16. Juli 2019

Außerirdische Comicmagie

Science-Fiction-Comic-Neuheiten im Juli

Lesezeit: 4 min.

Dr. Strange fliegt in den Weltraum, James Bond erlebt als Schüler den Krieg, Wonder Woman kämpft gegen Nazis und Sexisten, Lovecraft als Manga, Rick und Morty, Star Wars und die zerstrittenen Superhelden von Mark Millar: Das sind die Comicnovitäten für Juli.

 

Dr. Strange 1: Der oberste Zauberer der Galaxie

Panini, Paperback, 116 S.

Dr. Strange verliert seine Kräfte. Deshalb schickt Eisner-Gewinner Mark Waid („Avengers“, „Flash“, „Kingdom Come“) den obersten Marvel-Zauberer mit einem Raumschiff von Tony Stark ins All. Auf fremden Planeten hofft Strange, seine magische Energie wiederaufzufüllen. Helden außerhalb ihrer Komfortzone sind immer erfrischend, bei Dr. Strange sind das Raumschiffe und Aliens. Waid und Zeichner Jesus Saiz („Captain America“) inszenieren das im einsteigerfreundlichen ersten Band solide, jedoch ohne den Sense of Wonder einzufangen, der hier möglich gewesen wäre.

 

James Bond 007 Bd. 9: Origin

Splitter, Hardcover, 176 S.

Die laufende 007-Comicserie bei Splitter betritt neues Terrain. Wie frühere Adaptionen in Buch, Comic und Trickserie, widmet sich der neueste Hardcoverband James Bonds Jugend. Es geht also um die Anfänge und die Hintergrundgeschichte, auf Comicdeutsch die Origin. Autor Jeff Parker („X-Men: Erste Schritte“) und Zeichner Bob Q („Lone Ranger“) zeigen die Erlebnisse des jungen Bond im Krieg in Schottland und seine ersten Schritte in der neu gegründeten Abteilung MI6 der britischen Regierung. Wie immer gibt es den Band als limitierte Vorzugsausgabe.

 

Wonder Woman: Erde Eins Band 2

Panini, Paperback, 140 S.

Noch eine neue Origin: Der schottische Superstarautor Grant Morrison („Batman“, „Doom Patrol“) und der kanadische Klassezeichner Yanick Paquette („Swamp Thing“, „Batman Inc.“) modernisieren Wonder Womans Anfänge auf der Alternativwelt Erde 2 in drei Bänden. Der zweite Teil ist ausgesprochen lesenswert und frisch geraten. In der Vergangenheit kämpfen Wonder Woman und die Amazon gegen eine Nazi-Invasion, in der #metoo-Gegenwart hetzen mächtige weiße Männer der feministischen Ikone mehr als einen chauvinistischen Psychiater auf den Hals. Paquette liefert tolle Seiten und Bilder, Morrison scharfsinnigen, brandaktuellen Subtext. Auch als Harcover erhältlich.

 

H. P. Lovecrafts der Hund und andere Geschichten

Carlsen, Paperback, 176 S.

Der japanische Künstler Guo Tanabe adaptiert mehrere Horrorgeschichten von H. P. Lovecraft als schwarzweiße Manga. Die Auswahl der klassischen, aber nicht gar so bekannten oder abgenutzten Lovcraftstorys über Grabräuber und eine U-Bootbesatzung überrascht. Die Umsetzung ist nicht immer perfekt, aber für westliche Leser spannend und ungewöhnlich. 2018 erhielt die Sammlung eine Nominierung für den amerikanischen Eisner Award. Anfang 2020 soll bei Carlsen Tanabes Mangaadaption von Lovecrafts „Die Farbe aus dem All“folgen.

 

Jupiter’s Circle

Panini, Paperback, 300 S.

Panini packt alle 12 US-Hefte von „Jupiter’s Circle“, dem Prequel zu „Jupiter’s Legacy“ von Mark Millar und Frank Quitely, als deutsche Erstveröffentlichung in einen dicken Komplettband. Millars Superhelden kämpfen in den 50ern gegen ihre eigenen Leidenschaften und Fehler, Superschurken, Alienmonster, das schwulenfeindliche FBI und vor allem sich selbst. Eine gute, kritische und eigenständige Hommage, die Wilfredo Torres, Chris Sprouse, Davide Gianfelice und andere ordentlich gezeichnet haben, auch wenn keiner von ihnen Frank Quitely ist.

 

Black Hammer: The Quantum Age

Splitter, Hardcover, 176 S.

Apropos Superheldenhommage. Jeff Lemire ist mit „Black Hammer“ ein unbestritten großer Wurf gelungen, aber er macht es sich, Lesern und Verlagen selbst schwer. Denn Hauptserie und Spin-offs sind nach ein paar wild betitelten und nummerierten Bänden schon etwas unübersichtlich. Unnötig, und das kommende Crossover mit DC wird kaum helfen. Dessen ungeachtet muss man als Fan der US-Superhelden „Black Hammer“ natürlich lückenlos lesen. Der aktuelle Band „The Quantum Age“ verneigt sich vor der Legion der Superhelden, greift die Ereignisse aus der Hauptserie auf und wurde vom eben schon genannten Wilfredo Torres bebildert.

 

Rick and Morty 4

Panini, Paperback, 132 S.

Nach dem von Patrick Rothfuss mitgeschriebenen Crossoverband „Rick and Morty vs. Dungeons & Dragons“ geht es mit der regulären Comicserie von Genie Rick und Gutmensch Morty weiter. Im neuen Band voller Scifi-Satire und foesem Scifi-Spaß bekommt es die Familie der Titelhelden mit Royals, Robobros, Kriminellen und einem Gentleman-Ganoven zu tun, der zu viel „Doctor Who“ geguckt hat. Futter für Fans, oder anders ausgedrückt: Die neue Staffel der Animationsserie rückt immer näher, die gelungenen Comics helfen, die Wartezeit zu überbrücken.

 

Handbuch für Superhelden – Teil 1 & 2

Jacoby und Stuart, Hardcover, 96 S.

Gut durchdachte Superheldenbotschaft aus Schweden: Die Comics von Elias und Agnes Valhund sind in Schweren äußerst erfolgreich, jetzt startet ihre Serie auch in Deutschland. Die Idee zum Projekt hatte Autor Elias Valhund, nachdem seine eigene Tochter in der Schule gemobbt wurde. Im Comic findet das Mobbingopfer Lisa das Handbuch für Superhelden und wird zu einer echten Superheldin, die sogar ihre Mobber rettet. Und die Moral von der Geschicht’?

 

Star Wars – Doctor Aphra Bd. 4: Liebe in Zeiten des Chaos

Panini, Paperback, 160 S.

Das muss man Autor Kieron Gillen lassen: Doctor Aphra ist eine der interessantesten Ergänzungen des „Star Wars“-Mythos der jüngeren Vergangenheit und sowieso abseits der Filme. Derzeit kümmert sich Autor Si Spurrier um die von seinem englischen Landsmann erfundene Antiheldin, die im aktuellen Band einer imperialen Zwangsarmee angehört und einen riskanten Plan entwickelt, um diesem Schicksal zu entkommen. Außerdem ist Zeichner Kev Walker zurück.

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