1. Juli 2018 2 Likes

Heimkino-Highlights im Juli

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Roswell Conspiracies, Vol. 1 (1999 -2000)

 Bei wem? Pidax Als was? DVD Wann? 13.07.2018

Worum geht’s? Die Kleinstadt Roswell im US-Bundesstaat New Mexiko ist das Hauptquartier einer Geheimorganisation, die sich „Allianz“ nennt und deren Ziel es ist, die Menschheit zu retten. Die internationale Organisation hatte nämlich einst einen UFO-Absturz inszeniert, um von der unangenehmen Wahrheit abzulenken: Die Aliens sind schon seit Ewigkeiten unter uns, dem Menschen durch Mythen, Folkloren und Legenden (zum Beispiel in Form von Werwölfen und Vampiren) längst bekannt, und streben zudem die Weltherrschaft an!

Prognose: Anbieter Pidax preist „Roswell Conspiracies“ vollmundig als „meist gesuchte Reihe des Animationsgenres auf DVD“ an. Ob das jetzt so stimmt, sei mal dahingestellt, aber man kann in der Tat attestieren, dass die Serie nicht nur in Deutschland, sondern weltweit etwas unter dem Radar durchgeflogen ist, denn sonderlich große Fußstapfen finden sich nicht, selbst die User-Beteiligung am entsprechenden Eintrag in der „International Movie Data Base“ hält sich stark in Grenzen. Man darf vermuten, dass die Cartoon-Serie schlichtweg zu spät kam, denn das durch „Akte X“ ausgelöste Interesse an Verschwörungen und Aliens war zur Jahrtausendwende schon wieder abgeflacht, an der Qualität wird es jedenfalls kaum gelegen haben, denn die 18-Millionen-Dollar-Produktion kann sich heute noch sehen lassen und besticht durch zwar nicht überirdisch komplexe, aber verspielt-pfiffige Storys (einer der Showrunner war Bob Forward, Sohn von Physiker und Science-Fiction-Schriftsteller Robert L. Forward). Der Anbieter preist die Serie weiterhin als „kindgerechte Akte-X-Version“ an, was nur der halben Wahrheit entspricht, denn die Macher hatten von Anfang an sowohl Kinder als auch Erwachsene im Visier und das macht sich durch den verhältnismäßig nüchternen Tonfall der Show auch bemerkbar.

Roswell Conspiracies, Vol.1 • USA 1999-2000 • Regie: diverse • Sprecher (in der Originalversion): Kathleen Barr, Jim Byrnes, Ted Cole, Michael Dobson, Paul Dobson, Eli Gabay


„I’am a Cyborg, But That’s OK“

2. I’am a Cyborg, But That’s OK (2006)

Bei wem? Capelight Als was? Mediabook (DVD/Blu-ray) Wann? 13.07.2018

Worum geht’s? Young-goon ist fest davon überzeugt ein Cyborg zu sein und schließt aus diesem Grund ihren Körper an eine Steckdose an, um ihn wieder aufzuladen. Sie überlebt den Stromschlag und wird in die Psychiatrie eingewiesen, da man von einem Selbstmordversuch ausgeht. Die junge Frau hat aber gar nicht vor zu sterben, sondern begibt sich auf die Suche nach dem Sinn ihrer Existenz als Mensch-Maschine.

Sie empfängt Signale aus dem Radio, fragt ihre Bettlampe um Rat und unterhält sich mit dem Getränkeautomaten. Da Cyborgs nicht essen, leckt sie an Batterien, um ihren Energiehaushalt wieder auf Vordermann zu bringen. Die Ärzte sind ratlos. Lediglich Patient Il-sun, der sich für einen Meisterdieb hält, der sich unsichtbar machen und anderen Patienten die Charakterzüge stehlen kann, findet Zugang zu der sonderbaren Frau. Eine Romanze entwickelt sich, die allerdings vom Tod der stark Unterernährten bedroht ist…

Prognose: Dem südkoreanischen Festivalsliebling Park Chan-wook wird oftmals vorgeworfen, ein kalter, technischer Regisseur zu sein, der eher visuell opulente Versuchsanordnungen als Filme dreht. Nicht unbedingt verkehrt, hat sich die Begeisterung über die inszenatorische Finesse von Filmen wie „Oldboy“ erstmal verflüchtigt, wird man erstaunt feststellen, dass nicht so wahnsinnig viel übrig geblieben ist, zumindest auf emotionaler Ebene bleibt der Ofen gerne kalt. Wie immer bestätigen aber auch hier Ausnahmen die Regel und eine wäre dieses wirklich reizende Plädoyer fürs Anderssein, einem gekonnten, sich niemals aufgesetzt anfühlenden Liebesfilm, der mit diversen Science-Fiction-Motiven verquickt wurde. So nahe war Chan-wook seinen – großartig gespielten – Charakteren nur selten; so skurril das Geschehen auch anmutet (einer der schönsten, romantischsten Szenen spielt im Heizungskeller der Psychiatrie!): Nicht wenige Zuschauer werden nach dem Abspann ebenfall der Ansicht sein, dass es durchaus okay ist, ein Cyborg zu sein.

I’am a Cyborg, But That’s OK • Südkorea 2006 • Regie: Park Chan-wook • Darsteller: Im Soo-jeong, Rain, Son Yeong-soon, Kim Choon-gi, Oh Dal-soo, Park Joon-myeon, Kim Joo-hee


„Amazonen auf dem Mond“

3. Amazonen auf dem Mond oder Warum die Amerikaner den Kanal vollhaben (1987)

Bei wem? Turbine Als was? Blu-ray Wann? 20.07.2018

Worum geht’s? Eigentlich um gar nichts. Im Kern steht eine immer wieder durch „technische Probleme“ unterbrochene Ausstrahlung des fiktiven 60er-Jahre-Science-Fiction-B-Movies „Amazonen auf dem Mond“ (das sich wiederum an den Zsa-Zsa-Gabor-Heuler „Queen of Outer Space“ von 1958 anlehnt) im Nachtprogramm eines Fernsehsenders. Die Handlungsfetzen sind mit diversen, ebenso fiktiven, Einspielern, Werbespotparodien und Filmvorschauen verbunden.

