24. Februar 2017 2 Likes

Film-Experiment für Abenteuerlustige

Terence Hill einmal GANZ anders: „Org“!

Lesezeit: 2 min.

Heute, am 24. Februar, präsentiert das Label Filmgalerie 451 eine kleine Sensation, denn Terence Hills jahrzehntelang verschämt verschwiegener Eintrag in seiner Filmographie, der Science-Fiction-Experimentalfilm „Org“ erscheint an diesem Tag – weltweit zum ersten Mal – auf DVD! 

Auf die Handlung dieses 177minütigen psychedelischen Monumentalepos, das auf einen Kurzroman von Thomas Mann basiert, einzugehen, würde der Sache wohl nicht gerecht werden – Regisseur Fernando Birri bezeichnete seinen Film über eine ménage à trois nach dem großen atomaren Supergau selbst als „Nicht-Film“, als „Experiment“, als „Erfahrung“, die Ideen und Utopien der 1968-Bewegung aufgreift und auf die Leinwand gießt. „Org“ ist ein Film, zu dem man, den wenigen, die ihn bisher gesehen haben, nach zu urteilen, ganz simpel entweder Zugang oder halt keinen Zugang findet, das landsläufige Verständnis von Film mit all seinen narrativen Zwängen scheint hier schlichtweg keine Rolle mehr zu spielen.

Anstatt dessen lieber ein paar nüchterne Fakten: Die Dreharbeiten fanden bereits 1968 statt, doch es dauerte satte 11 Jahre bis Birri 1979 eine finale Version auf der Biennale von Venedig präsentierte. Allerdings war der Hauptdarsteller und eher unfreiwillige Produzent (während den Dreharbeiten gab es einen finanziellen Engpass, Hill sprang ein und erwarb im Zuge dessen auch die Rechte) wenig begeistert und entschloss sich nach der Premiere, gerüchteweise vor allem aufgrund seiner ebenso nicht gerade freudig erregten Berater, die bei Veröffentlichung einen Karriereschaden befürchteten, auch weil sich der zu dieser Zeit extrem populäre Komödiant hier anscheinend recht offenherzig zeigt, den Film, der mit seinen 26.000 Schnittstellen und rund 700 Tonspuren als radikalster Experimentalfilm aller Zeiten gilt, unter Verschluss zu halten. Das gelang abgesehen von zwei Festival-Aufführungen (eine davon in einer arg gekürzten Version), tatsächlich auch ganz gut – selbst eingefleischte Fans des stahlblauäugigen Mimen waren sich bis vor einiger Zeit gar nicht mal so sicher, ob es „Org“ überhaupt gibt.     

Das Werk wird von einem 24minütigen Video-Essay, einem 64-seitigen Booklet, einem Publikumsgespräch mit Birris Regie-Assistent Settimio Presutto und einem nicht näher erläuterten Tagebuch in PDF-Form begleitet.

Extrem aufgeschlossene Science-Fiction-Fans sollten zugreifen, alle anderen leihen sich die DVD von den extrem aufgeschlossenen Science-Fiction-Fans in ihrem Bekanntenkreis erstmal aus!

(Wer den an dieser Stelle obligatorischen Trailer sucht, wird leider enttäuscht – es gibt schlichtweg keinen!)

Org • Italien/Argentinien 1979 • Regie: Fernando Birri • Darsteller: Terence Hill, Lidija Juracik, Isaac Twen Obu

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.