16. April 2020 1 Likes

Heimkino-Highlights im April

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 9 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Royal Space Force – Wings of Honnêamise (1987)

Bei wem? Nipponart Als was? DVD, BD Wann? 23.03.2020

Worum geht’s? Zukunft. Mal wieder Stress. Ein Krieg zwischen dem Königreich Honnêamise und dem Erzrivalen, der Republik, scheint unvermeidlich. Doch während beide Parteien in ein Wettrüsten getreten sind, versucht eine kleine Gruppe die Menschheit in einem weltweit ersten bemannten Raumfahrtsprogramm in den Weltraum zu führen um das drohende Chaos zu verhindern. Angeführt wird die Honnêamise Royal Space Force von dem jungen Soldaten Shiro Lhadatt, für den die Expedition nicht nur eine Reise in die Weiten des Weltalls, sondern auch eine Prüfung darstellt: Besitzt er das Zeug um der neue Anführer der Einheit zu sein?

Prognose: Superdupermegaklassiker mit dreifach Käse. Erste Produktion des Studios Gainax („Neon Genesis Evangelion“), die zwar mit einem für die damalige Zeit beachtlichem Budget (mit 8oo Millionen Yen der zu dieser Zeit teuerste Anime!) ausgestattet wurde und Top-Kritiken einsackte, aber an den Kinokassen eher unbemerkt blieb (kein Flop, wie häufig kolportiert, aber eben auch kein Abschneiden, bei dem die Sektkorken knallen – die 1992 dennoch geplante Fortsetzung wurde gekippt, da niemand noch mal Geld geben wollte). Rückblickend vielleicht kein wirkliches Weltwunder, denn der zwei Stunden lange Film, hält sich mit actionreichen Momenten bedeckt, sondern erzählt mit einer heute kaum mehr vorstellbaren Gemütsruhe für ein Projekt dieser Größenordnung die Geschichte einer Figur, die zwischen Politik und Religion (die vor allem in Gestalt eines streng gläubigen Love-Interests daherkommt), zwischen Fortschrittsglaube und realen sozialen Problemen (in einer schönen Szene wird Lhadatt mit dem Umstand konfrontiert, dass die Armut immer mehr zunimmt und mit der Kürzung des Weltraumfahrtprogramms um 50% 30.000 Menschen ein besseres Leben haben könnten) ihren Platz in der Welt finden muss, was mit so manchem Irrweg verbunden ist und einfache Antworten vermeidet. „Royal Space Force - The Wings of Honnêamise“ lässt sich dabei weder als Utopie noch als Dystopie verorten, er analysiert vielmehr den Status Quo der Menschheit und wagt einen vorsichtigen Lösungsvorschlag, der vielleicht etwas naiv wirkt, aber gerade in Corona-Zeiten umso dringlicher anmutet. Gekleidet ist die Geschichte in ein Musterbeispiel an Worldbuilding: Egal ob Kleidung, Gebräuche, Religion oder Geschichte, der Anime ist bis ins letzte ausgearbeitet und besticht zudem durch prächtige, immens detaillierte Bilder, die das üppige Budget erahnen lassen und sich heute noch mehr als sehen lassen können. Natürlich, Science Fiction für Erwachsene, die aber werden’s lieben (sofern das japanische Original mit Untertitel geschaut wird, denn die deutsche Synchronfassung lässt mal wieder Blutbäche aus den Ohren sprudeln).

