22. April 2019

Tödliche Roboter in starken Bildern

Ein neuer SF-Comic aus Deutschland: „Message“ von Cristin Wendt und Ronja Büscher

Lesezeit: 3 min.

Der Science-Fiction-Comic „Message“ von Autorin und Zeichnerin Cristin Wendt sowie Co-Autorin Ronja Büscher beginnt im ersten Album „Loading“ mit einem vertraut-pessimistischem Szenario: Globalisierung, Überbevölkerung und Klimawandel haben die Welt an den Rand des Kollaps gebracht. Die künstliche Intelligenz KIEM soll die Erde retten, und anfangs sieht es auch richtig gut aus – bis die Menschheit neue Kriege und neue Katastrophen heraufbeschwört. KIEM wendet sich daraufhin gegen seine Schöpfer, denen es nur mit knapper Not gelingt, die KI zu deaktivieren. Doch die Kampfroboter-Abkömmlinge von KIEM gehen weiter gegen die Menschen vor, die ihre Städte, ihre Netzwerke und ihre Energiequellen ständig gegen Angriffe beschützen müssen. Avarus gehört zu den Außenagenten der Homeland-Behörde und stellt sich in vergifteter Umgebung im direkten Kampf den Killerrobotern. Außerdem will Avarus herausfinden, was mit seinem Bruder geschah – und erhält tieferen Einblick in seine biomechanischen Feinde, als ihm lieb ist …

Die 1985 geborene Cristin Wendt, die als Schreinerin arbeitet und sogar in der Mittagspause Stift und Tablet zur Hand nimmt, brachte sich das Zeichen selbst bei und veröffentlichte zunächst Manga im Internet. Ihr gedrucktes Comic-Debüt „Message“, an dem sie vier Jahre lang arbeitete, brachte die in ihrer Jugend u. a. von „Sailor Moon“ inspirierte Wendt 2018 ursprünglich im Eigenverlag heraus. Nun jedoch lancierte der Ludwigsburger Verlag Cross Cult eine Neuausgabe des ersten Albums. Im Auftaktband handeln Wendt und Ronja Büscher, die Text und Dialog beisteuert, auf einer einleitenden Doppelseite einen Großteil des Worldbuildings ab, das ihr Cyberpunk-Horror-Setting definiert. Danach gibt es soliden Genre-Standard mit einer überschaubaren Anzahl Figuren und Szenen, die sich hoffentlich in allen Bereichen noch zu mehr entwickeln – das Ende ist da vielversprechend. Die Zeichnungen, die unübersehbar Einflüsse aus Manga und Anime kanalisieren und ästhetisch an die erfolgreichen Comics der Luna Brothers erinnern, können sich jedoch schon jetzt sehen lassen und machen im großformatigen Hardcover echt was her. Das fängt mit dem Cover an und setzt sich über die meisten interessant aufgeteilten Innenseiten fort, auf denen Action und Emotionen gleichermaßen dynamisch und ausdrucksstark eingefangen werden.

Von „Message“ sind fünf Bände geplant, momentan arbeitet Cristin Wendt nebenberuflich am zweiten Album. Mal sehen, wie schnell es mit den Fortsetzungen klappt und ob die Story im weiteren Verlauf der Serie möglichst bald zur starken Visualisierung aufschließen kann. Ansonsten nimmt man als Genre-Fan nicht zuletzt wegen der Erfolgsgeschichte und des tollen Looks dieses neuen Titels freudig zur Kenntnis, dass mit z. B. „Endzeit“ von Olivia Vieweg, „Gung Ho“ von Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg, „Grün“ von Frauke Berger, „Radius“ von Katrin Gal und nun eben auch noch „Message“ aktuell wirklich einige vielfältige SF-Comics deutschsprachiger Künstler bei etablierten Verlagen herauskommen. Selbst wenn da hier und da noch Luft nach oben ist, sieht das alles gut aus und fühlt sich das gut an.

Abbildungen: © Cristin Wendt/Cross Cult

Cristin Wendt, Ronja Büscher: Message Bd. 1: Loading • Cross Cult, Ludwigsburg 2019 • 80 Seiten • Hardcover: 20 Euro

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.