Frühlingsgefühle auf dem Mars
Der Wetterbericht vom roten Planeten – eine Kolumne von Judith Homann
Ärgern sich Marsianer eigentlich genauso über das Wetter wie wir Erdbewohner? Reisen sie zum Skifahren in die Polregionen mit pulverigem CO2-Schnee? Gibt es Feinstaubgrenzwerte in Sandstürmen oder stinkt ihnen gar der Sauerstoffgehalt ihrer Atmosphäre? Klar ist jedenfalls: warme Klamotten müssen bei den Marsbewohnern hoch im Kurs stehen, denn die Mitteltemperatur ihres Heimatplaneten liegt bei etwa -55 °C.
Die Jahreszeiten auf unserem Nachbarplaneten sind unseren aufgrund der fast gleichen Neigung der Planetenachsen nicht unähnlich, allerdings ist ein Marsjahr etwa doppelt so lang wie ein Erdenjahr. Ein „Sol“ – ein Marstag – ist aber nur etwa 40 Minuten länger, als ein Tag bei uns. Im Februar feierten die Marsianer bereits ausgelassen Mittsommer, Herbstbeginn ist im August unserer Zeitrechnung. Der Sommer ist lang, aber durch die große Entfernung zur Sonne eher frisch.
In unserer irdischen Heimat war das Frühjahr vor allem anfangs im Mittel zu warm und zu trocken. Stabile Hochdrucklagen brachten aber nicht nur geradezu frühsommerliche Temperaturen zu uns, sondern auch einen Gruß aus der Wüste: massenhaft Saharastaub, der sich über ganz Europa ausbreitete. In London wurde aufgrund der hohen Staubkonzentrationen sogar Smogalarm ausgelöst. Der Marsianer kann da nur müde lächeln. Staubstürme sind im Frühling und Sommer auf dem Mars keine Seltenheit und fegen mit bis zu 400 km/h über die Ebenen unseres roten Nachbarn. So auch dieses Jahr: bereits Anfang März tobten Staubstürme über den Ebenen der Südhemisphäre, Ende April wurden auch am Rand der nördlichen Polkappe die ersten beobachtet. Wenn es nicht gerade stürmt, ist auf dem Mars häufig mit staubigem Dunst zu rechnen.
Über dem 27 km mächtigen Olympus Mons und den anderen Vulkanen bilden sich derzeit im Solsverlauf regelmäßig dünne Wolken, ähnlich den irdischen Cirren, die auf dem Mars vermutlich ebenfalls als harmlose Schönwetterwolken gelten. Außerdem zeigten sich in der Gegend um den Äquator bereits Ende März die ersten Ausprägungen des „aphelischen Wolkenbandes“. Den Marsianern verdirbt dieses Wolkenband alljährlich den Sommerurlaub in den Tropen, denn wenn der Abstand zur Sonne im Frühling und Sommer am größten ist, sinken die Temperaturen in der oberen Atmosphäre so weit, dass sogar der verschwindend geringe Wasseranteil in der Marsatmosphäre zu dichten Wolken kondensieren kann.
Mars Rover Curiosity misst im Gale Krater auf der Südhalbkugel derweil kühle -20°C Lufttemperatur am Mittag; nachts sinken die Temperaturen auf gesäß-kalte -80°C. Gegen Ende April kam es in den höheren Breiten der Südhalbkugel zu ersten Bodenfrösten.
Für den Sommerurlaub auf dem Mars sollte der geneigte Besucher vor allem eine Polarausrüstung und Sonnencreme mit LSF 50+ einpacken, und den Besen zum Staubfegen vor dem Zelteingang nicht vergessen!
Kommentare
Herrlich - Marswetter. Darauf hab ich gewartet.
Wie ist das denn Judith Homann: Wie lange dauern denn die Eisheiligen auf dem Mars? Ich meine, bei uns ist es jetzt auch schon drei Wochen lang gesäß-kalt.
Und was passiert, wenn es an Siebenschläfer regnet? Ist ein Ostfriesennerz dort rot?
Wie sagen die Marsianer das Wetter voraus? Und haben die bei Föhn auch Kopfschmerzen?
Ja, ich würd gern mehr davon lesen.
Freut mich, dass das Wetter auf dem Mars auch auf der Erde anklang findet!
Die Fragen würde ich direkt als Anregungen für den nächsten Beitrag nutzen - nichts bleibt unbeantwortet! ;-)