Royal Space Force - The Wings of Honnêamise • Japan 1987 • Regie: Hiroyuki Yamaga • Sprecher: Masahiro Anzai, Chikao Ôtsuka, Bin Shimada, Mitsuki Yayoi, Shôzô Iizuka

 


„Becoming – Das Böse in ihm“

2. Becoming – Das Böse in ihm (2020)

Bei wem? Leonine Als was? DVD, Blu-ray, VOD Wann? 10.04.2020

Worum geht’s? Lisa und Alex sind frisch verlobt und begeben sich auf einen gemeinsamen Roadtrip, quer durch Amerika. Auf ihrer Reise stoßen die beiden auf eine bösartige Macht, die Alex als neuen Wirt auswählt und langsam beginnt Besitz von seinem Geist und Körper zu übernehmen. Die Änderungen sind zunächst gering, doch Alex wird nach und nach immer furchterregender und gewalttätiger. Obwohl er äußerlich der gleiche ist, erkennt Lisa ihren geliebten Partner nicht wieder …

Prognose: Man kennt das ja nur zu gut. Erst tanzen vor lauter Glückseligkeit rosa Elefanten auf den Wolken und plötzlich bricht mit einem Donnerhall die Realität hinein: Der oder die zuvor noch emsig Angehimmelte ist plötzlich irgendwie … anders. Nicht mehr so nett. Riecht komisch. Ständig gereizt. Isser wirklich der erhoffte gute Fang oder haben die Hormone einen Streich gespielt? „Becoming“ liefert die Mystery-Horror-Sci-Fi-Variante zum altbekannten Alltagsdrama. Auf dem Papier klingt das wie eine Mischung aus dem Julia-Roberts-Hit „Der Feind in meinem Bett“ (1991) und Jack Shoulders unsterblichen Sci-Fi-Action-Evergreen „The Hidden – Das unsagbare Böse“ (1987), soll aber laut diverser Stimmen eine zwar gut umgesetzte und gespielte, aber wenig durchdachte Halbgurke sein. Egal. Ich geb dem ne Chance, Toby Kebbell hatte sich mit „The Veteran“ (2011) einen dicken Bonus bei mir geholt und ganz so fad wie der parallel laufende neuste Vin-Diesel-Heuler „Bloodshot“ (Kebbell macht hier den Baddie) wird der hier schon nicht sein.

Becoming – Das Böse in ihm • USA 2020 • Regie: Omar Naim • Darsteller: Toby Kebell, Penelope Mitchell, Jason Patric, Jeff Daniel Phillips, Beth Broderick, Stephen Rid

 


„M.A.S.K.“

3. M.A.S.K. (1985/1986)

Bei wem? Koch Media Als was? Blu-ray Wann? 16.04.2020

Worum geht’s? Die Geheimorganisation M.A.S.K. (Mobile Armored Strike Kommand) kämpft unter ihrem Anführer, dem Multimilliardär Matt Trakker, gegen den Schurkenverband V.E.N.O.M. (Vicious Evil Network of Mayhem) unter der Leitung Miles Mayhems. So durchkreuzt M.A.S.K. ein ums andere Mal die perfiden diabolischen Pläne Mayhems und seiner Schergen, große Schätze oder bedeutende Kulturartefakte an sich zu reißen, um damit maximale Macht zu erlangen und sich die Welt Untertan zu machen. Sowohl M.A.S.K. als auch V.E.N.O.M. verfügen dabei über Hybrid-Fahrzeuge, die sich in schwerbewaffnete Artillerie verwandeln können, sowie über helmartige Spezialmasken, die ihren Trägerinnen und Trägern besondere Fähigkeiten verleihen. Der Kampf Gut gegen Böse erstreckt sich über den gesamten Erdball und erfordert die höchste Einsatzbereitschaft der eigentlich im normalen Berufsleben stehenden M.A.S.K.-Agentinnen und -Agenten …

Prognose: M.A.S.K. ist einer dieser typischen 80er-Jahre-Cartoon-Reihen, die entwickelte wurden um Spielzeug zu verkaufen und stellt in etwa eine Mischung aus „G.I. Joe“ und „Transformers“ da. Und klar, ein *Alter bleibt geheim, auch Männer sind eitel*-jähriger, sollte sich eigentlich was schämen von diesem immergleichen und oftmals recht preisgünstig produzierten Merchandising-Kram noch heute auf eine gewisse, nur schwer erklärbaren Weise fasziniert zu sein und das Ganze zudem noch öffentlich anzupreisen. Der Punkt ist halt: Natürlich kann man sich Serien dieser Art nicht staffelweise reinziehen, aber ab und zu eine Episode als Pausensnack macht dank prägnanter, zuweilen recht origineller Figuren, der herrlich unkomplizierten Stories und den oftmals wirklich schmissigen 80er-Jahre-Soundtracks halt doch Spaß und die so typischen „Und heute haben wir gelernt…“-Epiloge mögen zwar aus heutiger Sicht naiv erscheinen, sind aber eigentlich nicht wirklich unsympathisch. Hätte ich Kids, würde ich „M.A.S.K.“ jedenfalls Youtube vorziehen (wofür sie mich im natürlich im Livestream verprügeln würden).

