Die Stadt, die niemals endet

„Diese aus Stein und Gebein geträumte Stadt, eine Verschwörung aus Industrie und Grausamkeit, getränkt mit Vergangenheit und isolierter Macht, diese Wüste jenseits meiner Vorstellungskraft.“ Das sind die Gedanken, die Yagharek, einer der Figuren aus China Miévilles „Perdido Street Station“ (im Shop ansehen), durch den Kopf schießen, als er New Crobuzon zum ersten Mal erblickt.

Und tatsächlich ist die Stadt, die heimliche Protagonistin des Romans, eine gigantische Megalopolis mit Milliarden von Bewohnern unterschiedlichster Couleur. Ebenso wie New Crobuzon ist auch der Roman selbst ein buntes Füllhorn an skurrilen Figuren, packenden Geschichten und fantastischen Abenteuern, die sich zu einem einzigartigen Gesamtbild zusammenfügen.

Der britische Autor China Miéville (geboren 1972 in Norwich) wurde für „Perdido Street Station“ nicht nur mit den international wichtigsten Fantastikpreisen (unter anderem mit dem Arthur C. Clarke Award und dem Kurd-Laßwitz-Preis) ausgezeichnet, er hat damit auch den Grundstein für die so genannte „Weird Fiction“ gelegt, eine Literatur-Strömung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Fantastik aus ihrem konservativen Korsett zu befreien und auf eine neue Ebene zu bringen.

Im Original erschien „Perdido Street Station“ bereits im Jahr 2000, zwei Jahre später brachte Bastei den Roman in zwei Bänden unter dem Titel „Die Falter“ und „Der Weber“ heraus, die inzwischen beide vergriffen sind. Nun ist „Perdido Street Station“ in Deutschland zum ersten Mal in einem Band zu haben: ein Roman über eine Stadt ohne Anfang und ohne Ende, der uns sowohl inhaltlich als auch stilistisch einen Weg in die Zukunft weist – und dabei aufs beste zu unterhalten weiß.

China Miéville: Perdido Street Station ∙ Roman ∙ Aus dem Englischen von Eva Bauche-Eppers ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 ∙ 848 Seiten ∙ € 13,99 (im Shop ansehen)