1. Juni 2018 1 Likes

Heimkino-Highlights im Juni

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

1. Singularity (2017)

Bei wem? EuroVideo Als was? DVD, Blu-ray Wann? 06.06.2018

Worum geht’s? Im Jahr 2020 stellt Elias van Dorne, der Boss des weltweit größten Herstellers von Robotern, seine bisher mächtigste Erfindung vor: Kronos, ein Super-Computer, der der Menschheit Frieden bringen soll. Doch, falsch gedacht, Kronos erkennt dank seiner überragenden künstlichen Intelligenz im Bruchteil einer Sekunde, was wir alle schon seit Jahrhunderten wissen: Der größte Feind des Menschen ist der Mensch! Aus diesem Grund beschließt das elektronische Superhirn einen Großputz und bereinigt mit Hilfe seiner Roboterkollegen die Erde über Nacht fast vollständig vom Übel Mensch. 97 Jahre später: Es gibt nur noch eine kleine Anzahl Überlebender und von denen machen sich die Teenies Andrew und Calia auf, um das legendäre Aurora zu suchen, ein Land, indem es keine Roboter gibt, der letzte Hort der Menschheit…

Prognose: Was ist eigentlich mit John Cusack los? Gut, der Star von „Teen Lover“ (1989) „Grosse Point Blank“ (1997), „Being John Malkovich“ (1999) oder „High Fidelity“ (2000) schien noch nie einen ausgefuchsten Karriere-Plan zu verfolgen, was ja durchaus sympathisch ist, aber seit ein einiger Zeit vermietet sich Cusack an offenbar jeden, der ein bisschen Kleingeld in der Portokasse hat, anders ist die mittlerweile völlig wahllos anmutende Flut an neuen und oft extrem fragwürdigen Filmen kaum zu erklären (von denen es natürlich die wenigsten überhaupt noch ins Kino schaffen). Genauso „Singularity“: Ursprünglich wurde das Kickstarter-finanzierte Projekt bereits 2013 in der Schweiz und der tschechischen Republik vom damals 20-jährigen Robert Kouba unter dem Titel „Aurora“ abgedreht, die Szenen mit Cusack folgten Jahre später, vermutlich um den Streifen noch irgendwie an den Mann bringen zu können. Man hört jedenfalls nichts Gutes: Dreiviertel des Films tappen die beiden Protagonisten durch tschechische Wälder, der Rest wurde mit Cusack oder CGI-Robotern aufgefüllt. Wird nix, 100%.

Singularity • USA/Schweiz 2017 • Regie: Robert Kouba • Darsteller: Julian Schaffner, John Cusack, Carmen Argenziano, Jeannine Wacker, Pavlo Bubryak, Paul American, David Chrisman


„Barb Wire“

2. Barb Wire (1996)

Bei wem? Turbine Medien Als was? Blu-ray (Limited FuturePak Edition) Wann? 22.06.2018

Worum geht’s?: Die Zukunft, wir schreiben das Jahr 2017 (!): Der zweite amerikanische Bürgerkrieg ist im vollen Gange, der „Kongress“ hat mittlerweile ganz Nordamerika im Griff, die Zustände sind chaotisch. Nur in der letzten freien Stadt Steel Harbor herrscht Waffenruhe. Barb Wire betreibt dort einen Nachtclub und arbeitet nebenbei als Kopfgeldjägerin, Gefühle hat die hübsche, aber toughe Frau offenbar nur für ihren blinden Bruder und ihren Rottweiler. Doch dann taucht plötzlich Axel, eine alte Liebe, mitsamt einer Frau auf; die beiden sind auf der Flucht vor dem gefürchteten Colonel Preizer und zudem auf der Suche nach kostbaren Kontaktlinsen, mit denen die gefürchteten Identifizierungsscans am Flughafen umgangen werden können…

Prognose: Kann sich noch jemand an Pamela Anderson erinnern? Die blonde Sprechbarbie wurde in den 1990er-Jahren mit Playboy-Covern, einer bekloppt-lieblichen Serie über Rettungsschwimmer und geklauten Homemade-Pornos zum feuchten Traum aller Aknegeplagten. Irgendwem fiel dann ein, dass sich die beiden größten Vorzüge der Frau Anderson ja auch wunderbar für die Breitwand im Lichtspieltheater eignen würden. Dass man sich zu diesem Zweck eine Comic-Vorlage aussuchte, war gar nicht mal so verkehrt gedacht, denn die Playboy-Cover-Rekordhalterin wirkte zu dieser Zeit tatsächlich wie von den Seiten einer Sprechblasen-Geschichte gehüpft. Doch es nutzte alles nicht, der Film von Musikvideo-Regisseur David Hogan soff im Kino völlig ab, kassiert wurden lediglich ganze sechs Nominierungen für die goldene Himbeere, die Hauptdarstellerin konnte für ihre Leistung eine mit nach Hause nehmen. Soviel Häme war allerdings dann doch etwas übertrieben. Sicher, auch rückblickend wird aus „Barb Wire“ kein verkanntes Meisterwerk, allerdings hält der knallige, farbfilterintensive Pulp dank (zu) weniger, aber ansehnlicher Action und einer gut aufgelegten Nebenbesetzung (Temuera Morrison, Steve Railsback und vor allem der göttliche Udo Kier), die die mimischen Defizite der Hauptattraktion auffängt, ganz gut bei Stange und nervt zudem auch nicht mit der Wichtigtuerei vieler heutiger Comic-Adaptionen. Geht durchaus ganz okay und liegt nun erstmals als Unrated-Version vor.

