17. November 2015 3 Likes

„Ich bin noch immer überwältigt.“

Heyne-Autor Thomas Sweterlitsch über das Hollywood-Interesse an seinen SF-Romanen

Lesezeit: 4 min.

Wir berichteten bereits darüber, dass die beiden Science-Fiction-Romane des amerikanischen Autors Thomas Sweterlitsch, dessen Cyberpunk-Debüt „Tomorrow & Tomorrow“ (im Shop) dieses Jahr Heynes diezukunft.de–Edition eröffnete, verfilmt werden sollen – der Zeitreise-Roman „Libra“, der noch nicht einmal im Original angekündigt ist, womöglich sogar von Neill Blomkamp („District 9“)! Ob’s was wird? Das steht, wie immer bei solchen News und Projekten aus und in Hollywood, in den Sternen. Im Interview teilt Mr. Sweterlisch dennoch seine Gedanken über die Film-Gerüchte mit seinen deutschsprachigen Lesern …

Hallo Tom. Was war dein erster Gedanke, als du den Namen Neill Blomkamp gelesen hast?

Ich bin von den Neuigkeiten noch immer überwältigt – es fühlt sich nach wie vor an, als würde ich träumen. Ich meine, NEILL BLOMKAMP??? Ich bin seit Jahren ein Riesenfan!

„Libra“ hat noch nicht mal ein Erscheinungsdatum in den USA, und schon ist der Roman in Hollywood angekommen. Wie kommt so was eigentlich zustande?

In meinem Fall lautet die Antwort, dass ich das Glück habe, von zwei wunderbaren Literaturagenten vertreten zu werden, David Gernert und Andy Knifer von The Gernert Company, die wiederum mit einer wunderbaren Literaturagentin namens Sylvie Rabineau von der RWSG Literary Agency in Los Angeles zusammenarbeiten. Auf dieselbe Art und Weise, wie Literaturagenten Manuskripte bei Lektoren und Verlegern anbieten, reicht RWSG Manuskripte bei Filmproduzenten ein. Sobald der Roman fertig war, las Sylvie das Manuskript, um beurteilen zu können, ob es Film-Potential hat, und nachdem sie ihre Entscheidung gefällt hatte, setzte sie sich mit ihren Kontakten in Hollywood in Verbindung. Falls das für alle Autoren, die wissen wollen, wie man ein Buch veröffentlicht oder die Filmrechte verkauft, unerreichbar klingt – ruft euch ins Gedächtnis, dass ich nur ein Typ aus Pittsburgh bin, der vorher keinerlei Beziehungen oder Kontakte im Verlagswesen oder beim Film hatte … Ich weiß, dass es aktuell eine Diskussion darüber gibt, ob Debüt-Autoren sich einen Agenten suchen sollten oder nicht. Es gibt auf beiden Seiten triftige Argumente, doch meiner Erfahrung nach sind die Agenten, die meine Arbeit repräsentieren, essenziell für mich als Autor.

Wie fühlt es sich an, wenn andere Medien so früh Interesse an deinen Büchern haben?

Es ist sehr aufregend! Aber ich erinnere mich selbst daran, dass es ein weiter Weg vom Verkaufen einer Film-Option bis dahin ist, zu sehen, dass aus dem Roman wirklich ein Film wird. Also versuche ich, mich nicht von meinen Tagträumen übermannen zu lassen.

Denkst du beim Schreiben schon an mögliche Verfilmungen, und sei es nur Wunschdenken?

Um die Handlung einer Szene zu entwerfen, stelle ich mir oft vor, wie die zu schreibende Stelle aussehen würde, wenn es eine Szene in einem Film wäre. Ich hoffe, dass sich meine Romane in dem Sinne ‚cineastisch’ lesen, als dass meine Bilder transportiert werden – ich möchte, dass sich die Lektüre meiner Romane wie ein Film anfühlt, der im Kopf des Lesers abläuft. Doch das ist etwas völlig anderes, als aufzubrechen und einen Roman zu schreiben, von dem ich denke, dass er eines Tages verfilmt werden könnte. Die Antwort auf die Frage, ob ich beim Schreiben über die ‚Film-Version’ meiner Bücher nachdenke, lautet also, dass mir solche Gedanken ehrlich gesagt sehr, sehr fern liegen … so denke ich schlichtweg nicht. Vor allem kann man niemals vorhersagen, was für eine Art Roman für ein Filmstudio interessant ist – könnte man das, würde man seinen Lebensunterhalt wohl als Drehbuchautor oder etwas in der Art verdienen, anstatt mehrere Jahre damit zu verbringen, alleine einen Roman zu schreiben.

Beeinflussen solche Film-Deals dennoch deine Art zu schreiben?

Filme, die ich verehre, sind generell ein gewaltiger Einfluss auf mein Schreiben und Denken. Aber ein Roman ist ein ganz anderes Werk als ein Film, sie funktionieren auf verschiedene Weisen – im Kern sind meine wichtigsten Einflüsse also immer andere Romane, andere Autoren und Sprache.

„Tomorrow & Tomorrow“ wurde auch schon von Sony optioniert. Gibt es hier irgendwelche News?

Nicht, dass ich wüsste – aber ich habe eigentlich auch nichts mit der Film-Sache zu tun, sodass ich wohl auch nichts wüsste, wenn es tatsächlich etwas Neues gäbe! Ich weiß, dass ein Drehbuch zum Buch geschrieben wurde, doch habe ich es nicht gelesen. Wir werden sehen! Ich drücke weiterhin die Daumen …

Wir auch. Danke für das Gespräch!

Thomas Sweterlitsch Tomorrow & Tomorrow • Heyne, München 2015 • 480 Seiten • 14,99 Euro

Autorenfoto: Sonja Sweterlitsch

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