11. März 2022

Heimkino-Highlights im März 2022

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. 2235 – I Am Mortal (2021)

Bei wem? Tiberius Als was? DVD, Blu-ray, Amazon Prime Wann? 04.03.2022

Worum geht’s? Im Jahr 2235 hat die Menschheit durch Gentechnik den Tod besiegt. Krieg, Gewalt und Verbrechen sind Vergangenheit. Doch in diesem scheinbaren Paradies wird auch jeder überwacht und kontrolliert. Eine kleine Gruppe von Rebellen stellt gefährliche Fragen, die sonst niemand stellt. Sie kämpfen für ihre Freiheit – zu lieben und auch zu sterben.

Prognose: Das einzig bemerkenswerte wird die Kameraarbeit von Matthias Schubert sein, der unter anderem bei „Downrange“ (2017) oder „Coyote Lake“ (2019) bereits ein Händchen für schöne Bilder bewiesen hatte. Ansonsten: Die Welle der Teenager-Dystopien ist vorüber, Trailer wirkt wie 1000mal da gewesen, Film wurde in den USA nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit rausgehauen und dass sich hierzulande ein Resteverwerter wie Tiberius drum kümmert, spricht Bände. Taugt nix, jede Wette!

2235 – I Am Mortal USA 2021 • Regie: Tony Aloupis • Darsteller: Jan Uddin, Sean Gunn, Nina Kiri, John Harlan Kim, Nia Sioux, Nash Grier

 


„New Kids Nitro“

2. New Kids Turbo + New Kids Nitro (2010/2011)

Bei wem? Constantin/Highlight Als was? Mediabook (2 Blu-ray, DVD) Wann? 04.03.2022

Worum geht’s? New Kids Turbo: Richard, Rikkert, Robbie, Gerrie und Barrie sind eine ganz sonderbare Clique von fünf asozialen Prolls, die den ganzen Tag nicht viel mehr tun als Biertrinken und Rumpöbeln. Ihre Heimat ist das Kaff „Maaskantje“ in Holland. Als die Jungs aufgrund einer „Krise“ ihre Jobs verlieren, beschließen sie, einfach für nichts mehr zu bezahlen und sorgen dadurch nicht nur in ihrem Ort für Chaos, sondern bringen die Einwohner landesweit zum Durchdrehen. New Kids Nitro: In Maaskantje bekämpfen die fünf Jungs Richard, Rikkert, Gerrie, Barrie und Robbie ihre Todfeinde aus dem Nachbarort Schijndel. Illegale Autorennen, knallharte Schlägereien und Wortgefechte stehen an der Tagesordnung. In Friesland beginnt aber zur selben Zeit eine Zombieepidemie. Als ein Bewohner aus der Provinz Brabant ein Opfer der Zombies wird, müssen die Jungs aus Maaskantje ein Bündnis eingehen. Zusammen mit den Jungs aus Schijndel stellen sie sich den Zombiehorden in den Weg …

Prognose: Okay, ich bin hier befangen, da in meinen Adern zum Teil niederländisches Blut fließt. Jedenfalls kann ich jeden verstehen, der aufgrund des damaligen Proll-Superhits die Augen verdreht, denn Stumpf ist hier Trumpf: Die Protagonisten sehen aus wie in den späten Achtzigern stecken geblieben, es wird literweise Bier gesoffen, praktisch in jedem Dialog fallen die Wörter Homo, Muschi oder Fotze, den Humor „brachial“ zu nennen, wäre noch geschmeichelt, und Geschmacksgrenzen findet aber man überall anders, aber ganz gewiss nicht hier, auch vor Behinderten, Schwangeren oder Kindern wird nicht halt gemacht. Aber: Das Ganze ist so dermaßen konsequent absolut und völlig drüber, dass man stellenweise dann halt doch lachen muss, und ehrlich gesagt kann ich mit dieser Art von Film besser leben, als mit vielen der US-Komödien der letzten Jahren, die zwar einen auf wild machen, aber im Grunde bis zum Anschlag erzkonservativ sind. Soll heißen, wenn, dann bitte richtig. Aber vielleicht spricht da nur der Niederländer aus mir. Als Bonus liegt noch die TV-Serie bei, auf der die Kinofilme basieren. Voll Packung also.

New Kids Turbo + New Kids Nitro • Niederlande 2010/2011 • Regie: Steffen Haars, Flip Van der Kuil • Darsteller: Huub Smit, Tim Haars, Steffen Haars, Flip Van der Kui, Wesley van Gaalen

 


„Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein“

3. Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein (1973)

Bei wem? Wicked Vision Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray) Wann? 11.03.2022

Worum geht’s? Graf Cagliostro und die Vogelfrau Melissa dringen in die Labore von Baron Frankenstein ein, töten diesen und stehlen sein Monster. Und weil sie schon mal dabei sind, kidnappen sie Frankensteins Tochter Vera, die eine Ehe mit der Kreatur eingehen soll, gleich noch mit. Vera aber möchte grausame Rache an den Mördern ihres Vaters nehmen …

