3. März 2022

„The Batman“ – Nach Keaton, Bale und Affleck nun also Pattinson

Wie anders kann die Neuinterpretation einer ikonischen Figur sein?

Lesezeit: 3 min.

Gerade einmal fünf Jahre ist es her, dass Ben Affleck in „Justice League“ zuletzt in die Rolle des Batman schlüpfte, da übernimmt mit Robert Pattinson schon der nächste Darsteller Umhang, Maske, Batmobil – und fügt Maskara und Emo-Haarschnitt hinzu. Ein ganz neuer, ein ganz anderer Batman soll das sein, den sich Regisseur Matt Reeves da ausgedacht hat, doch wie soll das gehen? Will man Batman nicht in so betont klamaukige Gefilde führen wie einst Adam West (was in der heutigen Zeit undenkbar erscheint, auch wenn es viel Potenzial hätte) dann ist und bleibt die Figur ein brütender Milliardär, der nach der Ermordung seiner Eltern zum Vigilanten wird und Gotham City gegen das immer wiederkehrende Böse verteidigt. Allzu viel Spielraum für Neuinterpretation gibt es da nicht, so sehr sich Matt Reeves auch bemüht.

Immerhin erzählt er in seinem sagenhafte 175 Minuten langen „The Batman“ nicht noch einmal die Ursprungsgeschichte Batmans sondern steigt gleich voll ein: Seit zwei Jahren kämpft Batman bereits gegen das Böse, hat in Jim Gordan (Jeffrey Wright) einen Polizisten gefunden, dem er traut und der ihn mittels Batsignal zu Treffen auf einem Hochhaus ruft. Doch Batman hadert mit sich, wünscht sich, dass seine Handlungen einen Einfluss auf die Menschen von Gotham City haben könnten, dass er wirklich etwas ändert.

Und dann beginnt eine Anschlagsserie die Stadt zu erschüttern, erst muss der Bürgermeister dran glauben, dann der Polizeichef und schließlich der Staatsanwalt. Hinter dem Ganzen steckt der Riddler (Paul Dano), der auch Batman mit lustigen Briefen in die Sache mit hineinzieht, denn scheinbar war auch Thomas Wayne in korrupte Machenschaften verwickelt.

So jung wie hier war Batman noch nie, fast würde der Ex-Twilight-Vampir Robert Pattinson als Emo-Teenager durchgehen, so depressiv wirkt er die meiste Zeit und dazu läuft tatsächlich ein Nirvana-Song. „Ich bin Rache“ sagt Batman an einer Stelle, was man durchaus auch als Leitmotiv amerikanischer Außenpolitik bezeichnen kann. Doch wohin führt Rache, wohin führt es, wenn tatsächlich Schuldige außerhalb des Systems getötet werden? Zumal innerhalb des eigentlichen Systems – der Polizei, den Gerichten – auch oft Korruption grassiert.

Matt Reeves versucht im ersten Teil einer geplanten Trilogie sehr deutlich den Zeitgeist zu treffen, wagt es dann aber doch nicht, den Ansatz konsequent durchzuspielen. Während etwa am Ende von „Joker“ das Chaos regiert, die Epigonen der anarchischen Titelfigur, der die Welt brennen sehen will, die Stadt in Schutt und Asche legen, siegt bei Reeves wider besseres Wissen die Hoffnung. Obwohl im Laufe des Films immer wieder betont wird, wie korrupt alle Teile der Institutionen Gotham Citys (das hier so sehr nach New York aussieht wie noch nie) bis ins Mark sind, scheint es eine Alternative zu geben: Ausgerechnet Bella Reál (Jayme Lawson) heißt die – natürlich auch noch schwarze – Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin, mit der nun aber wirklich echte Veränderungen beginnen sollen.

Dass ist nicht nur etwas billig, sondern führt zum Problem eines Films, der einerseits ganz fest in der Realität verankert sein will, andererseits aber Figurenpersonal wie Batman, den Pinguin (der nicht zu erkennende Colin Farrell) und Catwoman (Zoë Kravitz) verwendet, die hier zwar weit von den Absurditäten der Joel Schumacher-Batman-Filme agieren, aber eben doch durch und durch Comicfiguren sind. Ein seltsamer Zwitter ist dieser „Batman“ dadurch: Ein Film Noir, der eine am Ende doch recht dünne Geschichte aufbläst, als wäre sie ein Epos, ein Superheldenfilm, bei dem die Figuren wenig mehr können als Kung-Fu (und das kann im modernen Actionkino ja nun wirklich jeder), ein gesellschaftlicher Kommentar, der es nicht wagt, die konsequenten Schlüsse aus seinen Ansätzen zu ziehen.

The Batman • USA 2022 • Regie: Matt Reeves • Darsteller: Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Jeffrey Wright, Colin Farrell

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