Barb Wire • USA 1996 • Regie: David Hogan • Darsteller: Pamela Anderson, Temuera Morrison, Victoria Rowell, Jack Noseworthy, Xander Berkely, Udo Kier, Steve Railsback, Clint Howard


„The Call Up – An den Grenzen der Wirklichkeit“

3. The Call Up – An den Grenzen der Wirklichkeit (2016)

Bei wem? Studio Hamburg Als was? DVD, Blu-ray Wann? 08.06.2018

Worum geht’s? Acht erfolgreiche Zocker dürfen eine brandneue Virtual-Reality-Simulation betatesten, in deren Verlauf sie computergesteuerte Terroristen töten sollen. Der Gewinner kassiert 100.000 Dollar. Für die Simulation werden spezielle Kampfanzuge benötigt, die vom Computer abgescannt werden, worauf sich das Bürogebäude in ein realistisches Kriegsszenario verwandelt. So weit, so wow. Plötzlich merken die Teilnehmer allerdings, dass das Feedback ihrer Anzüge real ist, Verletzungen im Spiel erfolgen ebenso in der Wirklichkeit, doch blöderweise lassen sich die Anzüge nicht mehr ausziehen und halten die Spieler in der künstlichen Realität gefangen…

Prognose: Debütfilm von 2016, dessen Drehbuch 2011 die „Brit List“, das britische Äquivalent zur amerikanischen „Black List“, eine Art Hitparade mit den heißesten unproduzierten Skripts, anführte. Das muss nichts heißen, der vor einiger Zeit veröffentlichte „What Happened To Monday?“ zum Beispiel basiert auf so einem angeblichen Superdrehbuch, hat den langen Weg auf die Leinwand aber offensichtlich nicht ganz so super überstanden, allerdings wurschtelten hier noch weitere Leute in der Küche rum. „The Call Up“ hingegen wurde von Charles Barker geschrieben und auch von Charles Barker verfilmt, ein Punkt, der schon mal Hoffnung spendet. Des Weiteren lässt der Trailer einen gewissen Sinn für Style erkennen und die bisherigen Reviews gehen ebenso ok, heißt also alles in allem: Mal reingucken!

The Call Up – An den Grenzen der Wirklichkeit • Großbritannien 2016 • Regie: Charles Barker • Darsteller: Morfydd Clark, Chris Obi, Chris Deacon, Tom Benedict Knight, Parker Sawyers


„Kodoku: Meatball Machine“

4. Kodoku – Meatball Machine (2017)

Bei wem? Midori Impuls Als was? Mediabook (DVD/Blu-ray) Wann? 29.06.2018

Worum geht’s?: Schuldeneintreiber Yuji ist einfach völlig falsch in seinem Job: Egal, an welche Tür er klopft, die Leute nehmen ihn nicht ernst, zu allem Überfluss vermöbelt ihn der Chef auch noch! Um das Fass zum Überlaufen zu bringen, teilt ihm der Arzt eines Tages mit, dass er nur noch drei Monate zu leben hat – Krebs! Doch dann riegeln Aliens Tokio mit einer Glaskuppel ab und verwandeln die Einwohner in Mensch-Maschinen, genannt Necro-Borgs. Schlecht für die Einwohner Tokios, gut für Yuji – er hat nun seine Bestimmung gefunden und zieht in einen gnadenlosen Kampf!

Prognose: „Kodoku: Meatball Machine“ wurde letztes Jahr an dieser Stelle bereits vorgestellt, nun erscheint das Mediabook, wofür der Autor dieser Zeilen das Booklet geschrieben hat, weswegen es nun natürlich eine deutliche Aufwertung gibt: Super Film! Meisterwerk! Unbedingt kaufen!

Spaß beiseite: Der Hauptkritikpunkt gilt natürlich nach wie vor, Nishimura sollte dringend mal jemand an die Leine legen, der Film ist ein ganzes Stück zu lang, aber wer Sinn für mit derben Humor und literweise Kunstblut gepolsterte Skurrilitäten aller Art hat, wird voll und ganz auf seine Kosten kommen – außerdem liegt der Edition ein von Meisterhand geschriebenes, sagenhaft informatives und extrem unterhaltsames Booklet bei!

Kodoku: Meatball Machine • Japan 2017 • Regie: Yoshihiro Nishimura • Darsteller: Tomori Abe, Kensuke Ashihara, Satoshi Eishima, Goki, Yôta Kawase, Riri Kôda, Rima Matsuda


„Sense8“

… und was gibt’s im TV & Internet?

Cloak & Dagger, Staffel 1 – ab 08.06.2018, Amazon Prime Video: … und eine weitere ComicAdaption. Die erste Folge wurde in den USA bereits auf einem Festival vorgeführt und sorgte für massig Begeisterung bei der Fachpresse. Na, dann schaumer mal!

Into the Badlands, Staffel 2 – ab 08.06.2018, RTL II: Die zweite Season der MartialArts-lastigen Science-Fiction-Serie, die zumindestens für Freunde gepflegter Handkanten- und Fußtritt-Kommunikation durchaus in Ordnung geht.

Sense8, Staffel 2, Abschlussfilm – ab 08.06.2018, Netflix: Die ambitionierte, aber wenig erfolgreiche Serie verabschiedet sich mit einer spielfilmlangen Abschlussfolge.

Voltron: Legendary Defender, Staffel 6 – ab 15.06.2018, Netflix: Die beliebte TrickfilmSerie um die Allzweckwaffe Voltron kriegt sieben neue Episoden.

Luke Cage, Staffel 2 – ab 22.06.2018, Netflix: Staffel 2 der Serie um den schwarzen Superhelden. Marvel hatte bisher mit zweiten Staffeln kein allzu großes Glück – ob’s hier besser wird?

Preacher, Staffel 3 – ab 25.06.2018, Amazon Prime: Die herrlich durchgeknallte Serie nach dem gleichnamigen Comic von Garth Ennis geht in die dritte Runde.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.