18. Januar 2017 3 Likes

Survival-Horror reborn?

Mit „Resident Evil 7: Biohazard“ will Capcom die Kult-Reihe endlich vor der Belanglosigkeit retten

Lesezeit: 3 min.

Die einen können es kaum erwarten, die anderen sind skeptisch. Und dennoch lässt die baldige Veröffentlichung des mittlerweile schon siebten Teils der offiziellen Resident Evil-Reihe kaum einen Gamer mit etwas Genregeschichtsbewusstsein so richtig kalt. Mit Resident Evil 7: Biohazard meldet sich das seit seiner Premiere im Jahre 1996 wohl auch global bekannteste Horror-Franchises (schon aufgrund der Kino-Reihe, die ja ebenfalls fast zeitgleich mit Teil 6 auf die Leinwand zurückkehrt) am 24.1. auf PS4, Xbox One und PC zurück.

Schon mit den ersten konkreten Bilder und Szenen machte Entwickler Capcom überdeutlich, wie ernst es das Studio offenbar mit einer „rückbesinnlichen“ Neuerfindung des in den letzten Jahren zunehmend verfahrenen Franchises meint. Speziell der letzte Ableger Resident Evil 6 von 2012 provozierte überwiegend harsche Kritiken aufgrund seiner unverhohlenen Anbiederung an den Mainstream ordinärer Thrid-Person-Shooter, was speziell atmosphärisch zulasten des eigentlichen Horrors ging. Auch das eigentlich löbliche Konzept mehrerer völlig unterschiedlicher Storykampagnen innerhalb eines einzigen Titels konnte aus diesem Grund trotz großem Umfang so nicht recht überzeugen. Die Entfremdung von den eigenen Wurzeln schien kaum mehr aufhaltbar und es ist letztlich innerhalb des Gesamtzusammenhangs von Resident Evil bezeichnend, dass speziell die im Grunde extrem auf Old-School-getrimmten Spin-Off-Teile der Resident Evil: Revelations-Reihe zumindest bei vielen Kritikern deutlich mehr Zuspruch erfuhren, obwohl sie vor allem technisch alles andere als zeitgemäß daherkamen. 

Resident Evil 7 soll nun die lange herbeigesehnte und schon oft von Capcom rhetorisch herausposaunte Kehrtwende vollziehen, um der Reihe ihren ursprünglichen Horror-Glanz zurückzugeben. Was bisher im Vorfeld der Veröffentlichung via spielbarer Demo von diesem Bemühen zu sehen war, dürfte nicht nur Gruselveteranen der ersten Stunde zuversichtlich stimmen: Capcom hat nämlich offenbar doch nicht verlernt, wie packender Survival-Horror ohne genreuntypisches Action-Dauerfeuer, ausgefeilte Shoot-and-Cover-Mechanik oder plumpe aufgesetztes Call of Duty-Militär funktioniert. Konkret bedeutet das, dass wir in Resident Evil 7 wie in den alten (allerdings nicht nur auf den ersten Blick deutlich trashigeren) Episoden vorwiegend allein und ohne schweres Waffengerät sowie einen uns begleitenden NPC auskommen müssen. Eine Kampfschulung ist unserer mit solchen Krisensituationen unerfahrenen Spielfigur völlig fremd, während wir uns in einer für die Reihe unkonventionellen Ego-Perspektive (und sogar in VR, wie insbesondere der erste unten eingebettete Trailer vorführt) durch ein unheimliches Haus mit übermächtigen Gegnern schleichen, die uns oft genug zur Flucht statt zum hoffnungslosen Gefecht zwingen.

Im Kern dreht sich die Story um ein düsteres Geheimnis einer unheimlichen Familie, die vergleichbar mit Horror-Filmklassikern wie Texas Chain Saw Massacre (1974) ein äußerst perfides Spiel mit Eindringlingen auf ihrem Grundstück treibt (darauf konzentriert sich der zweite Trailer). Neben zahlreichen weiteren einschlägigen Referenzen baut Resident Evil 7 aber vor allem auf dem Gefühl der Hilflosigkeit auf, das uns zwangsläufig überfällt, wenn wir etwa nur mit einer Kugel Munition im Lauf in einem Versteck darauf warten, nicht von den grausamen Mitgliedern der Horrorfamilie Baker erwischt zu werden. Auch das schon in den letzten Jahren medial sehr populäre Südstaaten-Setting bedient Resident Evil 7 mit viel Liebe zum schaurig sumpfigen Detail, ohne dafür allerdings mithilfe des bisher gezeigten Materials einen Innovationspreis abzustauben. Auch darin bleibt sich die Reihe letztlich treu: Originell zu sein wird anderen Titeln überlassen.

Doch der Wille zur Erneuerung ist dennoch greifbar und macht anscheinend selbst vor den Figuren nicht halt. Auftritte bekannter Serienfiguren wie Chris Redfield oder Jill Valentine scheinen in diesem für Resident Evil gänzlich neuem Setting ebenso unwahrscheinlich wie eine umfassende Einflussnahme der Umbrella-Corporation, die sonst als Schurkenorganisation für die Gefahren des globalen Bioterrors innerhalb der Story herhalten muss. Endlose Zombiehorden sind daher nicht zu erwarten, wobei im Gegensatz dazu traditionellen Elementen wie der geringen Anzahl an Inventarplätzen für die eigene Ausrüstung, der wohlüberlegte Umgang mit spärlich verstreuten Heilkreutern oder einem strategischen Vorgehen bei den durchaus auch diesmal wieder vorhandenen Bosskämpfen erneut eine entscheidende Rolle zukommt. Wie in alten Zeiten eben. 

Wer sich also auf ein richtig beklemmdes Revivalerlebnis im neuen und dennoch irgendwie klassischen Gewand freut, das dem Genre des Survival-Horrors auch in diesem Jahr wieder Ehre erweisen dürfte (ähnlich wie Outlast 2), sollte der Familie Baker schon bald einen Besuch abstatten. 

Resident Evil 7: Biohazard • Capcom • Survival-Horror

Abb. © Capcom

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