Bowie, Carpenter, Joker und Lovecraft
Science-Fiction-Comic-Neuheiten im April
Lockdown und Shutdown? Dann lesen wir eben mehr Bücher und Comics, solange Händler und Post sie noch zu uns nach Hause bringen! Hier unsere wohlüberlegte Auswahl an deutschsprachigen Comicneuheiten im April, die jedem SciFi-Fan durch diese schwierigen Zeiten der Pandemie helfen.
Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. 9
Cross Cult, Hardcover, 572 S.
Nach all den Jahren ist es kaum machbar, noch jeden roten Faden des Comicuniversums von Hellboy und der B.U.A.P. griffbereit zu haben. Dennoch beeindruckt es, wie Mike Mignola, John Arcudi und ihre vielen zeichnenden Mitstreiter über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Übersicht behalten haben. Nach Hellboys Tod stürzten sie die Welt und die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Phänomene in die Apokalypse. Im klotzigen aktuellen dt. Sammelband, an dem sich Zeichner James Harren wieder besonders hervortut, sind kosmische Schrecken und Froschmonster in der Tradition von Lovecraft genauso präsent wie dunkle Magie, Steinzeitschamanen, eine eiserne Kampfrüstung oder Lieblinge wie Liz, Abe und Johann. Die Apokalypse ist gerade kein angenehmes Thema, doch in den Sammelbänden mit Stoff aus dem Hellboy-Universum begeitert sie wenigstens mit Stimmung und Monsteraction.
Das Jahr des Schurken Bd. 1
Panini, Paperback, 140 S.
Im DC Universum tobt derzeit das serienübergreifende Event „Das Jahr des Schurken“. Was den ersten Sonderband mit Oneshot-Einzelgeschichten zum Crossover so besonders und an dieser Stelle erwähnenswert macht? Nicht nur die exquisite Story mit Batmans Gegner Riddler, sondern natürlich in erster Linie die lange Geschichte mit dem Joker, die kein geringerer als John Carpenter geschrieben hat. Ja, genau, der für „Das Ding“, „Halloween“, „Das Dorf der Verdammten“ und „Die Klapperschlange“ verantwortliche Kultfilmemacher Joh Carpenter! Und die Story ist sogar richtig düster, verrückt und gut geworden. Da darf man ruhig mal Fangirl und Fanboy sein.
Gideon Falls Bd. 3: Der Kreuzweg
Splitter, Hardcover, 136 S.
Im dritten Band ihrer durch Zeit und Raum springenden creator owned Serie „Gideon Falls“ vermengen der kanadische Autor Jeff Lemire („Black Hammer“) und der italienische Zeichner Andrea Sorrentino („Green Arrow“) Horror und Science-Fiction deutlicher und wirkungsvoller denn je. Wer gute Genregemische mag, kommt an „Gideon Falls“ nicht vorbei, und Sorrentinos Zeichnungen sind sowieso ungebrochen sehenswert. Für das limitierte Variantcover mit der Schutzmaske und den Schaben auf dem Einband braucht man gerade womöglich eine Extraportion schwarzen Humor, der jedoch durch schwere Zeiten helfen mag.
Punisher Kill Krew
Panini, Paperback, 132 S.
In „War of the Realms“ wurde Midgard von Trollen, Eisriesen, Dunkelelfen und weiteren Monstern überrannt. Ausgerechnet der Punisher Frank Castle klaut im Einzelband „Punisher Kill Krew“ jetzt Thors Ziegenbock, tut sich mit einigen überraschenden Verbündeten zusammen und knallt die Monster weg, die auf der Erde blieben, und trägt die Rache ferner in ihre fantastischen Welten. Ein verblüffend verrückter Marvelspaß von Autor Gerry Duggan („Deadpool“), den Juan Ferreyra („Suicide Squad“) adäquat mit Bildern versehen hat.
Vampire State Building Bd. 1
Splitter, Hardcover, 56 S.
Charlie Adlard illustrierte einen Großteil von Robert Kirkmans (im Shop) „The Walking Dead“-Comics. Bei Splitter startet mit „Vampire State Building“ Adlards neue Serie, die Patrick Renault und das Künstlerteam Ange schreiben, im Album. Die Story kurz und bündig: Ein Soldat und seine Freunde müssen in den 102 Stockwerken des Empire State Building, das von Vampirhorden angegriffen wird, ums Überleben kämpfen. „Blade“ meets „Stirb langsam“, sagt der Verlag. Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke!
Die Gruft von Dracula – Classic Collection 1
Panini, Hardcover, 788 S.
Kontrastprogramm zum modernen Vampirhorror: 1972 machten Marv Wolfman, Gene Colan und andere Bram Stokers Obervampir Graf Dracula zu einer Marvelfigur ihrer damaligen Gegenwart. „Die Gruft von Dracula“ gilt als Klassiker des Comics, nicht zuletzt, da Dracula sowohl Antiheld als auch monströser Schurke sein durfte, und erscheint bei Panini nun in gebundenen Sammelbänden. Colans traditionelle Zeichnungen sind alleine schon das Eintrittsgeld dieser Monstervorführung wert.
Bowie – Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume
Cross Cult, Hardcover, 160 S.
Autor Steve Horton und Zeichner Michael Allred („iZombie“, „Madman“, „Silver Surfer“) feiern in ihrem Comicroman das Leben von David Bowie und seine Kunst, allem voran Ziggy Stardust. Michael Allreds bunte Popartbilder und viele visuelle Referenzen machen diese Comicbiografie der Poplegende, die mit einem Vorwort von Neil Gaiman daherkommt, zu etwas Besonderem. Wer Bowie mag, muss diesen Comic lesen.
Black Widow Anthologie
Panini, Hardcover, 324 S.
Der Kinostart von Black Widows erstem Solofilm wurde verschoben, die ihr gewidmete Anthologie mit Comics und Hintergrundartikeln bei Panini ist daher überpünktlich. Diese Sammlung macht Einsteiger und Fans glücklich mit Storys von Stan Lee, Don Heck, Gerry Conway, Gene Colan, Alex Maleev, Warren Ellis, Nathan Edmondson, Phil Noto und anderen. Enthalten sind u. a. Black Widows Debüt als Spionin und Feindin von Iron Man, Storys aus ihrer Zeit als Partnerin von Daredevil, Geheimagentenmissionen für SHIELD, Natashas Duell mit einer neuen Black Widow und ein Zeitreiseabenteuer. Und irgendwann wird der Film ja kommen!
Dämmerung
Edition Moderne, Flexcover, 144 Seiten
Schon auf den ersten Blick setzt sich die Graphic Novel von Jérémy Perrodeau deutlich vom Rest der Genre-Comiclandschaft ab. Flächig, beinahe abstrakt, ohne Charaktere, die über Gesichter o.ä. Emotionen ausdrücken könnten. Ganz Konzept, ganz Idee. Es geht um einen Planeten mit einer von Menschen künstlich erschaffenen Biosphäre, dessen Besiedlung wahrlich nicht nach Plan läuft. Die Natur dreht völlig durch und fügt sich einfach nicht den Vorstellungen der Siedler. Rächt sich da, dass die Urbevölkerung der fernen Welt einst von den Menschen ausgerottet wurde?
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