10. August 2016

Transformers Junior

Auch bei der Fortsetzung „Teenage Mutant Ninja Turtles 2- Out of the Shadows“ ist die Handschrift von Michael Bay unübersehbar

Lesezeit: 3 min.

Seit in den 50er und 60er Jahren die Autorentheorie begründet wurde, gelten im Allgemeinen die Regisseure als die entscheidenden Personen einer Filmproduktion. Selbst in der Filmfabrik Hollywood gilt dies meist, auch wenn gerade unter vor allem kommerziellen Aspekten oft der Produzent das finale Sagen hat. Denn wer etwa für Marvel arbeitet hat sich dem Marvel-Diktat zu unterwerfen, ob nun Regisseur A oder B den nächsten Star Wars-Film dreht, am Ende ist es eine Disney-Produktion.

In so einer Rolle befindet sich nun auch Michael Bay, der seit Beginn seiner Karriere selbst ein Auftragsregisseur war und nun längst selbst eine unverwechselbare Marke geworden ist.

Vor 20 Jahren waren „Bad Boys“ und vor allem „The Rock“ – die ersten beiden Filme des ehemaligen Videoclip- und Werberegisseur – weniger Michael Bay-Filme, als Jerry Bruckheimer-Produktionen. Der befand sich Mitte der 90er auf dem Höhepunkt seiner Kreativität, produzierte herausragende Actionfilme wie „Crimson Tide“, „Con Air“ und „Enemy of the State“ und fand in Bay einen kongenialen Regisseur, der mit seinen hyber-kinetischen Bildern perfekt in die von Machismo und wunderschöner Oberfläche geprägte Bruckheimer-Welt passte.

20 Jahre später ist Bay verhasst wie kaum ein anderer Regisseur, was ihm selbst angesichts seines kommerziell unfassbaren Erfolgs herzlich egal sein dürfte, aber angesichts der stilistischen Brillanz seiner Action-Exzesse auch zutiefst ungerecht erscheint. Seine ganz besondere Ästhetik überträgt Bay nun auch zunehmend auf Filme, in denen er zwar offiziell nur als Produzent agiert, die aber ganz offensichtlich Bay-Filme sind.

In gewisser Weise könnte man die „Teenage Mutant Ninja Turtles“-Filme, als „Transformers“ für Kinder bezeichnen – wären nicht schon die „Transformers“ Filme durch und durch infantil. Grob gesagt ist der größte Unterschied zwischen den Franchises die Tiefe von Megan Fox Dekolleté, die auch in der Fortsetzung „Out of the Shadows“ als feuchter Mathe-Nerd-Traum ihre zwar sehr reduzierten, aber sehr ausgeprägten Talente zur Schau stellen darf.

Die Handlung setzt wenige Wochen nach den Ereignissen von Teil 1 ein: Die Turtles haben New York gerettet, doch Anerkennung können sie nicht bekommen. Stets im Schatten zu leben setzt besonders dem jungenhaften Michelangelo zu, der endlich ein normales Leben führen möchte. Mit Hilfe eines Wunderserums, das die Essenz eines Wesens zum Vorschein bringt, scheint dies auch möglich zu sein, doch der inzwischen aus dem Gefängnis geflohene Shredder (diesmal gespielt von Brian Tee) nutzt den Stoff, um eine Armee von unbesiegbaren Wesen zu kreieren. Diese sollen ihm dabei helfen, die Einzelteile des sogenannten Technodromes zu finden, mit dem der außerirdische Kriegsherr Krang die Erde erobern will, was die Turtles natürlich zu verhindern wissen.

Schon der visuelle Exzess, schwerelose Kamerafahrten durch Häuserschluchten, in die dann die animierten Turtles-Gestalten eingefügt werden, mutet wie eine Variation der „Transformers“-Filme an. Verstärkt wird dieser Effekt zusätzlich durch die Musik von Steve Jablonsky, die sich auch hier immer dann zu besonderem Pathos steigert, wenn das Team in den heroischen Kampf aufbricht. Doch vor allem inhaltlich sind die Parallelen unübersehbar: Teams von merkwürdigen Kreaturen, die um ihre Anerkennung durch die Menschheit kämpfen, vereinzelte menschliche Sidekicks, die sie liebevoll beschützen – und viel infantiler Humor. Ganz so groß und exzessiv wie die doppelt so teuren „Transformers“-Filme ist auch der zweite „Turtles“-Film zwar nicht, aber für Bay-Afficionados bietet die Fortsetzung ausreichend Futter, um die Wartezeit bis zum nächsten „Transformers“ zu überbrücken.

Abb. © Paramount Pictures.

„Teenage Mutant Ninja Turtles 2- Out of the Shadows“ startet am 11. August im Kino.

Teenage Mutant Ninja Turtles 2- Out of the Shadows  • USA 2016 • Regie: Dave Green • Darsteller: Megan Fox, Will Arnett, Laura Linney, Tyler Perry

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