Kleine grüne Mikroben
In „Mars“ geht Ben Bova der Frage nach, ob es Leben auf dem roten Planeten geben könnte
Der Mars. Eine rote Steinwüste. Dort gibt es nichts, was auch nur den Anschein erweckt, jemals am Leben gewesen zu sein. Dazu kommen Temperaturen um die -70 Grad Celsius und eine Atmosphäre, die so dünn ist wie die der Erde in dreißig Kilometern Höhe und obendrein überwiegend aus Kohlendioxid besteht. Trotz dieser alles anderen als einladenden Verhältnisse zieht der Mars uns Menschen magisch an. Wir wollen ihn erforschen, seine Geschichte ergründen und seine Geheimnisse enträtseln. Vor allen Dingen ist es die eine große Frage, die uns sehnsüchtig auf den roten Punkt am Nachthimmel blicken lässt: Gab oder gibt es Leben auf dem Mars?
Um das zu klären, landen in Bovas Roman „Mars“ (im Shop)im Jahr 2020 die ersten Menschen auf unserem Nachbarplaneten. Die internationale Mission steht unter enormem Erfolgsdruck, denn angesichts der sich verschärfenden politischen Lage auf der Erde ist es fraglich, ob sich die einzelnen Machtblöcke je wieder auf ein so teures Unterfangen werden einigen könnten. Zu den ersten, die den roten Planeten betreten, gehört der Geologe Jamie Waterman, ein Navajo, der, von der fremdartig-schönen Umgebung überwältigt, prompt in seine Muttersprache verfällt statt die Phrasen wiederzukäuen, die ihm von Mission Control eingetrichtert wurden. Und auch in den kommenden Tagen sorgt der eigenwillige Geologe für Aufsehen, als er etwas entdeckt, das wie eine alte Siedlung aussieht. Doch Waterman ist nicht der Einzige, der sich beweisen will. Immer wieder kommt es zu Reibereien innerhalb der Crew, die eigentlich zusammenarbeiten muss, um zu überleben. Vor allem, als sich das Team eine mysteriöse Krankheit zuzieht, die nicht irdischen Ursprungs zu sein schein. Ist ausgerechnet das ein erster Hinweis auf Leben auf dem Mars?
Andy Weir zählt Ben Bovas „Mars“ zu den wissenschaftlich akkuratesten Romanen des Genres und benannte ihn als eine der Inspirationsquellen für „Der Marsianer“ (im Shop). Neben der alles andere als ungefährlichen und darum für uns Leser spannenden Erforschung der Marsoberfläche konzentriert sich „Mars“ vor allem auf die Konflikte innerhalb der Gruppe, die ihren Anfang bereits lange vor dem Start nehmen. Die Wissenschaftler und Piloten müssen zusammenarbeiten, um zu überleben, aber die Spannungen innerhalb des Teams scheinen das mitunter unmöglich zu machen. Das macht „Mars“ zu einer gelungenen Mischung aus Hard SF und Sozialstudie, die sich im wissenschaftlichen Teil etwas mehr zurückhält als „Der Marsianer“. Wem Weirs Roman streckenweise zu technisch war, sollte unbedingt zu Bovas „Mars“ greifen!
Ben Bova: Mars • Roman • Aus dem Amerikanischen von Peter Robert • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • Paperback • 800 Seiten • E-Book: € 16,99 • im Shop
Die aktuelle Story des Monats, „Von Löwen zerrissen und aufgefressen werden“ von Jeffrey Wells, finden Sie hier.
Kommentare
Zu Ben Bova habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Einerseits reizen mich seine Bücher, da er thematisch die SF schreibt, die ich bevorzuge, nämlich die Erkundung und Besiedlung unseres Sonnensystems mit Technik, die nicht zu weit weg vom heutigen Stand ist. Wenn wir wollten, könnten wir mit unseren derzeitigen Fähigkeiten bereits in unserem Sonnensystem bemannte Forschungsreisen unternehmen.
Andererseits allerdings finde ich ich seinen Stil sehr umständlich und ermüdend. Viele unnötige Figuren und Handlungsebenen, dazu holzschnittartige Figuren, die sich kaum wandeln und wenig überraschen.