30. April 2019 1 Likes

Heimkino-Highlights im Mai

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Dollman – Der Space Cop (1991)

Bei wem? Wicked Vision Media Als was? Blu-ray Wann? 06.05.2019

Worum geht’s? Brick Bardo ist der coolste Cop der Galaxie, kracht aber nach einer Verfolgungsjagd mit seinem Erzfeind Sprug auf die Erde und muss feststellen, dass er dort gerade mal 20 Zentimeter groß ist! Das hält ihn aber nicht davon ab, erstmal das Erdenmädel Debbie vor fiesen Bösköppen zu retten. Die Erlöste nimmt ihn aus Dankbarkeit mit nach Hause und freundet sich mit dem Cop-Knirps an. Derweilen hat sich Sprug, der bei den ganzen Auseinandersetzungen mit Brick seinen Körper verloren hatte und nur noch aus einem fliegenden Schädel besteht, bei einer Ghetto-Gang eingenistet und versucht diese für seine sinistren Pläne (Weltherrschaft, eh klar!) einzuspannen – doch er hat die Rechnung ohne Bardo gemacht, der sich aufmacht den Jungs gewaltig auf die Finger zu klopfen …

Prognose: Es wundert bei der gagaesken Inhaltsangabe kaum, dass hier nicht nur der berühmt-berüchtigte, aber auch ein wenig unterschätzte, hawaiische Tausendsassa Albert Pyun seine Finger am Spiel hatte, sondern das Ganze zudem unter den Dächern von Charles Bands mindestens ebenso berühmt-berüchtigter Full-Moon-Pictures-Produktionsschmiede (Freunden abseitiger Kost bestens durch das langlebige „Puppet Master“-Franchise bekannt) fabriziert wurde. Natürlich handelt es sich um eine sehr kostengünstige Nummer, die zudem – alter Pyun-Trick – mittels langer Einleitung und langem Abspann halbwegs auf Spielfilmlänge gebracht wurde. Ganz sympathisch ist der Sci-Fi-Actioner dank guter Besetzung (die Hauptrolle schultert der stets zuverlässige Pyun-Dauergast Tim Thomerson und als Gangchef gibt’s Jackie Earle Haley in einer frühen Rolle zu sehen), handgemachten Effekte und einem großen Augenzwinkern dennoch.

Dollman – Der Space Cop • USA 1991 • Regie: Albert Pyun • Darsteller: Tim Thomerson, Jackie Earle Haley, Kamala Lopez, Humberto Ortiz, Nicholas Guest, Judd Omen, Michael Halsey

 


„Replicas“

2. Replicas (2018)

Bei wem? Concorde Als was? DVD, Blu-ray Wann? 09.05.2019

Worum geht’s? Neurowissenschaftler Will Forster steht kurz davor menschliches Bewusstsein in einen Computer übertragen zu können, als plötzlich seine Frau und seine drei Kinder bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen. Der verzweifelte Will zwingt daraufhin seinen Arbeitskollegen Ed ihm dabei zu helfen, die Körper seiner Familie zu klonen und Replikate mit alten Erinnerungen herzustellen, wodurch er allerdings ins Visier der Aufsichtsbehörde der Regierung gerät …

Prognose: Es muss heutzutage absolut nichts mehr heißen, wenn ein nigelnagelneuer Film mit Starbesetzung direkt auf dem Homevideomarkt ausgewertet wird. Da die Kinolandschaft von zielgruppenoptimierten Produkten aus den Fabrikhallen von Konzernen wie Marvel, Disney & Co. beherrscht wird, überlegen sich viele Verleiher einen sündhaft teuren Kinostart dreimal, schließlich wächst das liebe Geld nicht auf Bäumen. In diesem Fall kann man aber wohl tatsächlich von einer Gurke ausgehen. Nicht nur, dass „Replicas“ bei seinem, mit 2000 Leinwänden groß angelegten, Kinostart in den USA regelrecht ignoriert wurde, kaum ein Drittel des moderaten Budgets von 30 Millionen konnte wieder eingespielt werden, es finden sich auf Presse- und auf Zuschauerseite nur wenige, die dem Sci-Fi-Thriller von Jeffrey Nachmanoff (davor höchstens durch Co-Autorenschaft an Überflüssigem wie „The Day After Tomorrow“ und „The Tourist“ aufgefallen) irgendwas abgewinnen.

