2. März 2019 4 Likes

Heimkino-Highlights im März

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 8 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Shivers – Parasitenmörder (1975)

Bei wem? NSM Records Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 29.03.2019

Worum geht’s? In einem hochmodernen Apartment-Komplex ermordet der Wissenschaftler Dr. Hobbes eine junge Frau, kippt Säure in ihre Bauchhöhle und begeht anschließend Selbstmord. Der Mann hatte zuvor mit Parasiten experimentiert, die defekte Organe ersetzen und aufwändige Transplantationen unnötig machen sollen. Doch das Experiment geriet natürlich außer Kontrolle, womit wir einen Grund für diesen schönen Film hätten: Die Parasiten steigern den Sexualtrieb ihrer Wirte, um schneller an neue Wirte zu kommen, was wiederum der Arzt Roger St. Luc und eine Krankenschwester verhindern wollen …

Prognose: Der Film, der dafür sorgte, dass David Cronenberg wegen einer moralisch schwer empörten Vermieterin aus seiner Wohnung ausziehen musste! Okay, heißt nichts, Cronenberg hat auch danach für manch erheiternde Reaktionen gesorgt (unvergessliches Highlight: Rolf Giesen, der den Regisseur einst mit Himmler und Eichmann auf eine Stufe stellte!), aber, um ehrlich zu sein, manchmal weiß man bei einem Cronenberg-Tipp nicht so recht, was noch schreiben, was nicht eh schon längst hundertfach geschrieben worden ist. Der größte Teil seiner Filmographie ist uneingeschränkt empfehlenswert und klar, „Shivers“ aus seiner frühen Phase ist etwas krude zusammengezimmert und zudem leicht schmuddelig, funktioniert aber als smarter, rasanter und atmosphärischer Sci-Fi-Horror-Trip trotzdem hervorragend. Am besten im Doppelpack mit dem neulich von Indeed Film erschienenen und recht ähnlichen „Rabid – Überfall der teuflischen Bestien“ genießen!

Shivers – Der Parasitenmörder • Kanada 1975 • Regie: David Cronenberg • Darsteller: Paul Hampton, Joe Silver, Lynn Lowry, Allan Kolman, Susan Petrie, Barbara Steele, Ronald Mlodzik

 


„Star Force Soldier“

2. Star Force Soldier (1998)

Bei wem? Koch Media Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 28.03.2019

Worum geht’s? Todd wurde von Kindesbeinen an zur skrupellosen Kampfmaschine trainiert, aber im Jahr 2036 gehört er trotzdem zum alten Eisen; eine neue Generation genetisch mutierter Soldaten soll zukünftig eingesetzt werden und deswegen Todd und seine Einheit auslöschen. Schwer verletzt kann dieser auf einem Müllentsorgungsplaneten entkommen, auf dem er nach seiner Genesung Siedlern hilft, die auf der Abschussliste der Gen-Soldaten stehen …

Prognose: Der vierte, an den Kinokassen damals gnadenlos abgesoffene Film des britischen Prügelknaben Paul W.S. Anderson, der hier in etwa die brachiale Sci-Fi-Action-Version des Westernklassikers „Mein großer Freund Shane“ auftischt. Das Drehbuch stammt von „Blade Runner“-Co-Autor David Webb Peoples und ist zwar im „Blade Runner“-Universum angesiedelt, allerdings weitaus simpler als der Kultklassiker gestrickt. Das ist aber keineswegs negativ zu verstehen, im Gegenteil: Es ist gerade die Schlichtheit und die – völlig von der postmodernen Ironie-Seuche der 1990er befreite – Aufrichtigkeit, mit der der Film die Zuschauer für sich einnimmt. Lediglich in einzelnen, vor allem emotionaleren Momenten wirkt „Star Force Soldier“ etwas unbeholfen, Anderson fällt es schwer seinen vor allem auf Visualisierung angelegten Erzählstil hier vollumfänglich auszuspielen. Trotzdem: Ein weiterer schöner Film aus dem Köchelverzeichnis einer der wohl am meisten unterschätzten Regisseure der letzten 20 Jahre. Und: Endlich ungekürzt!

Star Force Soldier • Großbritannien/USA 1998 • Regie: Paul W.S. Anderson • Darsteller: Kurt Russell, Jason Scott Lee, Gary Busey, Jason Isaacs, Connie Nielsen, Sean Pertwee, Taylor Thorne

 


„The Thing“

3. The Thing (Deluxe Edition) (1982)

Bei wem? Universal Pictures Als was? Deluxe Edition (3 Blu-rays, 1CD) Wann? 28.03.2019

Worum geht’s? Während die 12-köpfige Besetzung einer amerikanischen Forschungsstation in der Antarktis in der Einsamkeit gemütlich Neurosen heranzüchtet, taucht plötzlich ein Schlittenhund auf, der von einem Hubschrauber verfolgt wird. An Bord: Die letzten Überlebenden der nahe gelegenen norwegischen Station. Beim anschließenden Gefecht werden die Nordmänner getötet, der Hund bleibt zurück. Allerdings trägt dieser, wie die Amerikaner bald erkennen müssen, einen außerirdischen Organismus in sich, der durch Berührung übertragen wird und sich nicht gerade positiv auf das persönliche Wohlbefinden auswirkt …

