9. Februar 2020 2 Likes

Heimkino-Highlights im Februar

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 7 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Light of My Life (2019)

Bei wem? Universum Film Als was? BD, DVD, VOD Wann? 24.01.2020

Worum geht’s? Zehn Jahre nach einer verheerenden Epidemie, die fast die gesamte weibliche Bevölkerung der Erde dahingerafft hatte, zieht ein Vater mit seiner kleinen, als Junge verkleideten Tochter auf der Suche nach einer sicheren Unterkunft ruhe- und rastlos durchs Land. Er tut alles, um sie beschützen, schottet sie von anderen Menschen komplett ab, denn die Männer sind unberechenbar geworden. Doch ewig können sie den anderen nicht aus dem Weg gehen – eine Katastrophe bahnt sich an …

Prognose: Quasi-Regie-Debüt (das Doku-Experiment „I’m Still Here“ von 2010 klammern wir jetzt mal aus) von Bens kleinem Bruder Casey Affleck und ein prima Beispiel für maximale Anbiederung. Das im Slow-Motion-Tempo erzählte Drama ist so direkt ans Feuilleton adressiert, dass es kaum verwundert, dass die Kritiken bis jetzt überwiegend positiv ausgefallen sind. Aber klar, wer kann im #MeToo-Zeitalter schon einem von zuweilen regelrecht erschlagender Emotionsdiktatur auf der Tonspur zugekleistertem Vater-/Tochter-Drama widerstehen, das von einem jungen Mädchen erzählt, das in einer Welt aufwachsen muss, in der alle Männer außer Daddy Schweine sind? Der Punkt ist: Der momentan in den Kinos laufende „Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn“ verfolgt zwar eine ähnliche Agenda, verpackt das aber in flottes, herrlich buntes, wildes Popkorn-Kino. Hier doziert Affleck seiner Tochter unter anderem in einer minutenlangen Großaufnahme (womit natürlich klar ist, dass nicht der Nachwuchs, sondern wir unterrichtet werden sollten) dass Männer, selbst, wenn sie’s nicht so meinen, Frauen oft erniedrigen. Bevor jetzt Paketbomben eintrudeln: Klar, sicherlich gut und richtig, muss aber trotzdem nicht mit einem steil gereckten Pädagogen-Zeigefinger mitten ins Gesichts geklatscht werden. Problematisch ist das zudem, weil „Light of My Life“ darüber hinaus kaum was anbietet, was die rund zweistündige Lauflänge irgendwie rechtfertigt. Die kargen, einsamen Landschaften versprühen sicherlich ordentliches apokalyptisches Feeling, aber man hat sich schnell dran satt gesehen und ansonsten intensivieren Daddy und Tochter im Laufe diverser Gespräche ihre Beziehung und es werden gelegentlich ein paar tränenreiche Rückblicke zur verstorbenen Mutter reingewürfelt. Das Geschehen dümpelt halt so vor sich hin und könnte endlos so vor sich hin dümpeln, aber irgendwie scheint das auch Affleck aufgefallen zu sein, denn urplötzlich rumpelt ein überraschend brutales Finale rein und der Film ist zu Ende.

Light of My Life • USA 2019 • Regie: Casey Affleck • Darsteller: Casey Affleck, Elisabeth Moss, Anna Pniowsky, Tom Bower, Timothy Webber, Hrothgar Mathews, Kory Grim

 


„Freaks – Sie sehen aus wie wir“

2. Freaks – Sie sehen aus wie wir (2018)

Bei wem? Splendid Als was? Blu-ray, DVD Wann? 31.01.2020

Worum geht’s? … und noch ein Film über einen Vater, der seine Tochter von der Welt abschottet und sogar aus nicht ganz unähnlichen Gründen, die hier allerdings trotzdem nicht verraten werden sollen, da es laut diversen Aussagen besser ist, wenn man so wenig wie möglich über diese wendungsreiche Mischung aus Science-Fiction, Horror und Drama weiß …

Prognose: Bestimmt gut. Trailer passt, ist mit Emile Hirsch und Bruce Dern gut besetzt, war auf diversen Festivals ein Publikumsliebling, ich wüsste nicht, was schief gehen könnte …

Freaks – Sie sehen aus wie wir • USA 2018 • Regie: Zach Lipovsky, Adam B. Stein • Darsteller: Emile Hirsch, Bruce Dern, Lexy Kolker, Amanda Crew, Grace Park, Kwesi Ameyaw

 