Bemerkenswerter Randumstand: Der finanzielle Flop von „Replicas“ ist allerdings nicht ausschließlich auf die offenbar unterdurchschnittliche Qualität des Films zurückzuführen, der Misserfolg beweist ebenso, dass Reeves nicht vor dem Schicksal seiner Kollegen gefeit ist: Die publikumswirksamen Stars dieser Tage tragen Namen wie Iron Man, Captain America oder Black Panther und es ist gewiss kein Zufall, dass die „Matrix“-Ikone derzeit mit der „John Wick“-Franchise, die um die Erlebnisse einer Figur kreist, die theoretisch auch dem Marvel- oder DC-Universum entsprungen sein könnte, große finanzielle Erfolge feiert, außerhalb davon vom Publikum aber komplett ignoriert wird (was ausgesprochen schade ist, denn beim letztjährigen „Destination Wedding“ handelt es sich um eine der erfreulicheren US-Komödien).

Replicas • USA 2018 • Regie: Jeffrey Nachmanoff • Darsteller: Keanu Reeves, Alice Eve, Thomas Middleditch, John Ortiz, Emily Alyn Lind, Emjay Anthony, Nyasha Hatendi

 


„Rebellion in der Tiefe“

3. Rebellion in der Tiefe (1956)

Bei wem? Ostalgica Als was? Mediabook (Blu-ray, DVD) Wann? 17.05.2019

Worum geht’s? Eine Gruppe von Wissenschaftlern entdeckt tief unter der Erde eine im Verborgen lebende Zivilisation in Form von Albinomenschen, die von Sumerern abstammen und nach den strengen Regeln ihres machtgierigen Hohenpriesters Elinu leben. Die Arbeitssklaven der Albinos sind bizarre Maulwurfsmenschen, die wie Tiere gehalten werden. Als die Wissenschaftler in die Gemeinschaft eindringen, scheint sich Elinus Herrschaft dem Ende zuzuneigen, zudem rebellieren die bizarren Bediensteten …

Prognose: Man ist bei einem Film wie „Rebellion in der Tiefe“ beziehungsweise, so der stimmigere Originaltitel, „The Mole People“, schnell versucht den „Kult“-Stempel zu zücken, immerhin wurde dem Fantasy-/Science-Fiction-Abenteuer in den letzten Jahrzehnten, egal ob in einer „Simpsons“-Episode oder dem x-ten Teil der „American Pie“-Reihe, zigfach Referenz erwiesen.

Und klar, der Basisplot ist natürlich reizvoll und die Trickeffekte und Masken können sich teilweise durchaus heute noch ganz gut sehen lassen, das ändert aber nichts daran, dass man es mit einem lauen Lüftchen zu tun hat, das über eben Basisplot, Tricks und Masken leider nicht hinauskommt. Das Drehbuch tut sich schwer damit, Spielfilmlänge zu erreichen (unter anderem gibt es eine der wohl längsten Abseilsequenzen der Filmgeschichte zu bewundern) und ein dämliches, vom Studio erzwungenes Ende, sorgt dafür, dass sich einem die Zehennägel Richtung Himmel rollen. Zudem wundert man sich kaum, dass Regisseur Virgil V. Vogel die drauffolgenden vier Jahrzehnte fast ausschließlich mit dem Herunterkurbeln von Serienepisoden beschäftigt war, denn sein Debütfilm ist absolut zweckmäßig in Szene gesetzt, Bilderwelten findet man woanders. Sicher, wer „Rebellion in der Tiefe“ mal irgendwo für ein Handvoll Euro findet oder von der Oma ausgeliehen kriegt, kann die 75 Minuten Lebenszeit mit ruhigem Gewissen opfern, immerhin hat man dann mal den Film zu den zahllosen Referenzen gesehen, aber ein teures Mediabook brauch’s hier nun wirklich nicht.

