2. November 2018

Heimkino-Highlights im November

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 9 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Ghost in the Shell: Standalone Complex – The Laughing Man (2005) / S.A.C. 2nd GIG – Individual Eleven (2006) / Stand Alone Complex – Solid State Society (2006)

Bei wem? Anime Planet Als was? jeweils DVD, Blu-ray (im limitierten FuturePak) Wann? je ab 15.11.2018

Worum geht’s? Eine Inhaltsangabe ersparen wir uns an dieser Stelle einfach mal. Zum einen werden Plotzusammenfassungen von „Ghost in the Shell“-Titeln (auch die auf den Coverrückseiten der jeweiligen Veröffentlichungen) den tatsächlichen Inhalten so gut wie nie wirklich gerecht, zum anderen darf vermutet werden, dass diese drei Einzelveröffentlichungen eh in erster Linie für „Ghost in the Shell“-Fortgeschrittene interessant sein werden, der Rest wird angesichts der dialoglastigen zweieinhalb-Stunden-Monster, die ein gewisses Vorwissen voraussetzen, vermutlich erstmal das Weite suchen. Jedenfalls handelt es sich bei „Laughing Man“ und „Individual Eleven“ um Quasi-Compilationen der ersten und zweiten Staffeln von „Ghost in the Shell: Standalone Complex“. Hierbei wurden allerdings nur die „Complex“-Episoden, also diejenigen mit einer übergreifenden story arc, verbunden – allerdings auch mit neuen Szenen und neuer Musik garniert, um aus dem ganzen ausgereifte Spielfilme und nicht nur simple Zusammenschnitte zu machen. Das ist ein ausgesprochen gelungenes, rundes Unterfangen geworden und bietet sich tatsächlich als reizvolle (und, ganz klar, zeitsparende) Alternative zur Serie an. Bei „Solid State Society“ handelt es sich wiederum um einen eigenständigen Beitrag, der auf sehenswerte Weise an „Individual Eleven“ anknüpft.

Prognose: Kann’s denn je genug „Ghost in the Shell“ geben? Eben. Was es aber geben kann, ist eine etwas fragwürdige Preispolitik, denn pro Veröffentlichung sind rund 40 Golddukaten fällig. Natürlich köchelt der deutsche Anime-Markt vor sich hin, aber ob’s da wirklich keine zumindest etwas freundlichere Lösung gab? Zumal die Scheiben gegenüber preisgünstigeren Import-Varianten lediglich mit den deutschen Synchros auftrumpfen können…

Ghost in the Shell: Standalone Complex – The Laughing Man/ Solid State Society und S.A.C. 2nd GIG – Individual Eleven • Japan 2005 • Regie: Kenji Kamiyama • Sprecher: Atsuko Tanaka, Akio Ōtsuka, Osamu Saka, Taro Yamaguchi, Takashi Onozuka, Yutaka Nakano, Tōru Ōkawa, Kōichi Yamadera

 


The Boys from Brazil

2. The Boys from Brazil (1978)

Bei wem? Koch Media Als was? DVD, Blu-ray Wann? 08.11.2018

Worum geht’s? 30 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs spürt Nazi-Jäger Kohler eine Gruppe ehemaliger SS-Offiziere in Paraguay auf. Er kontaktiert seinen Kollegen Ezra Liberman, der sich auf die Spuren der Schurken heftet, die Ungeheuerliches vorhaben: Unter der Führung von Dr. Josef Mengele wurde Adolf Hitler 94-mal geklont – mit Hilfe der Hitler-Kopien will man eine erneute Herrschaft des Grauens errichten…

Prognose: Liest sich zwar wie Trash à la „Iron Sky“, basiert aber auf einem Roman von Top-Autor Ira Levin („Rosemarys Baby“, „Die Frauen von Stepford“) und entpuppt sich deswegen als seriöser, durchdachter Thriller, der kompetent von Top-Regisseur Franklin J. Schaffner („Planet der Affen“, „Papillon“) inszeniert wurde und mit einer Top-Besetzung (Gregory Peck, Laurence Olivier, James Mason, Bruno Ganz und… na ja… Steve Guttenberg) aufwartet. „The Boys from Brazil“ ist eines dieser prima Beispiele dafür, wie sehr Science-Fiction das wahre Leben vorweg nehmen kann – zur Entstehungszeit pure Fantasterei, heutzutage (leider) gar nicht mal so unrealistisch wie man gerne hätte. Gut, nach heutigen Maßstäben mag Franklins Film etwas betulich wirken, da nicht alle fünf Minuten etwas explodiert, wer aber niveauvolle Oldschool-Unterhaltung, die zaghaft am Exploitation-Türchen kratzt, schätzt, sollte zugreifen.

