„Mortal Kombat“ - Jetzt in brutal!

Jetzt ist es also schon soweit, dass Filme von Paul W.S. Anderson eine Neuauflage erleben. Mitte der 90er Jahre war Anderson ein aufstrebender Indiefilm-Regisseur, der mit „Shopping“ ein rasantes Debüt hingelegt hatte, was ihn in der Logik Hollywoods schon damals offenbar zum idealen Regisseur für die Verfilmung eines Videospiels machte. Das Ergebnis war der, ja, legendäre „Mortal Kombat“, die erste Videospiel-Verfilmung, die als finanzieller Erfolg bezeichnet werden konnte. Und in gewisser Weise die Karriere Andersons vorzeichnete, denn aus dem Arcade-Game „Mortal Kombat“, in dem es um nichts weiter ging, als eine Aneinanderreihung von Kämpfen, machte Anderson 1995 einen Film, in dem es um nichts weiter ging als eine Reihe von Kämpfen. Diesen sagen wir mal reduzierten filmischen Stil perfektionierte Anderson in den folgenden Jahren, wie man demnächst in seiner Version von „Monster Hunter“ bestaunen kann: Kino als reines visuelles Spektakel, mitreißend und losgelöst von komplexer Handlung

Dass einzige, was die Fans des Arcades Mitte der 90er vermissten, war die Brutalität, für die „Mortal Kombat“ berühmt und berüchtigt war, wobei man angesichts der grob-verpixelten Graphik jener fernen Tage ohnehin wenig mehr erkennen konnte, als Punkte, die sich die Köpfe abrissen, Wirbelsäulen brachen und manch anderes mehr.

Zahlreiche Fortsetzungen später sorgen die „Mortal Kombat“-Spiele immer noch für Empörung bei besorgten Eltern, wobei die Macher sich inzwischen ganz schön anstrengen müssen, damit die jeweils neueste Version auch ja indiziert wird, die Maßstäbe des Erträglichen haben sich im Lauf der Zeit doch arg verschoben.

In gewisser Weise gilt das auch fürs Kino, was bedeutet, dass sich die vom bisherigen Werbeclip-Regisseur Simon McQuoid inszenierte Neuauflage höchst Retro anfühlt, so modern sie auch aussieht. Denn die erstaunlicherweise drei Drehbuchautoren haben sich nicht darum bemüht, das Konzept von „Mortal Kombat“ in irgendeiner Weise inhaltlich aufzupeppen oder eine elaborierte Handlung zu entwickeln, sondern wählen stets den kürzesten Weg zwischen den Höhepunkten, also den Kampfszenen.

Allein ein kurzer Prolog, der die jahrhundertealten Vorfahren des Helden Cole Young (Lewis Tan) zeigt, wie sie von einem Vertreter des Bösewichts Shang Tsung (Chin Han) dahingemeuchelt werden. In der Gegenwart schlägt sich Cole als mittelmäßiger MMA-Kämpfer herum, der seine verborgenen Kräfte noch nicht entdeckt hat. Das ändert sich erst, als er von Sonya Blade (Jessica McNamee) rekrutiert wird, die Cole und andere Fighter zu einem Team zusammenstellt, die um nicht weniger als das Schicksal der Erde kämpfen.

Mehr muss man nicht wissen, mehr gibt es auch nicht zu wissen, denn mehr passiert zumindest auf Handlungsebene nicht. Streng dem Videospiel folgend, lässt McQuoid seine Helden in diversen Kämpfen gegen Vertreter des Bösen antreten und sich untermalt von pulsierender Musik die Köpfe einschlagen. Je nach Sichtweise ist das unfassbar stumpfsinnig oder konsequent reduziert auf das Wesentliche. So wie der neue „King Kong vs. Godzilla“-Film wirkt auch die Neuauflage von „Mortal Kombat“ wie eine Rückbesinnung des Kinos auf das wesentliche: Pures Spektakel, losgelöst von komplexer, ausgedehnter Handlung, wie sie all die Serien zelebrierten, mit denen man die Corona-Zeit notgedrungen verbrachte. Langsam geht es nun wieder nach draußen, ins Kino, wo für zwei Stunden dem Exzess gefrönt werden kann. Hoffentlich auch bald wieder in den deutschen Kinos.

Jetzt als VoD, ab 22. Juli auch als DVD oder Blu-ray.

Mortal Kombat • USA 2021 • Regie: Simon McQuoid • Darsteller: Lewis Tan, Jessica McNamee, Josh Lawson, Joe Taslim, Chin Han