4. Oktober 2019 4 Likes

Heimkino-Highlights im Oktober

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Stargirl (2017)

Bei wem? Tiberius Als was? Blu-ray, DVD Wann? 02.10.2019

Worum geht’s? Ein flüssiger Alien-Organismus kommt zur Erde, nimmt die Gestalt einer Frau auf der Titelseite eines weggeworfenes Sexmagazins an, realisiert, dass es sich um die Pornodarstellerin Julia handelt und macht sich auf den Weg nach New York, um sie zu finden. Doch das Zusammentreffen der beiden Frauen hat Folgen …

Prognose: Oh! Wow! Wo kommt der denn jetzt her? Ich muss ehrlich zugeben: Nix von mitbekommen. Und ein Blick ins Internet verrät den Grund: Bei „Stargirl“ oder, so der Originaltitel, „Imitation Girl“ handelt es sich um einen der gleich zwei im Jahr 2017 veröffentlichten Debütfilme der iranisch-amerikanischen Regisseurin und Drehbuchautorin Natasha Kermani, die bis heute selbst im Festivalzirkus nur verhältnismäßig selten zu sehen waren. Warum? Weil so grottig? Wohl eher weil ziemlich eigensinnig – die bisherigen Rezensionen schwanken jedenfalls von „Meisterwerk“ bis „Ab damit in die Biotonne“. Ist aber Wurst, auf jeden Fall handelt es sich um einen nicht allzu häufigen Fall von Science-Fiction abseits vom üblichen Hollywood-Gedöns und allein deswegen werden wir uns den alle artig besorgen und anschauen! Ja? JA?

Stargirl • USA 2017 • Regie: Natasha Kermani • Darsteller: Lauren Ashley Carter, Neimah Djourabchi, Adam David Thompson, Catherine Mary Stewart, Stefanie Woodburn, Sanam Erfani

 


„Stephen Kings Needful Things“

2. Stephen Kings Needful Things (1993)

Bei wem? Koch Films Als was? Mediabook (1 Blu-rays & 2 DVDs) Wann? 02.10.2019

Worum geht’s? In Castle Rock eröffnet der Neuankömmling Leland Gaunt einen Laden namens „Needful Things“. Dort findet jeder ein bestimmtes Objekt, das ihm so sehr am Herzen liegt, dass er bereit ist, jeden Preis zu bezahlen. Und glücklicherweise verlangt Gaunt nicht viel, doch harte Währung ist nicht alles: Der Käufer soll außerdem einen seiner Mitbürger einen Streich spielen, was den Kunden anfänglich harmlos vorkommt. Doch die Streiche vertiefen die in der Stadt bereits seit Jahren brodelnden Konflikte, zudem werden die Gegenstände, bei denen es sich in Wirklichkeit um wertlosen Plunder handelt, in den Augen ihrer Besitzer immer wertvoller und rufen eine Art Paranoia hervor. Die Stadt versinkt zusehends im Chaos, jeder geht auf jeden los, Gaunt heizt die Situation durch den Verkauf von Schusswaffen noch zusätzlich an. Einzig Sheriff Pangborn stellt sich dem dämonischen Bösewicht entgegen …

Prognose: Auch diese Stephen-King-Verfilmung ist alles andere als perfekt. Regisseur Fraser C. Heston (richtig geraten, der Sohnemann von Ben Hur) tat sich spürbar schwer Kings 880-Seiten-Wälzer „In einer kleinen Stadt“ in einen abendfüllenden Spielfilm unterzubringen. So besticht die Leinwand-Adaption nicht gerade durch Kohärenz und findet nicht immer den richtigen Ton, manches ist zu pathetisch, anderes zu nahe an der Komödie. Dennoch: Unterhaltsam und zuweilen packend ist die Nummer dennoch, was hauptsächlich der guten Besetzung zu verdanken ist. Vor allem Max von Sydow hat sichtlich Freude an seiner Rolle als Teufel in Menschengestalt und trumpft mit exaltierten Gesten und alles durchdringenden Blicken so eindrucksvoll auf, dass die Effektabteilung nicht mehr viel machen musste – boshafter geht einfach nicht! Die Veröffentlichung kommt mal wieder im Mediabook, was sich aber durchaus lohnt und ich sag das nicht nur, weil das 16-seitige Booklet von mir stammt: Als fettester Bonus liegt die bisher noch nie auf Scheibe veröffentlichte 180-minütige TV-Version bei, die zwar fernsehtypische Zensuren enthält, aber der Geschichte – unter anderem wird ein neuer Charakter eingeführt, der vormals nur ganz kurz zu sehen ist – deutlich mehr Luft zum Atmen gibt. Das macht „Needful Things“ sicherlich ebenso wenig zum cineastischen Leckerbissen, aber dennoch zu einem etwas runderen Film.