The Boys from Brazil • Großbritannien/USA 1978 • Regie: Franklin J. Schaffner • Darsteller: Gregory Peck, Laurence Olivier, James Mason, Lilli Palmer, Uta Hagen, Steve Guttenberg, Denholm Elliott, Rosemary Harris, John Dehner, John Rubinstein, Anne Meara

 


Squirm – Invasion der Bestien

3. Squirm – Invasion der Bestien (1976)

Bei wem? Koch Media Als was? DVD, Blu-ray Wann? 22.11.2018

Worum geht’s? An einem späten Septemberabend bricht ein starker Sturm aus, weswegen mehrere Hochspannungsleitungen umknicken, in einen See stürzen und ihn mit 300.000 Volt unter Storm setzen, was eine Horde Regenwürmer an die Erdoberfläche treibt, die plötzlich Appetit auf Menschenfleisch haben…

Prognose: Wenn es so etwas wie einen Geheimtip auf zwei Beinen gibt, dann ist das Regisseur Jeff Lieberman, der sich mit drei zwischen 1976 und 1981 zwar sehr kostengünstig, aber eben gekonnt hergestellten Produktionen („Blue Sunshine“, „Just Before Dawn“ und den hier vorgestellten Kandidaten) für alle Zeiten am Rande der Filmgeschichte positionierte; soll heißen: Reines Fan-Futter, aber eben auch unter Fans nicht ganz unumstritten, da irgendwie immer leicht neben der Kappe. „Squirm“ ist sein Beitrag zur kurz vorher mit „Der weiße Hai“ losgetretenen Tierhorrorwelle, aber anstatt Bären oder Spinnen oder anderes Furcht einflößendes Getier knabbern hier Regenwürmer (!!!) am Personal! Der schwarzhumorige Schocker kann seine Low-Budget-Wurzeln nicht durchweg verheimlichen, weiß aber an der von Rick Baker verantworteten Effektfront selbst die heutigen 100-Millionen-Dollar-Computer-Epen von der Platte zu putzen, denn die meisten der Hauptdarsteller sind echt! Das Drehteam ließ über 250.000 Würmer rankarren, was für Szenen sorgte, die einem selbst jetzt, über 40 Jahre später, noch die nächste Schüssel Spaghetti vermiesen. Jedenfalls: Ekligste Unterhaltung vom Allerfeinsten, sollte man gesehen haben!

Squirm – Invasion der Bestien • USA 1976 • Regie: Jeff Lieberman • Darsteller: Don Scardino, Patricia Pearcy, R.A. Dow, Jean Sullivan, Peter MacLean, Fran Higgins, William Newman, Barbara Quinn, Carl Dagenhart, Angel Sande

 


2001: Odyssee im Weltraum

4. 2001: Odyssee im Weltraum (1969)

Bei wem? Warner Als was? Blu-ray, 4K UHD + Blu-ray Wann? 08.11.2018

Worum geht’s? An dieser Stelle sei auf den schönen Text von Kollege Bernd Kronsbein verwiesen, der alles zu diesem Jahrhundertwerk auf den Punkt bringt, was man (vorerst) wissen muss.