„RahXephon“

3. RahXephon (2002)

Bei wem? Nipponart Als was? Blu-ray Wann? 06.02.2020 Worum geht’s? Im Jahr 2012 erobern mysteriöse Wesen mit dem leicht zu merkenden Namen Mu Tokio und schotten die Stadt komplett ab. Die überlebenden Menschen kämpfen einen aussichtslosen Kampf gegen die Wesen aus einer anderen Dimension und deren Superwaffe, die Dolems. Der Schlüssel zum Sieg liegt unter den kuppelförmig überdachten Mauern Tokios, wo die Zeit langsamer verrinnt als in der realen Welt und keiner der Einwohner ahnt, das die Stadt von den Feinden kontrolliert wird. In diesem Kriegsszenario wird der Teenager Ayato von einem geheimnisvollen Mädchen zum Kampfroboter RahXephon geführt, der nur von Ayato bedient werden kann …

Prognose: Was mich seit Jahren fasziniert: Während es sich in westlichen Sphären bei massentauglicher Science-Fiction fast immer um Stoffe der ganz, ganz schlichten Art handelt, hauen die Japaner Material wie „RahXephon“ raus, bei dem einen nach ein paar Folgen der Kopf nur so schwirrt, aber ziehen trotzdem ein vergleichsweise großes Publikum an. Woran liegt das? Soviel schlauer können die Japaner ja jetzt auch nicht sein, oder etwa doch? Jedenfalls: Die obige Inhaltsangabe kratzt nur an der Oberfläche des Eisbergs, nebenbei bügeln ist nicht, die Serie des Studios Bones („Chaika – Die Sargprinzessin“) fährt ein beachtliches Figurenarsenal mit entsprechenden Hintergründen und Verstrickungen auf, was reichlich verwirrend werden kann. Gleichzeitig stellen die Figuren aber die Stärke der ganz offensichtlich von „Neon Genesis Evangelion“ inspirierten Serie dar, denn die Charakterzeichnungen sind durch die Bank weg gelungen und der Hauptgrund, weshalb man kleben bleibt. Allein Ayato hebt sich durch eine geerdete Porträtierung angenehm ab: Weder besonders mutig, noch besonders feige, er macht, was er tun muss, genauso verhält er sich nicht – wie so oft in Animes – maximal doof, sondern schlichtweg planlos gegenüber dem weiblichen Geschlecht; halt wie ein echter Teenager. Das Gleiche gilt für die restliche Besetzung, es sind Figuren, zu denen man recht schnell Zugang findet, die einen dann doch irgendwie interessieren und mit denen man gerne gemeinsam über so manche Verständnisschwierigkeit springt. Die Liebe zum Personal zeigt sich auch bei den Frauen, denen mit Respekt begegnet wird, selbst bei Duschszenen lassen die Macher nicht die Hosen runter und verkneifen sich billiges Anbiedern an die Kundschaft, indem sämtliche Hoffnungen auf nackte Tatsachen auf kunstvolle Art und Weise unterlaufen werden. Es ist dieses Gespür für Protagonisten, gepaart mit Geschmack (der sich ebenso im exzellenten, jazzlastigen Soundtrack manifestiert), der die Serie trotz der zuweilen kaum noch nachvollziehbaren, kryptischen, mit Handlungen und Symbolen zugepackten Handlung und der unspektakulären (aber gut inszenierten) Action einen großen Reiz verleiht. Dicke Empfehlung also, aber nur für aufgeschlossene Wagemutige.

RahXephon • Japan 2002 • Regie: Yutaka Izubuchi • Sprecher: Fumiko Orikasa, Jôji Nakata, Hôko Kuawshima, Ayako Kawasumi, Maaya Sakamoto, Romi Park, Mitsuru Miyamoto

 


„Doom: Annihilation“

4. Doom: Annihilation (2019)

Bei wem? Universal Pictures Als was? DVD, Blu-ray, VOD Wann? 20.02.2020

Worum geht’s? Wer hier eine Inhaltsangabe braucht, kann den Film vermutlich gleich skippen …