M.A.S.K. • Frankreich/USA/Kanada 1985/1986 • Regie: Bruno Bianchi, Bernard Deyries • Sprecher: keine Angaben

 


„Rollerball“

4. Rollerball (1975)

Bei wem? Capelight Als was? DVD, BD (3-Disc Limited Collector’s Edition), UHD (3-Disc Limited Collector’s Edition 4K Ultra), Ultimate Edition (3 x BD + UHD + Bonus-BD)

Wann? 09.04.2020

Worum geht’s? Die Nationen der Welt existieren nicht mehr. An ihrer Stelle wird die Menschheit nun von mächtigen Konzernen kontrolliert, die die Bevölkerung zwar mit wichtigen Lebensgütern wie Nahrung, Energie und Transportmöglichkeiten versorgen, aber keinen Raum mehr für Individualität und Selbstbestimmung lassen. Um die Massen bei Laune zu halten und Aufstände zu vermeiden, ist der brutale und blutige Mannschaftssport Rollerball ins Leben gerufen worden. Jonathan E. (James Caan) ist der umjubelte Star des Sports, dem die Menschen zu Füßen liegen. Als sein Einfluss zu groß zu werden scheint, beginnen die Konzerne, in ihm eine ernsthafte Bedrohung zu sehen. Im Geheimen schmieden sie einen perfiden Plan, um den Spitzensportler außer Gefecht zu setzen. Aber Jonathan hat in der Arena schon härtere Angriffe überstanden und beschließt endgültig, sich dem System entgegenzustellen.

Prognose: Muss man eigentlich kaum was dazu sagen. Ganz großer Science-Fiction-Klassiker, der mit seiner Against Corporate Identity-Haltung, seinem Plädoyer für Individualismus und seiner Bloßlegung der moralischen Verkommenheit und Ignoranz der herrschende Klasse näher an unsere heutigen Zeit dran ist, als uns lieb sein kann. Mag sein, dass „Rollerball“ nicht unbedingt allzu tief schürft, aber er ist ehrlich gemeint und geht unter die Haut. Ein martialischer Film, aber eben auch ein Film, der die Menschen liebt. Wie das Gegenteil aussieht, demonstriert das dummdreiste Remake von 2002, mit dem die „Ultimate Edition“ aufgepumpt wurde, weswegen ich von der eher abraten würde. Alles darunter ist aber in Ordnung und randvoll mit interessanten, zum Teil neu produzierten Extras.

Rollerball • USA 1975 • Regie: Norman Jewison • Darsteller: James Caan, John Houseman, Maud Adams, John Beck, Moses Gunn, Pamela Hensley, Barbara Trentham, John Normington

 


