehr an woken Ideen als an Action interessiertem Film, wird dann ein potentiell hübsches Crossover angedeutet: So wie Disney bald alle Marvel-Figuren zusammenführen möchte, scheint auch der Spielzeughersteller Hasbro an Ähnlichem zu arbeiten, neben den „Transformers“ ist der Konzern ja bekanntermaßen auch im Besitz von anderen Marken, die in der schon in Produktion befindlichen Fortsetzung eine größere Rolle spielen werden. Dann vielleicht auch mit besseren Actionszenen, denn die sind schließlich der eigentliche Grund, die schon im Ansatz komplett absurden Filme der „Transformers“-Reihe anzuschauen.

Transformers – Aufstieg der Bestien • USA 2023 • Regie: Steven Caple Jr. • Darsteller: Anthony Ramos, Dominique Fishback, Tobe Nwigwe • ab 8. Juni im Kino

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