Rebellion in der Tiefe • USA 1956 • Regie: Virgil W. Vogel • Darsteller: John Agar, Cynthia Patrick, Hugh Beaumont, Alan Napier, Nestor Paiva, Phil Chambers, Rodd Redwing

 


„One Cut of the Dead“

4. One Cut of the Dead (2017)

Bei wem? Koch Media Als was? DVD, Blu-ray, Mediabook Wann? 23.05.2019

Worum geht’s? Es ist in diesem Fall wirklich am Schönsten, wenn man sich, wie der Autor dieser Zeilen, einfach überraschen lässt, deswegen, in der Hoffnung, das noch nicht jeder die gnadenlos spoilernden Inhaltsangaben anderer Publikationen zum Thema gelesen hat: Es geht um den Dreh eines Zombiefilms, während dem plötzlich eine reale Zombie-Apokalypse losbricht …

Prognose: Die einzigen, die dem mittlerweile völlig totem Untoten-Genre noch frische und ungewöhnliche Seiten abgewinnen können sind und bleiben die Japaner (bei der Gelegenheit sei auch noch mal an diese tolle Doppelbesprechung von Kollege Kronsbein). Mit Sicherheit ist das ein wenig dem Umstand zu verdanken, dass der Zombie-Mythos Nippon nie wirklich erreicht hat und sich japanische Künstler diesem Bereich weitaus unbefangener nähern können als ihre Kollegen aus dem Westen, aber wer das hierzulande leider nach wie vor sträflich ignorierte japanische Kino kennt, wird generell bestätigen können, dass die Jungs und Mädels häufig ein paar Überraschungen in Petto haben.

Zu „One Cut of the Dead“ sei an dieser Stelle aus den erwähnten Gründen nicht allzu viel verraten: Der kleine, gerade mal 25.000 $ teure, aber hervorragend inszenierte, humorvolle, herzige Film funktioniert bestens als Genre-Huldigung, singt aber auch ein geradezu ansteckend heiteres Loblied auf das Filmemachen an sich. Man möchte nach dem Abspann am liebsten sofort in den Gemüsegarten stürmen und selbst loskurbeln …

Besonders schön: Drop-Out Cinema spendiert diesem einzigartigem Film am 02.05.2019 einen kleinen Kinostart! Alle Termine finden sich hier!

One Cut of the Dead • Japan 2017 • Regie: Shin’ichirô Ueda • Darsteller: Yuzuki Akiyama, Takuya Fujimura, Ayana Gôda, Takayuki Hamatsu, Manabu Hosoi, Hiroshi Ichihara

 


„Good Omens“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Timeless, Staffel 2 – ab 02.05.2019, RTL Crime: Kurzlebiges, ganz nettes Zeitreiseabenteuer, Co-Autor: Shawn Ryan, der an seine Über-Serie „The Shield“ leider nie wieder so richtig anknüpfen konnt …

• Ist This a Zombie? Staffel 1 – ab 03.05.2019, 7Maxx: Anime-Serie um einen von einem Serienkiller gemeuchelten Schüler, der als Zombie wieder belebt wird und fortan seinen Mörder jagt, sich aber auch mit dem Auswirkungen seines Zombie-Daseins herumschlagen muss … na, das klingt doch ganz pfiffig, da gucken wir zumindest mal rein, oder?

• Gotham, Staffel 4 – ab 06.05.2019, 7Maxx: Die vierte Season der „Batman“-Prequel-Serie.

• The Flash, Staffel 5 – ab 06.05.2019, 7Maxx: Fünfte Season der populären Serie um den fixen Roten.

• The Rain, Staffel 2 – ab 17.05.2019, Netflix: Die zweite Runde der ganz guten dänischen Dystopie (eine Besprechung zu Staffel 1 findet sich hier!)

• Good Omens, Staffel 1 – ab 31.05.2019, Amazon Prime: Gaiman. Pratchett. Tennant. Angucken!

Großes Foto ganz oben: „One Cut of the Dead“/Koch Media

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