„Innovation ist das allerwichtigste.“

Syd Mead zählt zu den größten Film-Designern aller Zeiten und hat unsere Vorstellung von der Zukunft seit den 80ern nachhaltig geprägt. Der 1933 geborene Amerikaner, der nach seinem Studium zunächst bei Ford arbeitete und über die Jahre für viele andere Firmen in Amerika, Europa und Asien tätig war, wirkte als Designer an Science-Fiction-Filmen wie „Blade Runner“, „Aliens“, „Star Trek: Der Film“, „Johnny Mnemonic“ und „Tron“ mit. Für Ridley Scotts Film-Meisterwerk „Blade Runner“ entwickelte er u. a. den berühmten Spinner als fliegendes Auto, für James Camerons „Aliens“ das Nostromo-Schiff. Zuletzt lieferte der Design-Veteran, der heute im kalifornischen Pasadena lebt und arbeitet, Konzepte für die Filme „Elysium“ und „Tomorrowland“. Im September erscheint Syd Meads neuestes Artbook „The Movie Art of Syd Mead: Visual Futurist“, das seine Karriere als ikonischer Film-Designer beleuchtet. Im Interview spricht der visuelle Gestalter der Zukunft über seine Arbeit und über „Blade Runner 2049“-Regisseur Denis Villeneuve.

Hallo Mr. Mead. Wie entstand das Konzept zu „The Movie Art of Syd Mead“?

Das Konzept für das Buch kam von Titan Books in London. Sie haben die Lizenzrechte von den verschiedenen Studios besorgt, um die Bilder verwenden zu können.

Wie haben Sie emotional auf diese Zeitreise durch Ihre Arbeit und Karriere angesprochen?

Ich habe soeben erst meine Autobiografie von meiner Geburt bis zum Ende des Jahres 1989 abgeschlossen. Das war auf jeden Fall eine tour de time! Das Buch über meine Filmkunst ist lediglich ein Teil meines Lebens, obwohl die Sichtweite meines Namens in Verknüpfung mit den Filmen äußerst erfreulich ist.

Heute gibt es bei Filmeffekten ganz andere Möglichkeiten. Wären die Designs in den 80ern anders ausgefallen, wenn es die Technologie damals schon gegeben hätte?

Nein. Wenn ich an einem Film tätig bin, ist es meine Aufgabe, eng mit dem Regisseur und dem Production Designer zusammenzuarbeiten. Ich werde dafür angeheuert, die visuellen Ideen zu erschaffen, die das Drehbuch illustrieren. Die Entscheidung des Regisseurs oder des Filmstudios, welche Technologien sie einsetzen, hat keinerlei Einfluss auf meinen Design-Prozess. Ja, ich bin mir also darüber im Klaren, was sie alles mit zeitgenössischen Effekten aus dem Computer machen können, doch das ändert nichts an meiner Vorgehensweise. 

Ich habe kürzlich erneut „Blade Runner“ gelesen und war erstaunt, wie wenig Dick seine Welt ausgemalt hat …

Die wichtigste Inspiration für meinen Beitrag zur Verfilmung von „Blade Runer“ war das Drehbuch. Bei der Arbeit an jedem Film ist das Drehbuch die ‚Bibel’, und der Regisseur ist ‚Gott’.

Haben Sie bereits etwas von „Blade Runner 2049“ gesehen, und sind Sie glücklich mit der Art und Weise, wie es auf Ihren Designs aufbaut?

Ich habe die Trailer gesehen. Das Ambiente sieht so aus, als sei es vom Originalfilm inspiriert. Hoffen wir, dass der Film sich gut schlägt. Ich bewundere Denis Villeneuve sehr.

Mit Ihrem Spinner-Design haben Sie das fliegende Auto für immer geprägt. Wie fühlt es sich an, wenn heute in einem Film ein ähnliches Gefährt zu sehen ist?

Nun, das ist schwer zu sagen. Es gibt sehr viele Designer in der Filmbranche, die sich immerzu Dinge ausdenken. Wenn ein Design den Eindruck erweckt, dass es meinem Spinner nachempfunden ist, kann das auch nur Zufall sein.

Gab es zuletzt einen SF-Film, dessen Look Sie als innovativ bezeichnen würden?

Innovation ist das eine, das allerwichtigste kreative Attribut, das man braucht, um überhaupt etwas zu designen, einschließlich Filmproduktionen. Ein Gefühl der Bewunderung hatte ich zuletzt beim Anschauen von „Arrival“, bei dem Denis Villeneuve Regie führte, der Regisseur von „Blade Runner 2049“. Das Alien-Raumschiff, die grafische Umsetzung der Kontakt-‚Sprache’, all das war brillant. 

Vielen Dank für das Gespräch!