7. Juli 2015

Batman oder nicht Batman, das ist hier die Frage

Mit „Batman: Arkham Knight“ findet die Spieletrilogie ein des dunklen Ritters würdiges Finale

Lesezeit: 3 min.

Die Kamerafahrt beginnt auf einer leere Straße Gothams, ganz nah über dem nassen Asphalt. Ein Schuss ertönt, und das blutüberströmte, ausdruckslose Gesicht eines Polizisten fällt ins Bild. Die Kamera gewinnt nach und nach an Höhe, gibt den Blick frei auf Verbrecher und Randalierer, die sich die evakuierte Stadt unter den Nagel gerissen haben … hebt sich über die dunklen Dächer der Stadt, hoch zu den Funktürmen, die vom kränklichen Neonschein dieser verwundeten Metropole beschienen werden … fokussiert auf eine einzelne, in ihrem Schwarz nur schwach gegen den dunklen Nachthimmel abgehobene Gestalt … umkreist den wehenden Mantel und die spitzen Ohren, ehe der dunkle Ritter einen Schritt nach vorne macht und auf dem schmalen Vorsprung über der Stadt – seiner Stadt – in die Hocke geht. Dann übernehme ich.

In dieser Anfangssequenz wird bereits klar, was die wahre Leistung ist, welche die britischen Rocksteady Studios mit ihrer Batman-Trilogie erbracht und mit ihrem finalen, abschließenden Spiel Batman: Arkham Knight zur Vollendung geführt haben: Dieser Batman gleitet zwar über meinen Bildschirm statt über Seiten aus Papier und bewegt sich entlang meiner Finger anstelle der Federstriche des Zeichners, doch er ist dennoch zu hundert Prozent der schwarze Rächer aus dem Hause DC. Auch und gerade im Gegensatz zur Interpretation eines Christopher Nolan.

Batman: Arkham Knight

Es ist schwer an Einzelheiten festzumachen, wie genau die Entwickler diesen Trick jedes einzelne Mal wieder – und immer wieder ein bisschen besser – schaffen. Doch er steckt in jeder Bewegung des dunklen Ritters, in jeder Dialogzeile seiner Erzfeinde, die sich ein weiteres Mal zu einem bunten Klassentreffen versammelt haben, um Batman in einer weiteren endlosen Nacht das Leben zur Hölle zu machen.

Vor allem aber steckt es in der Beziehung zwischen Batman und Joker, der ihn auch nach seinem Tod nicht in Frieden lässt – und die dem Spiel durch die gesamte Handlung hindurch erst jene Tiefe verleiht, ohne die Arkham Knight es nicht mit seinen Vorgängern Arkham City und Arkham Asylum hätte aufnehmen können.

Denn die Frage, die Arkham Knight stellen will, ist nicht, ob Batman es erneut schafft, über seine Feinde zu triumphieren, sondern ob er den Kampf gegen sich selbst gewinnen kann – gegen all die verborgenen Aspekte seines doch ganz menschlichen und daher auch zum Bösen fähigen Wesens, die er hinter seiner ausdrucksarmen Maske versteckt. Der Joker ist das geheime Es Batmans, ohne das sein stoisches Heldentum so blass bliebe wie die Schminke des Clownkönigs selbst.  

Batman: Arkham Knight

Der Batman der Comics sieht sich in diesem letzten großen Game-Abenteuer jedoch außerdem einer Frage ausgesetzt, über deren Antwort sich die Geister scheiden. Es geht um das hochtechnisierte Allround-Superfahrzeug des Superhelden: das Batmobil. Nicht nur dessen Gameplay wird den einen begeistern und den anderen entsetzen. Auch der Zweifel, wie viel echter Batman noch in diesem Fledermauswagen steckt, kann den einen oder anderen Spieler den Controller vor Erstaunen, wenn nicht gar Enttäuschung sinken lassen. Wie glaubwürdig – und logisch – ist das Gotham von Rocksteady tatsächlich noch, wenn es den weltbesten Detektiv mit einem raketenangetriebenen Panzer mit schwerer Bewaffnung in die Schlacht schickt, dem die Superschurken Gothams dementsprechend nur unbemannte Fahrzeuge entgegenschicken können? Die Beantwortung bleibt jedem Spieler selbst überlassen. Ein dezent bitterer Nachgeschmack wird aber wohl jedem bleiben, wenn er gleichzeitig die gesamte Batman-Historie über mit der Dialektik genau dieses Dilemma konfrontiert wird: Batman tötet eigentlich nicht.

Fazit? Batman: Arkham Knight ist so unzweifelhaft ein Batman-Spiel, wie es seine beiden Vorgänger waren – und lässt man das unterhaltsame, aber doch zweifelhafte Batmobil außen vor, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Ein gelungener Abschluss der Arkham-Trilogie ist es auf jeden Fall. 

Batman: Arkham Knight · Rocksteady Studios · USK: ab 16 · erhältlich für Playstation 4, Xbox One und PC 

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