Prognose: Zum Film braucht man wirklich nichts mehr zu sagen. Kennen die meisten, finden die meisten gut und haben dank diverser Editionen vermutlich auch längst im Schrank stehen. Warum trotzdem der Hinweis auf eine weitere Neuveröffentlichung? Christopher Nolan, der wohl einzige Blockbuster-Autorenfilmer weltweit, hat sich um Stanley Kubricks Jahrhundertfilm gekümmert. Da Nolan aber nun mal Nolan ist, wurde der Film nicht einfach schnöde restauriert, also wie von so zahlreichen Schändungen der letzten Jahre gewohnt ohne Rücksicht auf Verluste aufpoliert, um ihn „zeitgemäßer“ zu machen, sondern unrestored: Das erklärte Ziel des Briten war es, „2001“ wieder – und das gänzlich ohne digitale Hilfsmittel – in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, ihn der heutigen Öffentlichkeit so zu präsentieren, wie er vor rund 50 Jahren der damaligen Öffentlichkeit präsentiert wurde. Das Ergebnis (in den unten verlinkten Videos kann man sich einen Vergleich zwischen dem Trailer zur aktuellen Version und der letzten Fassung von 2007 anschauen) sorgt derzeit für heftige Diskussionen, da das wärmere, hellere und farbenprächtigere Aussehen des nolanschen Updates gegenüber dem kalten, sterilen, flachen, aber (leider) auch zeitgemäßeren Look der vormaligen Fassung natürlich erstmal befremdlich wirkt. Wer aber mal einen Einzelbildvergleich heranzieht (zum Beispiel hier!) muss einfach zugeben, dass der steife Brite seine Mission überaus erfolgreich beendet hat.

2001: Odyssee im Weltraum • USA 1969 • Regie: Stanley Kubrick • Darsteller: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, Daniel Richter, Leonard Rossiter, Margaret Tyzack, Robert Beatty, Sean Sullivan, Bill Weston, Ed Bishop, Glenn Beck, Alan Gifford

 


Per Anhalter durch die Galaxis/Das Restaurant am Ende des Universums

5. Per Anhalter durch die Galaxis/Das Restaurant am Ende des Universums (1981)

Bei wem? Universum Als was? Blu-ray Wann? 30.11.2018

Worum geht’s Als eine Flotte von Vogonen die Erde sprengt, um Platz für den Bau einer galaktischen Umgehungsstraße zu machen, wird Arthur Dent von seinem außerirdischen Freund Ford Prefect gerettet, in dem Ford sich und Arthur als blinde Passagiere an Bord eins der Vogonenraumschiffe unterbringt. Als sie entdeckt werden, lässt der Kapitän die beiden durch die Luftschleuse ins All werfen, wo sie in letzter Sekunde vom Raumschiff „Herz aus Gold“ gerettet werden und Bekanntschaft mit Zaphod Beeblebrox, einem Halbcousin von Ford und Präsident der Galaxis, Trillian, die Arthur kurz zuvor auf einer Party kennengelernt hatte, und dem depressiven Roboter Marvin machen. Gemeinsam fliegen sich nach Magrathea. Dort findet die Truppe raus, dass die Erde eigentlich ein von Mäusen betreuter Riesencomputer war, der die Frage zur Antwort nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest berechnen sollte. Nach einem Besuch des Restaurants am Ende des Universums verschlägt es Arthur und Ford auf die prähistorische Erde…

Prognose: BBC-Adaption der ersten beiden Teile des Science-Fiction-Klassikers von Douglas Adams (im Shop). Natürlich, die Effekte sind rettungslos veraltet und die Pappkulissen und Spielzeugraumschiffe waren schon damals zum Kichern, aber: Die Serie ist das beste Beispiel dafür, dass üppige production values eben nur als Beigaben zu betrachten sind, entscheidend ist der Geist, die Haltung und die Intelligenz hinter der Kamera und die Macher haben sich alle Mühe gegeben Adams Vorlage, die die BBC-Chefs erst für unverfilmbar hielten, trotz limitierter Möglichkeiten so originalgetreu wie möglich auf den Bildschirm zu transferieren und das ist – nicht zuletzt dank angemessener Schauspieler – durchweg geglückt. Man findet das Hörspiel, beziehungsweise die danach entstandenen beiden ersten Romane, ohne größere Abstriche auf dem Bildschirm wieder und Adams geniale Ideen und goldene Worte können auch niedrige Budgets nichts anhaben, wobei die kostengünstige Machart den Irrwitz des Inhalts eigentlich eher unterstützt als boykottiert. Jedenfalls ist das Ganze eine unglaublich charmante, liebevolle, wirklich hinreißende Angelegenheit. Und wer jetzt denkt, dass das die Worte eines Nostalgikers sind, soll einfach mal mit der mindestens 50-mal so teuren Big-Budget-Kino-Adaption von 2005 vergleichen – die ist nicht ohne Grund mittlerweile vergessen ist, während das TV-Juwel trotz aller Macken seit Jahrzehnten in Ehren gehalten wird.