Prognose: Tja. „Amazonen auf dem Mond“ wurde von Robert K. Weiss produziert und teilweise gedreht und nach nur einem Blick auf das Werkverzeichnis des guten Mannes weiß man exakt, was kommt, denn auf Weiss’ Konto gehen unter anderem die drei „Die Nackte Kanone“-Filme, der dritte und der vierte Eintrag in der „Scary Movie“-Franchise oder auch „Kentucky Fried Movie“. Wer derlei (immer noch) lustig findet, wird auch hier auf seine Kosten kommen, man muss aber selbst dann zugeben, dass die Qualität der Episoden sehr stark schwankt. Gerade der titelgebende Sketch ahmt zwar gekonnt die Eigenheiten der Vorlage nach, aber Parodien auf Originale, die selbst schon wie Parodien wirken, sind immer auch ganz schön zahnlos, um nicht zu sagen völlig überflüssig. Dafür funktioniert zum Beispiel das Segment „Bullshit or Not“, in dem ein toll gegen den Strich besetzter Henry Silva in einer sensationslüsternen Aufklärungsshow der steilen These nachgeht, dass es sich bei Jack The Ripper und dem Ungeheuer von Loch Ness um das gleiche Wesen handelt, dank Silva und trocken-absurder Komik bestens. Halb-halb also, das Zünglein an der Waage könnte die Edition an sich sein, denn Turbine trumpft mal wieder mit einer Reihe sicherlich interessanter Extras (Interview, entfernte und verpatzte Szenen, Audiokommentar etc.) auf.

Amazonen auf dem Mond oder Warum die Amerikaner den Kanal vollhaben • USA 1987 • Regie: Joe Dante, Carl Gottlieb, Peter Horton, John Landis, Robert K. Weiss • Darsteller: Arsenio Hall, Donald F. Muhich, Monique Gabrielle, Lou Jacobi, Erica John, Debby Davison, Michelle Pfeiffer, Joe Pontalino, Brian Ann Zoccola, Rob Krausz


„Space Dandy“

4. Space Dandy (2018)

Bei wem? Kazé Anime Als was? Blu-ray Wann? 27.07.2018

Worum geht’s? Die Serie dreht sich um die oftmals etwas unglücklich verlaufenden Abenteuer von Dandy, einem Alienjäger, der zusammen mit seinem Roboterassistenten QT und dem katzenähnlichen Alien Meow im All nach unregistrierten Aliens sucht um diese gegen ein Kopfgeld der Behörde zu übergeben. Das trottelige Trio besticht dabei nicht gerade durch Kompetenz und stolpert deswegen in so manche Gefahrensituation, aus die es auch oft nicht mehr rauskommt, aber in der nächsten Episode ist in dieser von alten Science-Fiction-Serien inspirierten Show meistens wieder alles in Ordnung.

Prognose: Shin’ichirô Watanabe. Muss man mehr sagen? Der Mann hinter Kult-Titeln wie „Cowboy Bebop“ und „Samurai Champloo“ feuert auch hier wieder aus allen Rohren und erfreut mit einer quirligen, mit abgefahrenen Ideen nur so vollgestopften Space Opera, die optisch zwischen schillernden Neon-Freuden und düsterem Noir pendelt und das Ohr mit einem wunderbaren stark jazz-/funklastigen Soundtrack der „Space Dandy Band“ erfreut. Nach den Einzel-Volumes erscheint jetzt endlich eine deutlich günstigere Komplettbox! Kaufbefehl, aber so was von!

Space Dandy • Japan 2014 • Regie: Shin’ichirô Watanabe • Sprecher: Jun’ichi Suwabe, Uki Satake, Hiroyuki Yoshino, Unshô Ishizuka, Hôko Kuawashima, Nozomi Sasaki, Yui Makino


„Erased“

… und was gibt’s im TV & Internet?

Supergirl, Staffel 3 – ab 05.07.2018, SIXX: Da bei Pro 7 die Quoten alles andere als super waren, fliegt das Mädel jetzt auf SIXX…

• Colony, Staffel 3 – ab 12.07.2018, TNT Serie: Die dritte Season der sicherlich nicht wahnsinnig originellen, aber soliden Serie von „Lost“Macher Carlton Cuse.

• Erased – ab 13.07.2018, ProSieben MAXX: Preisgekrönter AnimeThriller um einen Manga-Zeichner, der in der Zeit zurückspringen kann und diese Fähigkeit nutzt, um eine Mordserie aufzuklären.

• Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D., Staffel 5 – ab 13.07.2018, RTL Crime: Die fünfte Season der erfreulich soliden, zuweilen sogar herausragenden Serie aus dem Marvel-Universum.

• Legends of Tomorrow, Staffel 3 – ab 16.07.2018, Pro7MAXX: Ähnlich wie im Kino schafft es DC auch im Seriensektor nicht, einen wirklich Knaller rauszuhauen, „Legends of Tomorrow“ hat großartige Momente, aber auch Momente, in denen man vor Fremdscham nicht weiß, wohin man schauen soll.

• Star Wars Rebels, Staffel 4 – ab 28.07.2018, Disney Channel: Fans notieren sich den Termin im Kalender, der Rest hofft, dass das alles bald ein Ende hat.

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