16. Juli 2018

Teamplay gegen Aliens

Der Koop-Shooter „Earthfall“ überzeugt mit kurzweiliger Vier-Spieler-Action

Lesezeit: 4 min.

Virtuelle Schießbuden, die per se oder hauptsächlich darauf ausgerichtet sind, zusammen mit anderen on- wie offline kooperativ gespielt zu werden, stehen immer hoch im Kurs. Das noch recht junge und in Seattle beheimatete Entwicklerstudio Holospark verpackte diese Dauerbrenner-Formel in ein zwar nicht innovatives, aber doch sehr launiges Alienapokalypse-Szenario und lässt dieses unter dem Namen Earthfall seit einigen Tagen auf PS4, Xbox One und PC auf uns los. Nach einem verheerenden Meteoritenunglück überschwemmten darin aggressive Aliens die Erde und machen Jagd auf die wenigen Überlebenden, die sich mit ihrer verbleibenden Feuerkraft in kleineren Widerstandsgruppen im Nordwesten der USA primär die eigene Haut retten müssen.

Im Vorfeld (zurecht) mit Valves gelungener Zombie-Reihe Left 4 Dead verglichen, schickt uns Earthfall auf eine gut sechs Stunden dauernde und in zwei Kampagnen unterteile Alienhatz mit insgesamt zehn Kapiteln, die wir entweder zusammen mit drei weiteren Mitstreitern oder als Singleplayer inklusive drei KI-Kämpfern bestreiten können. Wer letzteres anpeilt kann das Fähigkeiten-Niveau der KI einstellen und so ein wenig weiter am Schwierigkeitsgrad schrauben.

Der fällt übrigens schon auf Normal ziemlich knackig aus, sodass Earthfall schon deshalb am meisten Spaß macht, wenn man mit mehreren, einigermaßen erfahrenen Shooter-Spielern in die Schlacht zieht, um sich abzusprechen, mit Medi-Packs zu heilen und den Rücken freizuhalten. Angenehmerweise können wir jederzeit aus einer laufenden Partie aus- oder umgekehrt in eine einsteigen, sodass schnelle Sessions ebenso drin sind wie intensivere Kampagnenstreifzüge.

Besonders ungewohnt heutzutage: Mangels Checkpoints innerhalb der Kapitel, bedeutet jeder Tod einen kompletten Neustart des Kapitels – eine Designentscheidung, die unnötig Frust provozieren kann. Musste das wirklich sein, liebe Entwickler? Allerdings darf man zu deren Ehrenrettung einräumen, dass Earthfall dennoch nicht zu den wirklich schwersten Ablegern seiner Zunft zählt und insgesamt mit etwas Übung und Übersicht stets genießbar bleibt.

Holospark verspricht, dieses aber vor allem noch sehr überschaubare Erlebnispaket mit kostenlosen Zusatzevents und hoffentlich weiteren Modi zu einem dann wirklich „vollwertigen“ Shooter auszubauen. Es könnte sich also trotz des ohnehin moderaten Preises von aktuell ca. 30 Euro lohnen, Earthfall vielleicht erst in ein paar Monaten ausgiebiger zu zocken (auch mit Blick auf die Anzahl möglicher Online-Spieler auf den Servern).

Nicht unwichtig in diesem Kontext: Die Möglichkeit, für Echtgeld zusätzliche Inhalte zu erwerben (also Mikrotransaktionen) wird es zwar geben, doch die umfassen laut Holospark nur kosmetische Aspekte wie Outfits oder Waffenskins. Relevante Vorteile soll man folglich nicht dazukaufen können – wie immer bei einem Game, dessen Geschäftsmodell nicht auf Free-to-play beruht, meinen wir: gut so!

Zu Beginn stehen vier (anpassbare) Avatare zur Auswahl, die sich allerdings alle gleich anfühlen, was Geschwindigkeit oder Standfestigkeit angeht. Allerdings zeichnet jedes Mitglied eine gewisse inszenatorische Individualität aus, sodass im Storyverlauf eine durchaus angenehme Mischung entsteht. Storytechnisch sollte man hier dennoch naturgemäß nicht viel erwarten und leider fehlt es dem Titel neben einer Fundierung der Spielwelt, der Aliens oder der Charaktere auch manchmal an einem roten Faden hinsichtlich der Verknüpfung einzelner Episoden. Aber wirklich schlimm oder gar peinlich wird es nicht, sodass die Story unter „ganz ok“ verbucht werden kann. Wer länger spielt, erhält immerhin über eine Datenbank im Hauptmenü weitere Informationen zum Geschehen.

In den einzelnen Missionen geht es durch typische Locations wie alte Bahnhöfe, Wälder oder kleine Ortschaften, in denen der offene Überlebenskampf gegen verschiedene Gegnerkategorien absolut im Vordergrund steht. Subtilität sucht man vergebens, wobei Gegner wie die giftig explodierenden Sapper, die mit fiesen Klauen bewaffneten Trasher oder das riesige, energiespeiende Monstrum namens Beast in ihren Abfolgen und jeweiligen Angriffsmustern genug Abwechslung in Kombination mit einigen weiteren Gegnerarten garantieren.

Die Shooter-Mechanik funktioniert gut und die Waffenauswahl kann sich definitiv sehen lassen. Nur das Trefferfeedback wirkt arg lasch, da die Gegneranimationen kaum bis keine Reaktion auf Schüsse zeigen und auch das Waffenhandling der einzelnen Wummen oder Nahkampfwaffen hätte noch eine Spur individueller ausfallen dürfen. Zusätzlich erhöht die Option, einzelne Barrikaden zu errichten und so Mitstreitern Schutz zu gewähren, das taktische Portfolio und macht es oft nötig, das Teamwork weiter zu verfeinern, um nicht einfach von einer schieren Masse überrannt zu werden. Kein aufwändiges Feature, aber eben sinnvoll integriert. Das gilt ebenfalls für die in den Arealen auffindbaren 3D-Drucker, mit denen sich Ausrüstung herstellen lässt.

Technisch bewegt sich Earthfall ebenfalls auf solidem Terrain. Monster, Areale und Avatar-Modelle gehen grafisch allesamt als ordentlich durch, ohne wirklich an der obersten Design-Etage anklopfen zu können. Selbiges gilt für die Sounduntermalung. Kleinere Bugs und Mängel bei der Performance fallen zwar auf, jedoch nicht weiter ins Gewicht.

Fazit

Holospark liefert mit Earthfall einen guten Koop-Shooter, der vor allem Fans kurzweiliger Action-Games ohne viel Tiefgang gefallen dürfte. Nahezu jedes Feature des Titels könnte man mit sehr ordentlich, aber weder einzigartig noch wirklich überragend deklarieren. Das trifft auch auf Gegner, Charaktere, Setting oder die Grafik zu, die allesamt zu gefallen, aber nicht nachhaltig zu begeistern wissen.

Wer also aktuell rund 30 Euro auf PS4, Xbox One oder PC für einen absolut soliden Shooter ausgeben möchte, der mit weiteren Inhalten, mehr Spielern und einigen Patches sicher noch an Format gewinnen kann, macht hier nichts verkehrt. Aliens wie das imposante Beast oder die meist sehr gegenwärtige Furcht vor der nächsten Gegnerwelle pumpen schließlich schon jetzt ganz ordentlich Adrenalin ins Spielerblut.

Earthfall • Holospark • Koop-Shooter

Abb. © Holospark

 

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