4. Februar 2021 1 Likes

Heimkino-Highlights im Februar

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 9 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. A Billion Stars – Im Universum ist man nicht alleine (2018)

Bei wem? Lighthouse Als was? DVD, Blu-ray, VOD Wann? bereits erschienen

Worum geht’s? Isaac Bruno ist Astronom und ausgebrannt von seiner ergebnislosen Suche nach außerirdischem Leben. Überzeugt davon, dass das Universum ein einsamer, unbewohnter Raum ist, trifft er die herumziehende, heimatlose Künstlerin Clara, die seine Faszination für die Wunder des Weltalls teilt, allerdings auch der Meinung ist, dass es jenseits der reinen Wissenschaft noch mehr da draußen gibt. Aus ihrer anfänglich schwierigen Zusammenarbeit entwickelt sich schon bald eine tiefe Verbundenheit und sie machen eine große Entdeckung …

Prognose: Ist bereits seit Ende Oktober draußen, hatte ich beim Scannen der täglich über mich hereinbrechenden Pressemitteilungen komplett übersehen, da ich angesichts des deutschen Titels dachte, es handele sich um die Biografie einer 29jährigen Ex-Eistänzerin der dank ihrer fatale Vorliebe für Häagen-Dazs der Weg an die Spitze verwehrt blieb und jetzt als mopsige, aber super-populäre Kindergärtnerin in der Provinz arbeitet. Oder irgendwie so was. Aber nein, hinter „A Billion Stars“ verbirgt sich eine im Original schlicht mit „Clara“ betitelten Science-Fiction-Drama-Romanze des gerade mal 26-jährigen Kanadiers Akash Sherman. Shermans Debüt kommt allerdings auch nicht so ganz ohne Kitsch aus, der Zusammenprall zwischen einem verknöcherten Wissenschaftler und einer lebenslustigen, weltoffenen und vor allem spirituellen Konzepten weitaus zu gewandteren jungen Frau verläuft größtenteils in erwartbaren Bahnen und kulminiert in ein Ende mit feuchte-Augen-Garantie. Aber irgendwie kann man dem ganze Unterfangen nicht ernsthaft böse sein, denn die unaufgeregt erzählte Geschichte kommt trotz Esoterik-Klimbim-Würze angenehm geerdet daher und die beiden Darsteller passen sich dem zurückhaltendem Tonfall des Films an und haben genug Charisma, um das Publikum über volle Distanz bei sich zu behalten. Wenn der Abspann läuft, weiß man, dass das nichts war, was die Filmwelt aus den Angeln gehoben hat, allerdings wurde die Zeit auch nicht verplempert. „A Billion Stars“ hat das Herz am rechten Fleck und ist einfach – so banal das jetzt klingen mag – nett.

A Billion Stars – Im Universum ist man nicht alleine • Kanada/USA 2018 • Regie: Akash Sherman • Darsteller: Patrick J. Adams, Troian Bellisario, Kristen Hager, Ennis Esmer, R.H. Thomson

 


„Dead Dicks – Richie kann nicht sterben“

2. Dead Dicks – Richie kann nicht sterben (2019)

Bei wem? UCM. ONE Als was? DVD, Blu-ray Wann? 05.02.2020

Worum geht’s? Becca eilt nach einem verstörenden Anruf ihres selbstmordgefährdeten Bruders zu dessen Wohnung, um ihm zu helfen. Dort angekommen muss sie feststellen, dass Ritchie völlig gesund und am Leben ist. In seiner Wohnung liegen jedoch überall tote Kopien von ihm in der Gegend herum. Was zum Teufel ist da bloß passiert?

Prognose: Die Reaktion des Festivalpublikums pendelt sich bisher – abgesehen von vereinzelten Ausreißern nach oben – eher im negativen Bereich ein. Vertrauenswürdige Presseorgane berichten allerdings, dass das zu einem daran liegt, dass der Film auf der Horrorschiene vermarktet wird, aber eher in der Science-Fiction-Abteilung zu Hause ist und zum anderen, dass der Titel – „Dick“ steht für die englisch Kurz- und Koseform des Vornamens Richard, kann aber auch Schwanz bedeuten – im ein oder anderen Zuschauer die Vorfreude auf ein leicht anrüchiges Vergnügen geweckt hat. Bekommen tut man aber wohl dunkles, berührendes Sci-Fi-Drama, das sein Taschengeldbudget optimal einsetzt. Bin gespannt.