Die Serie wurde wie so viele Serien zu dieser Zeit für eine Ausstrahlung im deutschen Fernsehen gekürzt, um die Folgen besser ins Programm integrieren zu können, bedauerlicherweise wurden genau diese Fassungen leider dann auf VHS und DVD veröffentlicht – die kommende Blu-ray sollte endlich ungeschnitten sein (bitte vor einem Kauf aber noch mal recherchieren, eine endgültige Bestätigung seitens Universum steht zum momentanen Zeitpunkt noch aus), auf jeden Fall aber gibt es mindestens eine Tonne (zum Teil ganz neue) Extras.

Per Anhalter durch die Galaxis • Großbritannien 1981 • Regie: Alan J.W. Bell • Darsteller: Peter Jones, Simon Jones, David Dixon, Sandra Dickinson, Mark Wing-Davey, Stephen Moore, David Learner, David Tate, Martin Benson, Richard Vernon, Rayner Bourton, Joe Melia

 


Killjoys

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Outlander, Staffel 4 – ab 05.11.2018, RTL Passion: Die vierte Season der leicht schwülstigen „Historical Science-Fiction“ im Free-TV.

• The Gifted, Staffel 2 – ab 07.11.2018, Fox: Die zweite Staffel des eigentlich ganz ordentlichen „X-Men“-Ablegers um Teenies mit speziellen Fähigkeiten…

• Ad Vitam, Staffel 1 – ab 08.11.2018, Arte: In einer nahen Zukunft ist dank enormen medizinischem Fortschritt der Tod ein Problem von gestern. Da passen die Leichen von sieben jugendlichen Selbstmördern natürlich so gar nicht ins Bild. Ein 119jähriger Polizist ermittelt mit Hilfe einer psychotischen 24jährigen… französische Sci-Fi aus dem Arte-Stall: Klingt gut, sieht gut aus, taugt auch mit Sicherheit.

• Hackerville, Staffel 1 – ab 08.11.2018, TNT Serie: Cybercrime-Serie von den „Deutschland 83“-Machern: Cybercrime-Expertin Lisa Metz ermittelt gemeinsam mit einem Polizisten und einem Programmierer nach einem schweren Hackerangriff auf eine deutsche Bank. Die Spuren führen ins rumänische Dorf Timișoara, was die Untersuchungen auch zu einer Reise in die eigene Vergangenheit werden lässt… Hört sich jetzt erstmal nicht wie die Neuerfindung des Toasters an, aber da „Deutschland 83“ auch sehenswert war, geben wir an dieser Stelle mal einen Vertrauensvorschuss…

• Marvel’s Spider-Man, Staffel 2 – ab 10.11.2018, Disney XD: Auch diese Spider-Man-Adaption haut nicht gerade die Wale aus der Bucht, aber angesichts der katastrophalen letzten Realverfilmung von 2017 wirkt diese Trickfilmvariante wie ein Meisterwerk in kubrickschen Dimensionen.

• Mars, Staffel 2 – ab 11.11.2018, National Geographic: Sehenswerte National-Geographic-Serie, die Science-Fiction-Elemente dem aktuellen Entwicklungsstand der Raumfahrt und der Marsforschung gegenübergestellt.

• She-Ra and the Princess of Power, Staffel 1 – ab 16.11.2018, Netflix: Reboot des 1980er-Jahre-Kults. Ist eigentlich – wie alle Wiederkäuungen von alten Stoffen – nicht wirklich notwendig, allerdings haben die Netflixler mit Comic-Künstlerin Noelle Stevenson eine recht ungewöhnliche Showrunnerin ans Projekt gesetzt, die bereits im Vorfeld dank einiger ästhetischer Entscheidungen für einen kleinen Wirbel im Nerdom gesorgt hat. Könnte vielleicht ganz interessant werden. Mal sehen.

• Killjoys, Staffel 4 – ab 28.11.2018, Syfy: Stammleser wissen, dass es sich bei „Killjoys“ um einen der großen Favoriten des Magazins handelt und ein großer Teil der Belegschaft hat sich den 28.11. bereits mit einem dicken Edding extrafett im Kalender markiert.

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