7. Mai 2015 2 Likes 5

Anti-Virus

Emily St John Mandels „Station Eleven“ wurde mit dem Arthur C. Clarke Award geehrt

Lesezeit: 2 min.

Wir sind so gewöhnt daran, dass die Apokalypse voller marodierender Benzin-Junkies, Kannibalen, Mutanten und Zombies ist, dass es vielleicht kein Wunder ist, welche Aufmerksamkeit Emily St John Mandels Roman „Station Eleven“ erregt hat. Denn Mandels Buch spielt zwar nach einer verheerenden Pandemie, konzentriert sich dann aber nicht auf die Survivor-Action, sondern begleitet eine kleine Gruppe von Schauspielern, die den versprengten Überlebenden Shakespeare-Stücke zu Gehör bringen. Mandel geht es nicht um die Lust am Untergang, sondern die Rettung der menschlichen Kultur.

Dafür wurde die Kanadierin bereits u.a. für den amerikanischen National Book Award nominiert, aber nun hat sie mit dem Arthur C. Clarke Award auch den ersten Preis gewonnen. Was Mandel im englischen Guardian leicht ironisch kommentierte: „Wenn man Literatur schreibt, die zum Teil in der Zukunft spielt, ist man anscheinend ein Sci-Fi-Autor… Ich finde eigentlich, dass es in der Geschichte eher um das geht, was bleibt, nachdem man alles verloren hat, und die Wichtigkeit von Kunst in unserem Leben.“


Foto via The Guardian

Dennoch erhielt Mandel gerade auch aus dem Genre sehr positives Feedback. George R.R. Martin (im Shop) etwa schrieb: „Natürlich kann man Station Eleven als postapokalyptischen Roman bezeichnen, aber all die üblichen Themen dieses Sub-Genres fehlen, und die Hälfte davon besteht aus Rückblenden in die Zeit vor dem Ausbruch der Infektion… Es ist ein sehr melancholischer Roman, aber wunderschön geschrieben und wunderbar elegisch. Ein Buch, an das ich lange denken und noch öfter lesen werde.“

Die deutsche Ausgabe des Romans erscheint am 14. September unter dem Titel „Das Licht der letzten Tage“ bei Piper.

Ebenfalls für den Arthur C. Clarke Award nominiert waren:

„The Girl With All The Gifts“ von M.R. Carey (dt. Die Berufene; Knaur)

„The Book Of Strange New Things“ von Michel Faber

„Europe In Autumn“ von Dave Hutchinson

„Memory Of Water“ von Emmi Itäranta (dt. Der Geschmack von Wasser; Dtv)

„The First Fifteen Lives Of Harry August“ von Claire North (dt. Die vielen Leben des Harry August; Lübbe, ab November)

Kommentare

Bild des Benutzers Markus Mäurer

"Eine deutsche Ausgabe von Emily St John Mandels Roman ist derzeit allerdings noch nicht in Sicht."

Doch, "Station Eleven" wird im September bei Piper unter dem Titel "Das Licht der letzten Tage erscheinen.
http://www.piper.de/buecher/das-licht-der-letzten-tage-isbn-978-3-492-06022-6

Bild des Benutzers Bernd Kronsbein

Ah, danke für den Hinweis. Ich hatte bei Amazon den Namen der Autorin eingegeben, aber auf den ersten beiden Ergebnisseiten kam nichts – aber auf Seite 4 (!). Ich korrigiere das im Text – und freue mich darauf!

Bild des Benutzers Markus Mäurer

Ja, die Amazon-Suche. Früher, in der technologischen Steinzeit hatte sie tatsächlich nur die Bücher des Autorennamens angezeigt, den man eingegeben hat (das war mal eine verlässliche Recherchequelle). Es gehört wohl zum technologischen Fortschritt, dass man sich da jetzt durch unzählige andere Autoren wühlen muss, um die gesuchten Bücher zu finden. Wenn sie wenigsten die zum gesuchten Namen passenden Bücher zuerst anzeigen würden.

Bild des Benutzers Bernd Kronsbein

Witzigerweise: Wenn man die Suche auf "Bücher" einschränkt, kommt das Piper-Buch zwar auf Seite 1 der Ergebnisse, aber ganz unten, nach 15 fremdsprachigen Ausgaben. So kann man es Lesern auch schwer machen. (Was aber nicht meine schlampige Recherche rechtfertigt.)

Bild des Benutzers Markus Mäurer

Ich habe das Buch schon seit Monaten auf meiner Lesewunschliste, und als ich letztes Jahr gelesen hatte, dass die Auslandsrechte auf der Frankfurter Buchmesse heiß gehandelt wurden, habe ich besonders drauf geachtet, welcher deutsche Verlag hier das Rennen gemacht hat.

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