Fremde Planeten, Trump und Nostalgie

René Moreau kennt man als Herausgeber des deutschsprachigen Science-Fiction-Magazins „Exodus“, Michael Vogt als dessen Illustrator sowie als Zeichner von SF-Comics wie „Mark Brandis“ und „Ein seltsamer Tag“. Jetzt haben die beiden die erste Ausgabe von „Cozmic“ in die Läden gebracht, einer neuen deutschen Comic-Anthologie voller Science-Fiction-Bildergeschichten, die beim Szenepublisher Atlantis im Hardcover-Albumformat erscheint. Das ist nicht nur für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich, normalerweise reicht es selbst bei den etablierten Anthologie-Reihen oder den langlebigen Comic-Magazinen auf dem internationalen Markt bloß für Softcover oder Magazin. Die Aufmachung und Verarbeitung von „Cozmic“ ist also definitiv etwas Besonderes, das Design zudem äußerst gelungen – nicht nur Leser und Sammler der Alben des Splitter-Verlags dürften sich hier wohl fühlen.

Die Comic-Beiträge von Michael Vogt selbst, Frauke Berger, Jürgen „Geier“ Speh, Bela Sobottke, Meike Schultchen, Jan Hoffmann und anderen reichen von einer „Mark Brandis“-Kurzgeschichte, die auch jeder Nichtfan versteht, bis hin zu einem punkigen Futurama/Martha Washington-Remix, der auf Trump und die AfD eindrischt. Dazwischen gibt es Roboterengel, Planeten voller Dämonen und seltsamer Tierwesen oder die Visualisierung eines psychedelischen Hyperraumantriebs. Obendrein warten Pin-Ups von Albert Hulm und ein langer Artikel von Uwe Anton über den Comic-Kosmos des Léo.

Obwohl viele Storys im Band inhaltlich und visuell auf Nostalgie, Genre-Traditionsbewusstsein und die künstlerische Optik der Comic-Magazin-Vergangenheit setzen, macht „Cozmic“ mit seinem Konzept und seiner Haptik gleich zum Auftakt Lust auf mehr und zeigt definitiv das Potential, die deutsche Comic- und Science-Fiction-Szene für längere Zeit zu bereichern.

Großes Bild ganz oben: Frauke Berger

René Moreau & Michael Vogt (Hrsg.): Cozmic – Die phantastische Comic-Anthologie Vol. 1 • Atlantis Verlag, Stolberg 2019 • 96 Seiten • Hardcover-Album: 19,90 Euro