James Corey
„Leviathan erwacht“
Das Rezept für eine gute Space-Opera? Ganz einfach: Man nehme einen erfahrenen Autor – wie Daniel Abraham –, stelle ihm jemanden zur Seite, der sich hauptberuflich Universen für PC- und Tabletop-Spiele ausdenkt – wie Ty Franck –, und lasse sie unter einem Pseudonym schreiben. Das Ergebnis ist in diesem Fall die Romanreihe The Expanse, die mit „Leviathan erwacht“ (im Shop) beginnt und inzwischen auch mit großem Erfolg als TV-Serie adaptiert wurde.
„Leviathan erwacht“ versetzt uns gut hundert Jahre in die Zukunft: Dank des Epstein-Antriebs hat es die Menschheit zwar nicht bis zu den Sternen geschafft, aber das Sonnensystem ist erobert und der Mars und einige der größeren Asteroiden des Gürtels wurden besiedelt. Diese Kolonien werden jetzt politisch erwachsen und wollen die Vorherrschaft von Mutter Erde – beziehungsweise den irdischen Firmen, die auf den Asteroiden Rohstoffe abbauen - nicht länger dulden. Verschiedene Fraktionen lassen schon seit längerem die Muskeln spielen, sodass ein einziger Funke genügen würde, das explosive Gemisch zu entzünden. Den liefert Captain James Holden, als sein Eisfrachter von einem hochgerüsteten Raumschiff vernichtet wird. Der einzige Planet, der Gerüchten zufolge über so viel Feuerkraft verfügt, ist der Mars - und genau das verkündet Holden per Funk dem Universum. Doch die marsianische Regierung bestreitet, etwas damit zu tun zu haben, und schon kommt ein politischer Skandal ins Rollen, der jedoch nur der Deckmantel für ein weitaus größeres Geheimnis ist.
Holden gegenüber steht Detective Miller, der im Asteroidengürtel auf der Suche nach einem vermissten reichen Mädchen ist. Als sich herausstellt, dass die Gesuchte Teil des Skandals zu sein scheint, wendet sich der zynische Detective an Holden, der bis ins Mark davon überzeugt ist, dass die Menschen schon alles richtig machen werden, wenn es nur keine Geheimnisse mehr gibt. Die Dynamik zwischen den beiden ist ein großer Pluspunkt für „Leviathan erwacht“, doch wer denkt, man hätte es mit „Good Guy, Bad Cop“-Stereotypen zu tun, wird enttäuscht: Sowohl der strahlende Ritter Holden als auch der abgehalfterte Detective sind zu wesentlich mehr in der Lage als zum Absondern von Platitüden.
Abraham und Franck können mit ihrem Universum und den Geschichten darin auf allen Ebenen überzeugen. Raumschiffe, die nicht aerodynamisch sind, ausgehöhlte Asteroiden mit ganz eigenen sozialen Strukturen und eine Fülle von Kleinigkeiten, die man den Autoren sofort glaubt, machen „Leviathan erwacht“ zu einer Space Opera, die nicht abgeklärt sein will, sondern eine actionreiche Geschichte vor einem Hard-SF-Hintergrund erzählt. „Leviathan erwacht“ ist vor allem eins: unterhaltsam. Und zeigt uns dabei eine Zukunft in HD, die absolut glaubwürdig ist und der es dennoch nicht an „Sense of wonder“ mangelt.
von Elisabeth Bösl
Leviathan erwacht
Die Menschheit hat das Sonnensystem kolonisiert. Auf dem Mond, dem Mars, im Asteroidengürtel und noch darüber hinaus gibt es Stationen und werden Rohstoffe abgebaut. Doch die Sterne sind den Menschen bisher verwehrt geblieben. Als James Holden, Kapitän eines kleinen Minenschiffs, ein havariertes Schiff aufbringt, ahnt er nicht, welch gefährliches Geheimnis er in Händen hält – ein Geheimnis, das die Zukunft der ganzen menschlichen Zivilisation für immer verändern wird.
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