Prognose: Einer dieser Filme, bei denen man ohne Scham bequem die Floskel „Zu dem muss man nicht mehr groß was sagen“ auspacken kann: Unkaputtbarer Alltime-Klassiker, der einen auch nach über drei Jahrzehnten noch von Minute eins an in sich einsaugt und bis erst zum Abspann wieder ausspuckt. Die Frage ist nur: Welche hätten’s denn gerne? Neben diversen gut ausgestatten Einzel-Discs gibt’s jetzt ein ganz besonders dickes Knallbonbon, das mit jeder Menge nicht immer zwingend notwendige Zutaten (Soundtrack, 128-seitiges Booklet, 76-seitiges Booklet mit der Literaturvorlage, Poster, Jackenaufnäher, dem Originalfilm, dem Prequel und so weiter und so fort …) ausgestopft wurde, allerdings auch seinen Preis (60€) hat. Ob man das jetzt tatsächlich braucht ist jetzt eine Frage des Gewissens und vor allem des Geldbeutels; Fans dürften die meisten Bestandteile eh schon im Regal haben, für Frischlinge ist das … haha … Ding wahrscheinlich zu teuer. Anderseits: macht sich sicherlich gut in der Vitrine!

The Thing • USA 1982 • Regie: John Carpenter • Darsteller: Kurt Russell, Wilford Brimley, T.K. Carter, David Clennon, Keith David, Richard Dysart, Charles Hallahan, Peter Maloney

 


„Silent Rage – Das stumme Ungeheuer“

4. Silent Rage – Das stumme Ungeheuer (1982)

Bei wem? Koch Media Als was? Blu-ray, DVD Wann? 14.03.2019

Worum geht’s? Der hünenhafte Psychopath John Kirby läuft Amok und wird bei der Verhaftung so schwer verletzt, dass eine Rettung eigentlich unmöglich ist. Doch wozu gibt’s unsere heiß geliebten, sinistren Mediziner, die mit obskuren Mittelchen schon für so manches Filmvergnügen gesorgt haben? Kirby kriegt jedenfalls ein neuartiges Serum verabreicht, das ihn wieder auf die Beine bringt, Verletzungen in Sekundenschnelle heilen lässt, aber auch massiv sein Gehirn angreift, was die Möglichkeiten zur Kommunikation stark einschränkt; ihn zum „stummen Ungeheuer“ macht. Fortan meuchelt sich der mutierte Super-Psycho munter durch die Gegend, allerdings gibt es da noch einen gewissen Chuck Norris und der hat absolut keinen Bock auf unzerstörbare Gruselkiller …

Prognose: Na nu? Was macht denn die 80er-Jahre-aufs-Maul-Ikone Chuck Norris hier? Ist der Autor dieser Rubrik nun endgültig übergeschnappt? Nicht ganz, bei „Silent Rage“ handelt es sich um eine der etwas unbekannteren Schauspielverweigerungen des berühmten Bartträgers. Offenbar wollten die Macher mit Gewalt auf der damals immens populären Slasher-Welle mitsurfen und kredenzten eine mit typischen Norris-Actioneinlagen gewürzte Mischung aus „Frankenstein“ und „Halloween“, deren Pole nie zusammenfinden, was das Ganze zu einer Ansammlung von zwischen irritierend bis irgendwie unangenehmen (der sonst so stubenreine Norris ist hier tatsächlich in Sexszenen zu bewundern und steht zudem oben ohne in einem Krankenhaus rum), sinnfreien, aber ganz geilen (Barschlägerei) und zwar nicht originellen, aber durchaus atmosphärischen (Slasher-Einlagen) pendelnden Momenten macht. Kurzum: Kann man gucken, so als Kuriosum, aber das es auch besser geht, hatte Meister Lampe 1988 mit dem ähnlich gelagerten „Hero“ sogar selbst unter Beweis gestellt. Trivia am Rande: Regisseur Michael Miller startete seine Karriere mit Roger-Corman-Popcorn wie „Vergewaltigt hinter Gittern“ (1976) und versandete in den 1990ern bei Danielle-Steele-Verfilmungen. So kann’s gehen.