„Voyage of the Rock Aliens“

5. Voyage of the Rock Aliens (1984)

Bei wem? CMV Als was? DVD, BD, Mediabook (DVD & BD) Wann? 24.04.2020

Worum geht’s? Nachwuchs-Sängerin Dee Dee (Pia Zadora) träumt von einer eigenen Gesangskarriere, ist jedoch mit Frankie (Craig Sheffer) liiert, der selbst Sänger einer Band ist und so gar nichts von der künstlerischen Selbstverwirklichung seiner Herzdame hält, gar ausgesprochen cholerisch darauf reagiert. Eines Tages landet eine Gruppe Außerirdischer in der Kleinstadt. Sie heißen ABCD (Tom Nolan), FGHI (Jeffrey Casey), JKLM (Gregory Bond), NOPQR (Craig Quiter) und STUVWXYZ (Patrick Byrnes), hüllen sich in rosarote Anzüge und sind verhaltensauffällig, sehen ansonsten aber „normal“ menschlich aus. Sie befinden sich auf der Suche nach dem Rock’n’Roll, gründen ebenfalls eine Combo und treten in direkte Konkurrenz zu Frankies Band – sowie zu ihm selbst, denn ABCD ist angetreten, Dee Dee ihren Kopf zu verdrehen. Dies gelingt recht schnell, denn Dee Dee bekommt dadurch die Gelegenheit, mit der Alien-Band zu singen. Auf einer Schulfeier soll diese zusammen mit Frankies Kapelle auftreten, doch mit Frankie ist alles andere als gut Kirschen essen und so versucht er sich in Sabotage. Und damit nicht genug: Die beiden Massenmörder „Der Schnaufer” (Wallace Merck) und „Sägen-Sam” (Michael Berryman) konnten aus dem Gefängnis fliehen und mischen sich ebenso unters musikbegeisterte Volk wie ein riesiges Tentakelmonster, das dem vergifteten See entspringt …

Prognose: Tja. Was man soll zu so einem Titel bloß sagen? Ohne Rücksicht auf Verluste zusammengezimmertes, ursprünglich als Parodie auf alte B-Filme geplantes, Musical, um aus dem kurz zuvor mit dem Supergau „Karriere durch alle Betten“ abgestürzten Schauspiel-/Gesangessternchen Pia Zadora (Tipp: „Butterfly – Der blonde Schmetterling“) noch ein paar Taler zu pressen. Was aber nichts genutzt hatte, der Film von Regisseur James Fargo („Dirty Harry III – Der Unerbitterliche“) soff ab (diverse Quellen geben an, dass er in den USA gar nicht erst ins Kino kam, andere Quellen sagen was anderes), entwickelte sich aber später auf dem Homevideomarkt zu einem kleinen Mini-Kult. Kurioserweise wollte Zadora als Schauspielerin zwar niemand mehr sehen, aber die Popstarkarriere lief – zumindest in Europa – ganz gut und der zusammen mit Michael-Jackson-Bruder Jermaine intonierte Song „When the Rain Begins to Fall“ (dessen Musikvideo, das man sich unten bei den Trailern anschauen kann, hier völlig zusammenhangslos reingeklatscht wurde) mutierte zum Super-Hit. Film nun brauchbar oder nicht? Noch mal: Tja. Auf jedenfalls sollte man eine Affinität für die 1980er-Jahre mitbringen, denn „Voyage of the Rock Aliens“ ist 80’s bis ins Mark: Bunt, schrill, völlig drüber und schwankt am laufenden Band zwischen dämlich-nervig und „och, eigentlich ja ganz charmant“. Ich sag’s mal so: Antun kann man sich das schon mal, nur ein teures Mediabook braucht’s hier nun wirklich nicht.

Voyage of the Rock Aliens • USA 1984 • Regie: James Fargo • Darsteller: Pia Zadora, Craig Sheffer, Tom Nolan, Ruth Gordon, Michael Berryman, Alison La Placa, Gregory Bond

 


„Tales from the Loop“

… und was gibt’s im TV & Internet?

Tales from the Loop, Staffel 1 – ab 03.04.2020, Amazon Prime: Die Adaption des gleichnamigen Artbooks von Simon Stålenhag.

• Biohackers, Staffel 1 – ab 30.04.2020, Netflix: Deutsche Thriller-Serie über eine junge Medizinstudentin, die den Tod ihres verstorbenen Bruders aufklären will und dadurch mit illegalen Gen-Experimenten konfrontiert wird. Der Trailer haut nicht gerade vom Hocker, aber jo mei, vielleicht trotzdem mal reinschauen …

Große Abb. ganz oben: „Rollerball“, Capelight.

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