„Powers“ to the People

Anspruchsvollen Comicfans gilt der Superheldenkosmos von Brian Michael Bendis und MIchael Avon Oeming  als eine der besten Comicreihen der 00er-Jahre überhaupt: Denn mit Powers ist es den beiden gelungen, künstlerisch anspruchsvolle Artworks mit einer Erzählhaltung zu kombinieren, die mit den klassischen Heldensagas nur mehr wenig bis gar nichts zu tun hat. Im Gegenteil. Im Mittelpunkt der über 14 Tradepaperbacks (von denen bislang lediglich zwei auf deutsch hier erhältlich sind) bzw. drei umfangreiche Volumes und eine Nachfolgeserie (Powers Bureau) ausgebreiteten Geschichte stehen mit Christian Walker und seiner Kollegin Deena Pilgrim zwei Cops. Die allerdings ermitteln in einer Welt, in der die Existenz von Superhelden und deren mediale Ausschlachtung ebenso normal sind wie die Tatsache, dass die meisten dieser Helden von Moral, Anstand, Sitte und Gesetz herzlich wenig halten. Weshalb es immer wieder zu grausamen Verbrechen kommt, die nicht selten einen größeren gesellschaftspolitischen Hintergrund haben.

Wer findet, dass das nach einer filmischen Umsetzung schreit, der hat Recht. Bereits 2001 hatte man bei Sony den 2000 erstmals publizierten Stoff optioniert, allerdings weitere zehn Jahre verstreichen lassen, bevor mit Jason Patric und Lucy Punch in den Hauptrollen tatsächlich auch ein Pilot produziert wurde. Den das Schicksal so vieler Auftaktfolgen ereilte: Er wurde nicht einmal zur Ausstrahlung gebracht. Das wird zwar wohl auch so bleiben, immerhin aber springt man bei Sony jetzt auch auf den Zug auf, den andere große Player der Entertainmentbranche längst bestiegen haben. Denn nach Amazon mit seinen eigens prouzierten Serien, sowie der Ankündigung von Microsoft, sein spielerisches Flaggschiff Halo in Serienform auf die Xbox zu bringen, geht man nun auch bei Sony unter die Serienentwickler. Mit vorerst zehn einstündigen Folgen will man die Powers nämlich jetzt doch auf die Bildschirme bringen. Und mit diesem Playstations-exklusiven Content wichtige Punkte im Kampf zwischen den digitalen Entertainmentanbietern der Zukunft sammeln. Was Netflix dazu sagt? Keine Ahnung! Fans der Comicvorlage aber freuen sich - nicht zuletzt dank der Beteiligung ihrer Schöpfer - schon jetzt auf ein „police procedural“ der etwas anderen Art.