Dead Dicks Kanada 2019 • Regie: Chris Bavota, Lee Paula Springer • Darsteller: Heston Horwin, Jillian Harwis, Matt Keyes, Kristina Sandev, Leyda Aleyli, Dave Campbell

 


„Puppet Master“

3. Puppet Master Collection (1989 - 2019)

Bei wem? Wicked Vision Als was? Blu-ray Wann? 05.02.2020

Worum geht’s? Im Jahr 1939 versucht André Toulon, von ihm hergestellte Puppen, die er mit einem selbst entwickelten Elixier zum Leben erwecken kann, vor den Nazis zu schützen. Sie wollen das Elixier von ihm stehlen, um die unheimlichen Kräfte, die in dem Lebenselixier stecken, für ihre eigenen Machenschaften zu nutzen. Toulon ist in einem abgelegenen Hotel untergekommen, doch die Nazis kennen seinen Aufenthaltsort und suchen ihn auf. Der Puppenspieler schließt seine Geschöpfe und das Elixier in einen Koffer, den er in einer Geheimwand des Hotelzimmers versteckt. Als er allerdings einen Revolver zur Hand nimmt, um sich umzubringen, damit das Geheimnis bewahrt bleibt, stürmen die Killer in sein Hotelzimmer. Toulon schießt sich mit dem Revolver in den Mund: Auftakt zur zweitlanglebigsten Horrorfilm-Serie der Welt!

Prognose: So richtig hab ich’s bis heute nicht begriffen, wieso ausgerechnet dieses Franchise, eine Mischung aus Horror, Comedy, Science-Fiction und etwas Drama, so dermaßen ausgeufert ist (bis jetzt: 11 reguläre Teile, eine TV-Produktion, ein Remake und ein Spin-off). Sicher, die ganz altmodisch mit Stop-Motion animierten, liebevoll gestalteten Puppen sind drollig, hier und da gibt’s was zu lachen und ein paar nette Ideen, gelegentlich ist das Geschehen sogar mitreißend (die Serie kommt übrigens erst ab Teil 3, also dann, wenn bei anderen Reihen schon wieder die Luft raus ist, spürbar in Fahrt), meist aber eher milde unterhaltsam. Wirklich dranbleiben tut man tatsächlich nur wegen den Puppen, weswegen ich Unbeleckten erstmal empfehlen würde, 1-2 Filme zu checken und dann zu entscheiden, ob man die 140€ teure Box (mit den 11 Teilen) denn tatsächlich braucht.

(Wer der englischen Sprache mächtig ist: Die Produktionsfirma der Reihe, Full Moon Features, betreibt einen Streaming-Dienst, auf dem man sich für eine Handvoll Euro alles angucken kann.)

Puppet Master Collection USA 1989 - 2019 • Regie: diverse • Darsteller: diverse

 


„Intergalactic Adventures of Max Cloud“

4. The Intergalactic Adventures of Max Cloud (2020)

Bei wem? Splendid Film Als was? DVD, Blu-ray, VOD Wann? 05.02.2020

Worum geht’s? Max Cloud stürzt mit seinem Raumschiff auf einem entlegenen Gefängnisplaneten ab. Zum Glück für Sarah, denn die Videospiel-Enthusiastin wird quasi zeitgleich in ihr Lieblingsvideospiel transportiert und landet ebenfalls auf dem Planeten, wo sie sich nun unter den schlimmsten Schurken des Universums wiederfindet. Sie kann dem Planeten nur entkommen, wenn sie das Spiel erfolgreich beendet. Ihre einzige Hoffnung: Max Cloud, der sie dabei unterstützt, die immer schwerer werdenden Level und immer bedrohlicheren Ganoven zu bezwingen. Daheim fiebern Sarahs Vater und ihr Freund Cowboy am Bildschirm mit.

