11. März 2015 3 Likes 2

Adoleszente Gewaltfantasien

Matthew Vaughns Comicverfilmung „Kingsman: The Secret Service“

Lesezeit: 2 min.

Schwer zu sagen was genau „Kingsman: The Secret Service“ ist: Hommage, Parodie, Variation oder schlicht Weiterentwicklung des Agentenfilm-Genres. Vor allem ist es durch und durch ein Matthew Vaughn-Film, was bedeutet, dass man sich auf exzessive Gewalt, platzende Köpfe, in Superzeitlupe erschossene, zerstückelte, aufgespießte Körper einstellen darf – oder muss.

Nun ist gegen exzessive Gewaltdarstellungen nicht prinzipiell etwas einzuwenden, gerade der Horrorfilm lebt von Blut und Gedärmen und auch das harte Actionkino wäre ohne, nun ja, harte Action nur halb so gut. Doch was ist mit Filmen, die eigentlich eher satirische Töne anschlagen, in denen Kinder oder Jugendliche die Hauptrolle spielen, die lange Zeit fast wie eine Sozialstudie wirken, nur um dann doch in blutigste Exzesse abzudriften?

So ähnlich funktionierte schon Matthew Vaughns „Kick Ass“, der ebenso wie „Kingsman“ auf einem Comic von Mike Millar basiert, was schon andeutet, mit was für einem typischen, betont augenzwinkernden Produkt der Postmoderne man es hier zu tun hat. Denn ohne Kenntnis von James Bond und Konsorten kommt man hier nicht weit, basiert doch ein erheblicher Teil des Witzes von „Kingsman“ auf Anspielungen an bekannte Filme und Motive. Originellstes Moment ist dabei der Kniff, einen rechten Bloke, wie der Engländer sagen würde, aus der britischen Arbeiterklasse zum Kandidaten einer ultrageheimen Geheimorganisation zu machen. Eggsy (Taron Egerton) heißt dieser junge Mann, der von Harry Hart (Colin Firth) auserkoren wird, ein Kingsman zu werden. Was genau der distinguierte Hart im schnoddrigen Eggsy sieht weiß anfangs niemand, doch nach langen Trainingseinheiten (der Origin-Story dieses offensichtlich als Franchise-Starter intendierten Films) wird aus Eggsy bald ein rechter Gentleman-Killer.

Der es natürlich auch mit einer typischen James Bond-artigen Weltverschwörung zu tun hat. Geplant wird diese vom durchgedrehten Milliardär Valentine (Samuel Jackson, der offenbar nicht müde wird Variationen der immer gleichen Rolle zu geben), der das Problem der Überbevölkerung durch Massenmord lösen möchte. Sein Quartier ist ein hochtechnologisiertes Science-Fiction-Labor, zu seinen Untergebenen zählt eine schöne Dame, die auf Klingen durch die Welt stolziert, Klingen, die natürlich vielfältig einsetzbar sind.

Besonders schön ist „Kingsman“ immer dann, wenn der sehr britische Kontrast der gesellschaftlichen Klassen in den Mittelpunkt der Erzählung gestellt wird, wenn Oxford-Snobismus auf die Schule der Straße trifft. Newcomer Taron Egerton weiß hier mit einem Charme zu überzeugen, der dem Film zunehmend abhanden kommt. Spätestens wenn sich die Handlung in Valentines Geheimversteck verlagert, scheint das einzige Ziel Vaughns zu sein, immer neue Methoden der Körperzerstückelung zu finden, die kaum zum satirischen Ton seines Films passen. Das ist umso bedauerlicher, als „Kingsman“ über lange Zeit als durchaus pointierte Komödie funktioniert, bis sie dann zunehmend den Exzess über die feine Pointe stellt.

„Kingsman: The Secret Service“ ist ab dem 12. März im Kino zu sehen.

Kingsman: The Secret Service (UK 2014) • Regie: Matthew Vaughn • Darsteller: Colin Firth, Taron Egerton, Mark Strong, Michael Caine, Samuel L. Jackson, Sofia Boutella, Mark Hamill

Kommentare

Bild des Benutzers Horusauge

Ich habe mich auf den Film gefreut, jetzt hadere ich. Aber Colin Firth hat mir im Kinotrailer gut gefallen ...

Bild des Benutzers Horusauge

Veto! Man braucht keine James Bond Erfahrung, hab ich auch nicht.
Und: es ist in meinen Augen eine Parodie.

Ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert, sogar das popcorn war unwichtig. Es gibt ein Köpfe rollendes Feuerwerk, richtig künstlich in Szene gesetzt. Die Darsteller haben mir gefallen. Einzig die lange Verfolgungsjagd im Bunker wäre kürzungswert.
einfach reinsetzen, nicht nachdenken und besaßen lassen.

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