Silent Rage – Das stumme Ungeheuer • USA 1982 • Regie: Michael Miller • Darsteller: Chuck Norris, Ron Silver, Steven Keats, Toni Kalem, William Finley, Brian Libby, Stephen Furst

 


„Vampire Hunter D: Bloodlust“

5. Vampire Hunter D: Bloodlust (2000)

Bei wem? Indeed Film Als was? Mediabook (Blu-ray & DVDs Wann? 22.03.2019

Worum geht’s? In einer fernen und natürlich düsteren Zukunft stehen die Vampire, einst mächtige Angstmacher, kurz vor der endgültigen Auslöschung. Auf dem Kopf von Baron Link, einer der letzten großen Langzähne, ist eine besonders saftige Belohnung ausgesetzt, da Link die Tochter einer reichen Familie entführt hat. Der geheimnisvolle Kopfgeldjäger D, ein so genannter Dhampir, halb Mensch, halb Vampir, macht sich auf die Jagd, muss sich aber auch mit der Konkurrenz, einem bestens ausgestatteten Vampirjäger-Team, herumschlagen …

Prognose: Eines der wenigen Sequels, das tatsächlich besser als das Original ist, was vor allem an Regie-Genie Yoshiaki Kawajiri liegt, der die Zeichentrickfilm-Welt unter anderem mit dem legendären „Ninja Scroll“ (1993) bereicherte, der damals, ironischerweise eher außerhalb Japans, für mächtig Furore sorgte und zudem für viele überhaupt zur ersten Begegnung mit dem Anime, der japanischen Variante des Trickfilms wurde, wurde. Auch in „Bloodlust“ spielt Kawajiri wieder seine Stärken aus: Der Film wimmelt nur so vor schönen, von europäischen Horror-Motiven durchzogenen, Bildern und besticht durch eine dementsprechend regelrecht aus dem Bildschirm wabernden Atmosphäre. Ein kleines Kunstwerk! Das Mediabook wartet mit diversen Extras (Making Of, Behind the Scenes, Fotogalerie, Trailer) und zudem mit einem Booklet auf, in dem sich ein umfangreicher Begleittext vom Autor dieser Zeilen befindet.

Vampire Hunter D: Bloodlust • Japan/USA 2000 • Regie: Yoshiaki Kawajiri, Izou Hashimoto • Sprecher: Megumi Hayashibara, Emi Shinohara, Mika Kanai, Rikiya Koyama, Toshihiko Seki, Kôichi Yamadera

 


„Now Apocalypse“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Acht Tage, Staffel 1 – ab 01.03.2019, Sky 1: Tja, wie Kollege Bernd Kronsbein neulich goldrichtig anmerkte: Zumindest einer der beiden Regisseure, Stefan Ruzowitzky, ist durchaus nicht unbegabt, aber dieser Trailer! Dieser. Trailer. – Wir hoffen jetzt einfach mal das Allerallerallerbeste!

• The First, Staffel 1 – ab 07.03.2019, MagentaTV: Dreht sich zwar um die Reise zum Mond, soll aber eher ein schmalziges Familiendrama sein. Nicht uninteressant aber die Besetzung: Sean Penn und Natascha McElhone dürften das Geschehen auf jeden Fall aufwerten. (Das Ding wurde allerdings nach einer Staffel bereits wieder abgesetzt.)

• Timeless, Staffel 1 – ab 07.03.2019, RTL Crime: Zeitreise-Abenteuer, das bereits zweimal abgesetzt und wieder reaktiviert wurde, beim zweiten Mal um der Story noch einen echten Abschluss zu spendieren. Bisherige Stimmen sind angetan: Altmodisch, aber okay.

• Z-Nation, Staffel 5 – ab 07.03.2019, Syfy: Die letzte Staffel der unterhaltsamen und humorvollen Alternative zur drögen „Walking Dead“-Soap.

• Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. Staffel 4 – ab 09.03.2019, RTL II: Die vierte Season der qualitativ angenehm beständigen Marvel-Serie.

• Now Apocalypse, Staffel 1 – ab 10.03.2019, Starzplay: Hier muss man nur einen Namen ins Rennen werfen: Gregg Araki. Wird was.

• American Gods, Staffel 2 – ab 11.03.2019, Amazon Prime: Das hat jetzt aber ganz schön gedauert: Rund zwei Jahre nach der ersten nun die zweite Staffel der ungewöhnlichen, visuell wahnsinnig opulenten Serie nach dem gleichnamigen Roman von Neil Gaiman.

• Love, Death & Robots, Staffel 1 – ab 15.03.2019, Netflix: Animierte Anthologie-Serie von Tim Miller und David Fincher. Der Trailer weißt drauf hin, dass „Love, Death & Robots“ nur für „gestörte Zuschauer“ geeignet ist. Na, da schalten wir dann doch gerne ein!

• The OA, Staffel 2 – ab 22.03.2019, Netflix: Die hinreißend eigenwillige Serie von Brit Marling und Zal Batmanglij geht nach über zwei Jahren weiter. Nicht für jeden, aber wer es liebt, liebt es innig.

• Star Wars Resistance, Staffel 1 – ab 25.03.2019, Disney Channel: Weiterer animierter „Star Wars“-Serienableger, der zeitlich vor „Das Erwachen der Macht“ angesiedelt ist. Wer’s braucht.

• Osmosis, Staffel 1 – ab 29.03.2019, Netflix: Serie von Audrey Fouché (u.a. Autor bei „The Returned“, 2015) um die Auswirkungen einer vermeintlich perfekten Liebesapp. Mal was anderes und zudem aus Frankreich, also mit Stil. Könnt was werden.

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