Stephen Kings Needful Things • USA 1993 • Regie: Fraser C. Heston • Darsteller: Max von Sydow, Ed Harris, Bonnie Bedelia, Amanda Plummer, J.T. Walsh, Ray McKinnon, Duncan Fraser

 


„Der Komet“

3. Der Komet (1984)

Bei wem? Koch Films Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray) Wann? 24.10.2019

Worum geht’s? Als ein Komet vorbeizieht, wird dank eines mysteriösen Nebeneffekts fast die gesamte Menschheit ausgelöscht. Es gibt zwei Arten von Opfern: Die, die sich zum betreffenden Zeitpunkt im Freien aufgehalten hatten, sind zu Staub zerfallen. Die, die nur unmittelbar mit diesem Ereignis in Berührung gekommen sind, haben sich in blutgierige Mutanten verwandelt. Zu den wenigen, die komplett verschont geblieben sind, gehören die 18-jährige Regina („Reggie“) Belmont und ihre Schwester, die 16-jährige Samantha. Die beiden hielten sich zufälligerweise in einem faradayschen Käfig auf und stehen nun einer ganz anderen, gefährlichen Welt gegenüber …

Prognose: „Night of the Comet“ oder, wie’s im Deutschen überraschend schlicht heißt, „Der Komet“, wirkt heutzutage nicht nur aufgrund der formalen Seite (diese Farben! diese Frisuren! diese Klamotten, diese Musik!) wie aus der Zeit gefallen, sondern auch aufgrund des, selbst für einen (in den USA finanziell überaus erfolgreichen) Genrefilm von 1984, überraschend ruhigen, unaufgeregten, überwiegend leichtfüßigen, schlicht unspektakulären Tonfalls, der sich deutlich vom zum Beispiel im gleichen Jahr veröffentlichten „Terminator“ mit all seiner Action und finsteren Schwere absetzt.

Praktisch alle Poster- oder Covermotive versprechen was anderes, als letztendlich geliefert wird, denn trotz Weltuntergangsszenario, Waffen und Mutanten stehen zwei junge Frauen im absoluten Mittelpunkt, die sich in einer völlig veränderten Umwelt zurecht finden müssen. Regisseur und Drehbuchautor Thom Eberhardt vermeidet dabei – und das ist der Punkt, der „Night of the Comet“ die Zeit hat überdauern und zum Kultfilm werden lassen – klassische starke-Frauen-Klischees, driftet aber ebenso wenig in die Sexismus-Falle, sondern begegnet seinen faszinierenden Protagonistinnen, Regina und Samantha Belmont, auf Augenhöhe und zeichnet sie als Frauen, die zwar durchaus zur Uzi greifen, aber eben genauso hemmungslos durch ein Modegeschäft tollen können. Eberhardt hat das Motiv „Powerfrau“ wirklich verstanden und das macht sein extravagantes Science-Fiction-Abenteuer (das gerne in die „Komödien“-Schublade gesteckt wird, was es aber nicht wirklich trifft), trotz deutlicher Verortung in den 1980er-Jahren, gleichzeitig frisch und modern. Wer schnellen Thrill sucht, ist hier eher falsch, wer sich auf eine recht eigene, fast schon ein bisschen cartoonhafte Atmosphäre einlassen kann und nichts gegen längere Dialogszenen hat, sollte einen Versuch wagen – allein die hinreißenden Belmont-Schwestern sind die halbe Miete wert (schönste Dialogzeile: „Von Daddy hätten wir Uzis gekriegt!“).