Prognose: denn nach allem, was man so hört, werden wohl in erster Linie Fans des legendären Ballerspiels dem Ganzen irgendetwas abgewinnen können. Jedenfalls handelt es sich um den zweiten Versuch einer Verfilmung, der erste fand im Jahr 2005 statt und hatte außer einem frühen Auftritt von Fleischgebirge Dwayne „The Rock“ Johnson und einer spaßigen, dem Spiel nachempfundenen Action-Sequenz nichts zu bieten. An dieser DTV-Produktion scheiden sich die Geister: Auf der einen Seite distanzierten sich selbst die Entwickler des Spiels nach dem ersten Trailer vom Film und viele Fans nörgelten, weil dies und das und jenes nicht passt, ruderten aber nach dem zweiten Trailer wieder etwas zurück, weil irgendwie doch ganz geil. Im Herbst 2019 wurde die Adaption dann bei uns auf VOD veröffentlicht und die Reaktionen waren kräftig durchmischt, in einem waren sich aber die meisten einig: Besser als die Big-Budget-Gurke von damals. Jedenfalls war der Erfolg offenbar so groß, dass Universal entgegen ursprünglicher Planungen jetzt doch noch die Scheiben nachreicht. Ich hatte noch keine Gelegenheit zur Sichtung, würde dem Teil aber eine Chance geben: Regisseur Tony Giglio scheint nicht nur echter „Doom“-Fan zu sein, der in der Chefetage von Universal bereits 2015 begonnen hat, um grünes Licht für das Projekt zu betteln, sondern hat zudem in der Vergangenheit mit Titeln wie „Timber Falls“ (2007) oder als Drehbuchautor der drei „Death Race“-Sequels bewiesen, dass er für zwar nicht gerade originelle, aber maßgeschneiderte Freitag-abend-und-3-Dosen-Bier-Unterhaltung durchaus der richtige Mann ist und mal ganz ehrlich: Klar, mich hat „Doom“ Anfang der 1990er ebenso in den siebten Himmel katapultiert, aber mehr gibt das Spiel nun wirklich nicht her. Wer da die Wiederauferstehung Kubricks erwartet, hofft auch immer noch auf einen guten „Star Wars“-Film.

Doom: Annihilation • USA 2019 • Regie: Tony Giglio • Darsteller: Amy Manson, Dominic Mafham, Luke Allen-Gale, James Weber-Brown, Clayton Adams, Nina Bergman, Amer Chadha-Patel

 


„Altered Carbon“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Locke & Key, Staffel 1 – ab 07.02.2020, Netflix: Verfilmung des Comics von Stephen Kings Sohnemann Joe Hill. Da mit Carlton Cuse („Lost“), Aron Eli Coleite („Heroes“) und Meredith Averill („Spuk in Hill House“) gleich drei Top-Showrunner an Bord sind, gucken wir das natürlich alle, ne?

• Van Helsing, Staffel 4 – ab 08.02.2020, Netflix: Vierte Season der Durchschnittsserie um eine Vampirjägerin in einer apokalyptischen Welt. Kann man gucken. Oder auch nicht.

• Castle Rock, Staffel 2 – ab 13.02.2020, Starzplay: Die zweite Staffel der aus Komponenten aus dem Stephen-King-Universum zusammengesetzten Serie stellt eine Art „Misery“-Prequel dar. Die erste Season war so charmant, dass man sich mit Freude weitere Lebenszeit abzapfen lässt.

• Arctic Circle – ab 16.02.2020, ZDF: Finnisch-deutsche Serie: Im Blut einer toten Prostituierten wird ein ungewöhnliches Virus gefunden, eine finnische Polizistin und ein deutsche Virologe ermitteln … klingt ganz gut, mal reinschauen! Trailer und mehr hier.

• Outlander, Staffel 5 – ab 17.02.2020, RTL Passion: Die sechste Runde der etwas schwülstigen, aber unterm Strich ganz netten Zeitreise-Serie ist auch schon in der Mache …

• Pandora, Staffel 1 – ab 18.02.2020, SyFy: Eine junge Frau mit schleierhafter Vergangenheit schließt sich einer Academy an, die die Galaxie vor Bedrohungen von Außerirdischen und Menschen schützt und findet währenddessen mehr über sich selbst raus … okay, auf dem Review-Aggregator Rotten Tomatoes sind bis jetzt erst fünf Kritiken eingegangen, der Schnitt ist aber viel sagend: 0% – anderseits macht das aber fast schon wieder Bock. Ein bisschen.

• Walking Dead, Staffel 10 (2. Hälfte) – ab 24.02.2020, Fox: … und sie walken, walken, walken und walken …

• Altered Carbon, Staffel 2 – ab 27.02.2020, Netflix: Auch wenn uns die erste Staffel nicht ganz überzeugt hat (hier gibt’s die Besprechung), starten wir gerne noch einen zweiten Versuch – vielleicht wurde ja aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Uneingeschränkt empfehlenswert sind aber die Romanvorlagen von Richard Morgan (im Shop).

• iZombie, Staffel 5 – ab 27.02.2020, Sixx: Die letzte Staffel des liebenswerten Dauerbrenners von Rob Thomas („Veronica Mars“)

Großes Bild ganz oben: „Light of My Life“, Universum

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