Prognose: Hach, Jess Franco – der spanische Tausendsassa mit der Monsterfilmographie (Click!) teilt seit Jahrzehnten das Reich der Cineasten wie Moses einst das rote Meer: Für die einen ein gnadenloser Stümper, für die anderen ein verkanntes Genie. Genie würde ich für etwas zuviel des Guten halten, aber verkannt passt schon. Franco hat halt sein ganz, ganz eigenes Ding durchgezogen und darauf muss man sich einlassen (hier hatte ich vor ein paar Jahren mal versucht den Reiz des francoschen Universums in Worte zu fassen, ich kann aber auch sehr Stephen Throwers insgesamt rund 1000-seitige Franco-Abhandlung „The Delirious Cinema of Jesús Franco“ 1&2 empfehlen). Bei „Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein“ handelt es sich jedenfalls mal wieder um einen dieser im Schnellverfahren produzierten (Drehzeit: 1 Woche!) und dementsprechend fahrigen Filme, dessen Defizite aber durch die typische francosche Unbedarftheit wieder kompensiert werden: Das von Erle C. Kenton und italienischen Comics der 60ern- und 70ern inspirierte und gewohnt gemächlich vorbeiwabernde Geschehen erfreut das Herz unter anderem mit einem silbernen Frankenstein-Monster (der Regisseur konnte sich das weltberühmte, von Universal lizenzierte, Boris-Karloff-Make-Up natürlich nicht leisten), das zudem einen kleinen Bierbauch vor sich her trägt, rätselhaften Szenenabfolgen, Dialogen, die mit Sicherheit inmitten in einer Marihuana-Wolke geschrieben wurde („Mutter Gudrun, ich habe das Gefühl, Graf Cagliostro beherrscht mich!“ - „Ja, mein Kind. Das stimmt.“), einen gewohnt jazzlastigen Soundtrack und einer Säureflasche, die in gefaktem türkisch beschriftet wurde („Sülphüriki Acidj“). Die Nummer bewegt sich zwar deutlich unter poetischen Meisterstücken wie „Vampyros Lesbos“ (1970), aber eine Gaudi für Liebhaber psychedelischen Irrsinns ist das allemal.

Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein La maldición de Frankenstein; Frankreich/Spanien 1973 • Regie: Jess Franco • Darsteller: Dennis Price, Britt Nichols, Howard Vernon, Luis Barboo, Fernando Bilbao

 


„Killer-Alien - Breeders“

4. Killer-Alien - Breeders

Bei wem? Anolis Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 25.03.2022

Worum geht’s? Im hippen Sündenpfuhl New York City: Dr. Pace und Detective Andriotti untersuchen eine Vergewaltigungsserie. Die Opfer sind ausnahmslos Jungfrauen und wurden anscheinend mit Säure angegriffen. Sie können sich kaum erinnern, beschreiben aber seltsamerweise alle einen anderen Täter. Noch wissen die Ärztin und der Cop nicht, dass sich in einem verlassenen Tunnelsystem unter dem Empire State Building eine parasitäre Alienrasse eingenistet hat. Diese braucht männliche Wirtskörper und unbefleckte Frauen, um ihr Endziel zu erreichen die Weltherrschaft!

Prognose: Einer der unzähligen Nachzügler im Fahrwasser von „Alien“ (1979) und gleichzeitig eine Art Hommage an die Monsterfilme der 1950er- und 1960er-Jahre, die hier mit der Splatter-Ästhetik der 1980er-Jahre verbunden und einer guten Portion nackter Haut abgeschmeckt wurde. So ziehen, mit Ausnahme der Hauptdarstellerin, alle weiblichen Darstellerinnen des Films einmal blank, selbst eine Krankenschwester macht sich frei, während sie Essen zubereitet. Gedreht wurde das Ding von Tim Kincaid, einem Regisseur von Schwulenpornos, der in den 1970ern Aufsehen erregte, da er erstmalig Sex zwischen zwei gleichberechtigte maskulinen Männern darstellte, das heißt auf die damals vorherrschenden Rollenbildern vom maskulinen und vom weiblichen Part verzichtete. In den 1980ern folgten dann zwischendrin auch eine kleine Reihe mit Spielfilmen außerhalb des Pornobereichs. „Killer-Alien – Breeders“ ist – ich mag das wahnsinnig inflationär genutzte Wort wirklich überhaupt nicht, aber hier passt es ganz gut – Trash, aber Trash mit immerhin ganz guten Effekten und einer angenehm knackigen Laufzeit (70min), bei so was immer hilfreich.

Killer-Alien - Breeders (USA 1986) • Regie: Tim Kincaid • Darsteller: Teresa Farley, Lance Lewman, Natalie O’Connell, Amy Brentano, LeeAnne Baker, Mae Cerar

 


„Moon Knight“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Upload, Staffel 2 – ab 11.03.2022, Amazon Prime: Das hat jetzt aber ordentlich gedauert: Fortsetzung der grandiosen Science-Fiction-Comedy von 2020 (Review zur ersten Staffel).

• Star Trek Discovery, Staffel 1 – ab 14.03.2022, Tele 5: Free-TV-Serie des beliebten Star-Trek-Ablegers.

Halo, Staffel 1 – ab 24.03.2022, Sky Atlantic: Verfilmung der populären Videospielreihe. Man darf gespannt sein. Videospielverfilmungen haben ja bereits in Kinofilmform bisher nie hingehauen, jetzt in Serie? Na ja. Aber schauen wir mal.

Moon Knight, Staffel 1 – ab 30.03.2022, Disney+: Eigentlich würde ich ja jetzt wieder rummeckern, da drölfzigste Comic-Adaption, aber: Auf dem Regie-Sessel saß das Indie-Dreamteam Justin Benson und Aaron Moorehead („Synchronic“, „The Endless“) !!! Okay, okay, wird sich vermutlich – wie immer bei Konzernprodukten – nicht groß bemerkbar machen, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt.

Große Abb. ganz oben: „Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein“ (La maldición de Frankenstein); Wicked Vision

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