Prognose: Auf den hab ich schwer Lust. Regisseur Martin Owen hat mit „Killers Anonymous“ 2019 zwar absolut keinen guten Eindruck hinterlassen, aber der Trailer macht Laune. Diese knallbunten Billig-Kulissen! Die Anlehnung an meine große Leidenschaft, alte 16-Bit-Spiele! Und dann natürlich noch der heiß geliebte Scott Adkins! Der, auch im wahren Leben, supersympathische Brite und ewig unterschätzte B-Film-Actionstar soll hier laut diverser Reviews die besten Szenen abbekommen und sich dafür mit einem herrlich selbstironischen, wunderbar gockeligen Auftritt bedankt haben.

The Intergalactic Adventures of Max Cloud Großbritannien 2020 • Regie: Martin Owen • Darsteller: Scott Adkins, John Hannah, Lashana Lynch, Elliot James Langridge, Tommy Flanagan

 


„Breeder“

5. Breeder (2020)

Bei wem? Sony Pictures Als was? DVD, Blu-ray Wann? 11.02.2020

Worum geht’s? Mia Lindberg findet auf dem PC ihres Mannes das Bild einer gefesselten nackten Frau. Sie folgt ihm und stößt auf ein Geheimprojekt. Im Keller einer alten Fabrik findet Mia Dutzende gefangener Frauen. Sie sind der skrupellosen Ärztin Ruben ausgeliefert, die per Bio-Hacking eine Medizin für ewige Jugend herstellt, die sie sich von der Oberschicht natürlich teuer bezahlen lässt. Doch Mia wird überwältigt und in einen stillgelegten Industriekomplex verschleppt. Kann sie dem Alptraum entkommen? Und welche Rolle spielt ihr Mann?

Prognose: Grundsätzlich halte ich die klassische Elisabeth-Báthory-Prämisse eigentlich für unkaputtbar, aber leider wird nicht so oft was draus gemacht (ein nicht so gut Beispiel: Paradise Hills, ein deutlich besseres Beispiel: Level 16). „Breeder“ von Jens Dahl (Co-Autor von Nicolas Winding Refns „Pusher“, 1996) hat vor allem das Problem, dass er nicht so recht weiß, was er will. Das Ganze fängt als ein in kühlen Bildern eingefangener, nicht uninteressanter Thriller mit Cronenberg-Vibes an. Allerdings tauchen dann irgendwann Rubens schmierige Gehilfen auf. Die konnten mit ihren Waldschrat-Gesichtern, auf denen der Hinweis „Ich bin ein frauenhassender, sadistischer Drecksack“ wahrscheinlich auch im tiefsten Dunkeln sonnenhell leuchtet, echt nur in einem finsteren, versifften Industriekomplex auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag hoffen und somit sackt das Ganze dann auf Torture-Porn-anno-2008-Level. Der größte Teil des Films spielt dann leider auch am besagten Ort, was ganz schön fad anzusehen ist. Das war Dahl aber offenbar bewusst, weswegen extra rumgesaut wird: Mia zum Beispiel kriegt zur Begrüßung nicht nur ein Brandzeichen verpasst, sondern wird vom Wächter auch noch vollgepisst, was explizit zu sehen, aber halt irgendwie auch egal ist, da das Drehbuch sich ohnehin nicht wirklich für seine Figuren interessiert.