Zur Veröffentlichung: Mal wieder Mediabook, mal wieder ein Booklet von mir (jaja, solangsam wird’s schamlos, ich weiß), ansonsten aber bis auf drei Audiokommentare, Interviews und Trailer verhältnismäßig wenig Bonus, dafür aber etwas billiger als sonst.

Der Komet • USA 1984 • Regie: Thom E. Eberhardt • Darsteller: Robert Beltram, Catherine Mary Stewart, Kelli Maroney, Sharon Farrell, Mary Woronov, Geoffrey Lewis, Peter Fox

 


„Rabid“

4. Rabid (2019)

Bei wem? Splendid Als was? DVD, Blu-ray Wann? 25.10.2019

Worum geht’s? Schneiderin Rose ist ein unscheinbares Mauerblümchen, das unbedingt eine berühmte Designerin werden will. Doch der Traum ist plötzlich ausgeträumt, denn Rose hat einen schlimmen Unfall. Eine radikale Stammzellenkur ermöglicht ihr allerdings einen Neustart: Die Schneiderin ist plötzlich bildhübsch und wird für ihre Arbeit bewundert. Aber sie hat ebenso schreckliche Visionen, in denen sie wahllos Menschen umbringt und deren Blut trinkt …

Prognose: Remake des Cronenberg-Knallers „Rabid – Überfall der teuflischen Bestien“, gedreht vom den kanadischen Zwillingsschwestern Jen & Sylvia Soska, bekannt als die „Twisted Twins“. „Rabid“ wird sich alles in allem sicherlich nicht oberhalb von „ok“ einpendeln, aber ich muss gestehen, dass ich eine gewisse Schwäche für das schwer sympathische Duo habe, mir an ihren Filmen immer irgendwas ziemlich gut gefällt und ich deswegen die Karriere des Duos schon seit Jahren verfolge. Die beiden sind nicht gerade herausragende Handwerker, wer es aber zum Beispiel immerhin schafft einem aalglatten Oberlangweiler wie Dean Cain einen wirklich eindrucksvollen Auftritt als von Hass und Rachegefühlen zerfressenen Dreschflegel zu verschaffen („Vendetta“, 2015), hat meine Sympathien sicher. Also ich guck „Rabid“ auf alle Fälle und ihr solltet auch mal reinschauen.

Rabid • Kanada 2019 • Regie: Jen & Sylvia Soska • Darsteller: Laura Vandervoort, Greg Bryk, Stephen McHattie, Stephen Huszar, Benjamin Hollingsworth, C.M. Punk, Mackenzie Gray

 


„The Handmaids’s Tale“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Krypton, Staffel 2 – ab 03.10.2019, Syfy: Season 2 des verunglückten und mittlerweile wieder eingestellten Superman-Prequels.

• Raising Dion, Staffel 1 – ab 04.10.2019, Nerflix: … und noch eine Superhelden-Serie, dieses Mal um eine junge, schwarze, alleinerziehende Mutter, deren Nachwuchs plötzlich Superkräfte entwickelt … schnarch? Aber sowas von …

• The Walking Dead, Staffel 10 – ab 06.10.2019, Fox: Auffallend: Wird immer noch von ziemlich vielen Menschen geguckt, aber keiner mag’s so richtig (mehr) …

• Doom Patrol, Staffel 1 – ab 07.10.2019, Amazon: Inhaltlich unabhängiges Spin-off von „Titans“ um eine weitere Superheldentruppe – das erste Feedback ist positiv, aber das ist es bei ersten Seasons meistens …

• Daybreak, Staffel 1 – ab 24.010.2019, Netflix: Wird als postapokalyptisches Comedy-Drama angekündigt und handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die in einer Welt voller Zombies und Gangs überleben müssen … Trailer irgendwie nett, vielleicht mal reinschauen?

• The Handmaid’s Tale, Staffel 1 – ab 28.10.2019, Tele 5: Free-TV-Premiere der zu Recht preisgekrönten und beliebten Serie.

Großes Bild ganz oben: „Stargirl“, Tiberius

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