Das Problem: Hätte man 20-30 Minuten aus dem viel zu langen Film rausgesäbelt und das Ganze als strammen, grimmigen Hardcore-Schocker angelegt, wär’s vielleicht okay gewesen, aber „Breeder“ will zudem was über industrielle Ausbeutung, über weibliche Selbstermächtigung erzählen, ist dafür aber viel zu doof: Das Drehbuch nimmt sich zwar am Anfang recht viel Zeit um das Ehepaar Lindberg und deren Probleme einzuführen, interessiert sich aber eher für kuriose S/M-Randdetails, das Paar selbst bleibt einem fremd. Die völlig eindimensionale Ruben ist ein klassischer Exploitation-Papp-Bösewicht, die beiden Helfer kratzen schon am Cartoon, die Abnehmer sind nichts weiter als völlig profillose Geldsäcke, „die da oben“ halt, und dass sich am Ende die armen Frauen erheben und ihre Peiniger plattmachen gab’s schon vor über 40 Jahren beim guten alten Jess Franco, was aber schon ihn nicht gerade zu einen Feministen gemacht hat. Und daran ändert erst recht nichts, dass eine der Frauen dann auf den Wächter Pipi macht.

Man fragt sich beim Abspann, was dass eigentlich alles sollte.

Breeder Dänemark 2020 • Regie: Jens Dahl • Darsteller: Sarah Hjort Ditlevsen, Anders Heinrichsen, Morten Holst, Signe Egholm Olsen, Eeva Putro, Jens Andersen, David Bateson

 


„Solar Opposites“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Soulmates, Staffel 1 – ab 08.01.2021, Amazon Prime: 15 Jahre in der Zukunft hat die Wissenschaft eine Methode entwickelt, mit der jeder den absoluten Traumpartner findet. Die Serie geht in abgeschlossenen Episoden nach, welche Probleme sich bei der eigentlich nur auf den ersten Blick gut klingenden Möglichkeit auftun. Was ist zum Beispiel, wenn der perfekte Partner bereits verstorben ist, weil man den Test zu spät gemacht hat? Oder wenn der Seelenverwandter ein psychopathischer Mörder ist? Klingt soweit ganz funky und offenbar ist auch Amazon überzeugt, denn Season 2 ist bereits in der Mache. Schön auch: Nur sechs Episoden. Würde sagen, das geben wir uns mal.

• Beyond, Staffel 1 – ab 14.02.2020, Joyn: Holden Matthews wacht nach 12 Jahre Koma mit übermenschlichen Kräften wieder auf, die ihn mitten in eine gefährliche Verschwörung befördern. Als er die neue, veränderte Welt erforscht, warnt ihn eine mysteriöse Frau, den Menschen um ihn herum zu vertrauen. Wurde bereits im März 2018 nach zwei Staffeln abgesetzt. Braucht man also erst gar nicht einschalten.

• Evil – Dem Bösen auf der Spur, Staffel 1 – ab 17.02.2020, Pro 7: Eine Psychologin, ein katholischer Priester und ein Schreiner untersuchen, ob bei unterschiedlichen rätselhaften Phänomenen übernatürliche Kräfte am Werk sind oder ob es wissenschaftliche Erklärungen gibt. Das klingt jetzt nicht gerade, wie etwas, dem ich zitternd entgegensehen würde, aber verantwortlich waren Robert und Michelle King („The Good Wife“, „BrainDead“) deswegen: Jo, testen wir mal an.

Tribes of Europa, Staffel 1 – ab 19.02.2020, Netflix: Made in Germany. Spielt im Jahr 2074, Europa ist nach einer Katastrophe und einem globalen Blackout in zahlreiche Mikrostaaten zerfallen, in denen einzelne Stämme um die Vorherrschaft kämpfen. Die Serie erzählt von drei Geschwistern, die in einen Konflikt geraten … schaut ganz ok aus.

• Marvel’s Helstrom, Staffel 1 – ab 23.02.2020, Disney+: Basiert auf den „Son of Satan“ Comics, hatte im Oktober 2020 auf Hulu Premiere, wurde komplett zerrissen und im Dezember eingestellt.

• Solar Opposites, Staffel 1 – ab 23.02.2020, Disney+: Neue Serie von einem der „Ricky & Morty“-Macher, die von Michael Meyns hier ausführlich vorgestellt wird.

• Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. , Staffel 6 – ab 26.02.2020, Disney+: Vorletzte Season der beliebten Comicverfilmung.

Große Abb. ganz oben: „A Billion Stars – Im Universum ist man nicht alleine“, Lighthouse

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